Corona-Maßnahmen

Ausschreitungen bei Protesten – Zehntausende demonstrieren in Wien

12.12.2021
Lesedauer: 5 Minuten
In vielen deutschen Städten sind erneut Menschen gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen. Dabei wurden Journalisten attackiert. Und auch die Ausbreitung der Omikron-Variante sorgt für neue Sorgen. Quelle: WELT

In mehreren Städten haben Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. In Reutlingen, Bennewitz und Greiz kam es zu Ausschreitungen. In Wien versammelten sich erneut mehr als 40.000 Menschen. FPÖ-Chef Kickl sagte, man mache weiter, bis die Regierung „vor die Hunde“ gehe.

In mehreren Städten Deutschlands haben am Wochenende Gegner der Corona-Maßnahmen demonstriert. In Hamburg protestierten am Samstag mehrere Tausend Menschen unter dem Motto „Das Maß ist voll – Hände weg von unseren Kindern!“. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf und bis zu 10.000 Teilnehmern. „Die Abstände werden eingehalten, soweit man das sehen kann“, sagte ein Polizeisprecher.

An einer verbotenen Demonstration in Frankfurt nahmen knapp 100 Menschen teil. Die Polizei löste die Versammlung nach eigenen Angaben auf. Beamte überprüften dabei Personalien und sprachen Platzverweise aus. Die Kundgebung in der Innenstadt verlief friedlich. Die Stadt hatte am Donnerstag die angemeldete Demonstration untersagt. Sie befürchtete, dass die Protestler „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ die wegen der Corona-Pandemie geltenden Auflagen missachteten.

Bei einer Kundgebung von in Reutlingen kam es zu Ausschreitungen. Bei der Versammlung unter dem Motto „Für Freiheit, Wahrheit und Selbstbestimmung“ nahmen nach Angaben der Polizei bis zu 1500 Menschen teil.

Die Demonstranten hatten sich am Abend am Bürgerpark versammelt, um von dort aus zum Tübinger Tor und weiter Richtung Marktplatz zu ziehen. Aufforderungen zum Tragen einer Maske seien ignoriert worden, hieß es weiter. Infolgedessen wurde die Versammlung durch das Amt für öffentliche Ordnung aufgelöst.

Im Anschluss zog eine Gruppe weiter Richtung Karlstraße und Zentraler Omnibus Bahnhof. Teilnehmer des Aufzugs entzündeten dabei vereinzelt Pyrotechnik und Fackeln. Beim Versuch der Polizei, die Versammlung am ZOB zu stoppen, durchbrachen Teilnehmer des Aufzugs nach Polizeiangaben mit Gewalt die Kette der Einsatzkräfte, sodass diese von Pfefferspray und Schlagstöcken Gebrauch machten. Im Laufe des Abends wurden mehrere Strafverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Beamte, Beleidigung und versuchter Körperverletzung eingeleitet. Außerdem wurden rund 100 Platzverweise erteilt.

Angriffe auf Polizisten in Thüringen

In Thüringen gab es mehrere Versammlungen. In Greiz kamen demnach etwa 1000 Demonstranten zusammen. Dabei kam es zu mehreren Angriffen auf Beamte, wie die Polizei mitteilte. Diese gingen daraufhin unter Einsatz von Pfefferspray gegen die Angreifer vor. Bei den Ausschreitungen wurden demnach 14 Polizisten verletzt, von denen zwei vorübergehend nicht mehr dienstfähig sind. Eine Beamtin kam zur Behandlung in ein Krankenhaus.

In auf Twitter verbreiteten Videosequenzen war zu sehen, wie Teile der Protestierenden mit den Einsatzkräften rangelten, um die Absperrung zu durchbrechen. Ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete von einer aggressiven Stimmung. Insgesamt stellte die Polizei 227 Identitäten fest, erteilte 108 Platzverweise und leitete 47 Ordnungswidrigkeiten- und 44 Strafverfahren ein.

In Sondershausen (Kyffhäuserkreis) zählte die Polizei insgesamt 43 Teilnehmer, die sich gegen Mittag auf dem Marktplatz versammelt hatten. Nach der Aufforderung durch die Beamten zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes löste sich die Gruppe wieder auf.

In Bad Liebenstein kamen am frühen Abend mehrere Menschen im Bereich der Innenstadt zusammen und setzten sich von dort aus in Bewegung. Insgesamt nahmen nach Angaben der Polizei rund 300 Menschen an dem Aufzug teil. Nach etwa einer Stunde war dieser jedoch wieder beendet. Es wurde eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz erstattet.

Auch in Wien demonstrierten am Samstag erneut zehntausende Menschen gegen die geltenden Corona-Maßnahmen und die von der Regierung angekündigte Impfpflicht. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am Nachmittag unter Berufung auf Polizeiangaben berichtete, befanden sich etwa 44.000 Menschen am Heldenplatz in der Hauptstadt. Dort wetterte der Chef der rechtspopulistischen FPÖ, Herbert Kickl, gegen die Politik der Regierung. Auch in anderen Städten der Alpenrepublik fanden Proteste statt.

In Wien haben sich Menschen versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu protestieren
In Wien haben sich Menschen versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu protestieren
Quelle: dpa/Florian Schroetter

Kickl kündigte an, die Protestaktionen würden so so lange andauern, bis die Regierung „vor die Hunde“ gehe. „Wir alle können dazu einen Beitrag leisten“, sagte er bei der von seiner Partei als „Megademo für Freiheit gegen Chaos und Zwang“ angekündigten Kundgebung. Neben Kickl ergriffen auch andere FPÖ-Vertreter das Wort. Anschließend setzte sich ein Protestmarsch in Gang.

Am Sonntag berichtete die Polizei aus dem sächsischen Bennewitz ebenfalls von Verletzten nach Auseinandersetzungen. Laut ersten Angaben der Einsatzkräfte handelte es sich dabei um zwei leicht verletzte Beamte und zwei Teilnehmer der dortigen Versammlung, die nicht angemeldet und laut Coronauflagen auch unzulässig war.

Demnach hatte die Polizei am Sonntagmorgen die Personalien der Teilnehmer einer aus etwa 25 Menschen bestehenden Versammlung feststellen wollen, als Beamte attackiert wurden. Die Lage habe nur durch „robustes Vorgehen“ unter Kontrolle gebracht werden können, teilte die Polizei in Leipzig zu dem Vorfall weiter mit.

Lockdown in Österreich endet am Sonntag

Laut APA waren in Wien insgesamt 32 Demonstrationen angemeldet worden, sieben davon wurden untersagt. Rund 1400 Polizisten waren den Angaben zufolge im Einsatz, um für einen friedlichen Ablauf der Proteste und die Einhaltung der geltenden Covid-Bestimmungen zu sorgen. Auch in Klagenfurt gingen am Samstag laut APA rund 2500 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße.

In ganz Österreich gilt seit drei Wochen ein Teil-Lockdown, der am Sonntag endet. Fast alles war in dieser Zeit geschlossen, nur Schulen und Geschäfte für den täglichen Bedarf blieben geöffnet. Zudem hat die Regierung eine allgemeine Corona-Impfpflicht ab dem 1. Februar verfügt. Seit Verkündung dieser Regel haben die Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wieder deutlich zugenommen. Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Wien ebenfalls mehr als 40.000 Menschen.dpa/AFP/säd/ll/krö

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