Bereits 60 Kinder angemeldet

Berlin bekommt die erste schwul-lesbische Kita

01.10.2022
Lesedauer: 4 Minuten
Seit 2020 befindet sich der „Lebensort Vielfalt am Südkreuz“ im Bau. Im Frühjahr sollen das Mehrgenerationenhaus, die Beratungsstellen, Pflegeplätze und auch die schwul-lesbische Kita fertig sein Foto: © Parwez

Im Vorstand des Gesellschafters sitzt der angebliche Pädophilie-Verfechter Rüdiger Lautmann (86)

Berlin – Es ist deutschlandweit das erste Projekt dieser Art: In Berlin-Schöneberg soll im Frühjahr eine schwul-lesbische Kita eröffnen.

Die Einrichtung wird ein Teil vom sogenannten „Lebensort Vielfalt am Südkreuz“ (Ella-Barowsky-Str. 27/28, Schöneberg). In dem Gebäude plant die Schwulenberatung Berlin ein Mehrgenerationenhaus für homo-, bi-, trans- und intersexuelle Menschen, eine Beratungsstelle und Pflegeplätze.

Und eben auch die Kita, die aus den Einrichtungen „Rosarote Tiger“ und „Gelbgrüne Panther“ besteht. Das alles unter dem Motto LSBTI*, also lesbische, schwule, bisexuelle, transgender und intergeschlechtliche Menschen.

►Das Konzept

In den Kitas solle vorgelebt werden, wie es ist, schwul oder lesbisch zu sein. „Dann gibt es zum Beispiel zehn gewöhnliche Kinderbücher und eben drei, in denen der Prinz einen Prinz heiratet“, erklärt Schwulenberatungs-Geschäftsführer Marcel de Groot (60).

Geschäftsführer der Schwulenberatung Berlin Marcel de Groot (60) betreut das Projekt
Geschäftsführer der Schwulenberatung Berlin Marcel de Groot (60) betreut das Projekt
Foto: © Parwez

Den Kleinen solle es so leichter fallen, sich später zu outen, falls sie nicht heterosexuell sind. De Groot: „An sich ist unser Konzept aber genauso, wie bei anderen Kitas. Die LSBTI*-Lebensweise soll einfach etwas sichtbarer sein.“

► Das Personal

In der Stellenausschreibung für die Kita-Leitung stand unter dem Stichwort „Voraussetzungen“: „Zugehörigkeit zu LSBTI* oder sehr gute Kenntnisse der Lebenswelten der LSBTI*“.

Mittlerweile sind eine Kita-Leitung und ein Stellvertreter gefunden. „Einer der beiden gehört auch LSBTI* an“, sagt de Groot. Die Erziehersuche laufe noch. „Wir lehnen aber auch keinen ab, der hetero ist und trotzdem findet, dass das eine gute Sache ist“, so der 60-Jährige.

► Die Kita-Plätze

Insgesamt 93 Kinder sollen am Südkreuz bereut werden – 60 Voranmeldungen gibt es bereits. Wie es heißt, müssen die Jungen und Mädchen noch nicht wissen, ob sie schwul oder lesbisch sind … Alle Kinder würden aufgenommen. Es kämen Anmeldungen von Regenbogenfamilien, aber auch von Berlinern, die einfach in der Nähe wohnen.

„Ein Elternpaar hat sich gemeldet, dessen Sohn zu seinem Geburtstag gerne ein Kleid und Haarspangen trägt“, sagt der Geschäftsführer. „Sie hoffen, dass das bei uns mehr Akzeptanz findet als bei der bisherigen Kita.“

So wird für die neue Kita geworben
So wird für die neue Kita geworben
Foto: Schwulenberatung Berlin

► Was ist LSBTI*?

Mittlerweile gibt es viele verschiedene Bezeichnungen für Menschen, die der Regenbogen-Community angehören. LSBTI* ist eine deutsche Variante davon.

Die Buchstaben LSBTI* stehen für Menschen, die lesbisch, schwul, bi-, trans- oder intersexuell sind, und drücken die sexuelle Vielfalt aus. Das Sternchen am Ende soll sämtliche weitere Geschlechtsidentitäten einschließen und ist fester Bestandteil der Abkürzung. Manchmal wird das Sternchen auch durch ein Plus ersetzt.

Insgesamt meint LSBTI* dasselbe wie die englische Bezeichnung LGBTI* (lesbian, gay, bi, trans, inter).

Pädophilie-Verfechter sitzt im Vorstand

Eine Personalie bei der schwul-lesbischen Kita bereitet bereits Bauchschmerzen: Im Vorstand des Gesellschafters der Schwulenberatung sitzt Pädophilie-Verfechter Rüdiger Lautmann (86).

Der häufig geäußerte Vorwurf gegen ihn: Er befürworte Pädophilie. 1994 veröffentlichte er das Buch „Die Lust am Kind. Portrait des Pädophilen“ …

Lautmann selbst weist diesen Vorwurf von sich. „Ich bin kein ‚Befürworter‘ des Missbrauchs oder der Pädophilie; vielmehr habe ich versucht, die pädophilen Täter zu verstehen und ihre Vorgehensweisen zu beschreiben.“

Er soll außerdem Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität gewesen sein, die u.a. 1997 die Broschüre „Kind und Sexualität“ veröffentlichte. Dort heißt es: „Man fühlt sich dennoch bemüßigt, vor einer Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen zunächst einmal und generell zu warnen, auch wenn man sie im Grunde bejaht.“

Lautmann war im Jahr 1979 außerdem an einem Antrag beteiligt, der die Streichung von Paragraf 176 (sexuelle Handlungen an Kindern unter 14 Jahren stehen unter Strafe) forderte.

Geschäftsführer De Groot sagt dazu: „Herr Lautmann hat mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun, die Idee zu den Kitas kam von uns. Das wäre aus meiner Sicht auch zu problematisch.“

Die Senatsverwaltung für Bildung ist hellhörig geworden und schreibt nach BILD-Anfrage „Aufgrund der vorliegenden Hinweise werden wir uns sehr zeitnah ein detailliertes Organigramm mit den konkreten Verantwortungsbereichen für die Kita-Bereiche vorlegen lassen und den Hintergrund mit unseren Verhandlungspartnern erörtern“.

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