In der Nähe von Berchtesgaden in Bayern halten drei Männer einen Schleuser fest, bis die Polizei kommt. Der Verdächtige sitzt jetzt in Untersuchungshaft, doch auch den couragierten Bauern droht Ärger durch die Justiz.
„Wir haben doch nur unsere Pflicht als Bürger getan“, sagt Landwirt Hans H. Er kann kaum fassen, dass ihm und zwei weiteren Männern Ärger droht, weil sie einen Schleuser unter anderem mithilfe eines Traktors dingfest machten.
Zunächst bemerkte der Landwirt, dass jemand unterhalb seines Bauernhofs einen Transporter an einer Maschinenhalle geparkt hatte. „Der stand schon um 6.30 Uhr mit seinem Transporter bei uns auf dem Gelände, war dann wieder weg“, berichtet er gegenüber „ Bild “. „Um 9 Uhr war er wieder da, dann sind die Männer alle weggerannt in den Wald, die einen links, die anderen rechts.“
Bei den Männern, die wegrannten, handelte es sich um 18 Migranten, die in dem völlig überladenen Transporter über die Grenze nach Deutschland gebracht worden waren – illegal, wie die Staatsanwaltschaft Traunstein feststellte.
„Hol den Traktor, wir sperren die Zufahrt ab“ – so stoppte Landwirt den Schleuser
Dann handelte der Landwirt. „Ich habe zu meinem Sohn gesagt: Hol den Traktor, wir sperren die Zufahrt ab“, berichtet er. Zusätzlich stellte das Duo, dem ein Nachbar half, noch einen Bauzaun auf, um eine Flucht des Transporters über die Wiese zu verhindern. Der wollte sich allerdings nicht so einfach stoppen lassen und fuhr los in Richtung Bauzaun. „Mit vollem Karacho ist er über den Bauzaun drüber. Überall flogen die Teile. Ich habe gedacht, der fährt uns über den Haufen.“
Allerdings blieb das Fahrzeug wenig später in der Wiese liegen. Der Landwirt, sein Sohn und der Nachbar reagierten sofort und hielten Schleuser, einen Serben, fest, damit er nicht zu Fuß türmen kann. Die Polizei, die Nachbarn per Notruf verständigt hatten, traf wenig später ein. Auch ein Krankenwagen kam, um eine blutige Verletzung im Gesicht des Schleuser zu behandeln.
Schleuser geschlagen? Jetzt droht Trio ein juristisches Nachspiel
Der Schleuser sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft und auch einige der Migranten, offenbar Syrer, wurden per Fahndung gefunden. Allerdings droht auch den couragierten Schleuser-Fängern ein juristisches Nachspiel. Die Polizei überprüft, ob die Aktion der Privatpersonen rechtens war. Der Schleuser sagte offenbar gegenüber der Polizei aus, dass die Männer ihn geschlagen hätten, als sie ihn festhielten.
Landwirt Hans H. ist fassungslos, betont, er und seine zwei Helfer hätten nur ihre Pflicht getan. „Der Mann hätte sein kriminelles Handeln bestimmt weitergeführt, wenn wir ihn nicht gestoppt hätten.“ Den Vorwürfen widerspricht er gegenüber „Bild“ deutlich. „Wir haben den Mann nicht geschlagen. Vielleicht hat er seine Verletzungen ja erlitten, als er über den Bauzaun gebrettert ist.“
