Donald Trump (76) hat einmal mehr Geschichte geschrieben. Er wurde am Dienstag in einem Gericht in Manhattan als erster Ex-Präsident der USA strafrechtlich angeklagt.
Im Zentrum stehen die 130 000 Dollar Schweigegeld, die sein damaliger Anwalt Michael Cohen (56) im Wahlkampf von 2016 an die Porno-Darstellerin Stormy Daniels (44) gezahlt hatte, um eine angebliche Sex-Affäre aus den Schlagzeilen zu halten.
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► Die Fragen, die sich seit gestern stellen: Ist dieser Prozess der Anfang vom Ende von Donald Trump? Oder helfen die Anklage Trump bei seinem politischen Comeback?
BILD erklärt, warum die Anklage Trump wieder stark machen könnte.
US-Medien haben nur ein Thema: Trump
Die Szenen in New York erinnerten an die berühmte Flucht des Football-Stars OJ Simpson (75) in einem Ford Bronco aus dem Jahre 1993. Wie damals übertrugen auch diesmal alle TV-Sender von NBC, ABC, CBS bis CNN und MSNBC endlos Bilder von einer fahrenden Autokolonne.
Aus Helikoptern filmten sie, wie der 45. Präsident der USA vom Trump-Tower an der Fifth Avenue vier Meilen durch die Straßenschluchten von Manhattan zum Strafgericht in Downtown gefahren wurde. Ihre Top-Moderatoren spekulierten dazu Minuten lang, was Trumps Gesichtsausdruck wohl verraten könnte. Da war von „ernst“, „traurig“ oder „besorgt“ die Rede.
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Später wurden die 34 Anklagepunkte von Staatsanwalt Alvin Bragg (49) analysiert. Es wurde diskutiert, wer der zuständige Richter Juan Merchan (60) ist und ob er eine politische Agenda haben könnte. Die TV-Nation Amerika sah gebannt zu.
So besorgt Ex-Entertainer Trump auch gewesen sein mag: Er war da, wo er am liebsten ist – im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Und er setzte sich in Szene. Er präsentierte sich den Kameras mit geballter Faust und nutzte das Medien-Spektakel, um seine Anhänger zu mobilisieren.
Umfrage zeigt: So schwächt die Anklage seine Gegner
Der Nachrichten-Sender „CNN“ ermittelte in einer Befragung seiner Zuschauer: 60 Prozent der Amerikaner glauben, dass Donald Trump zu Recht angeklagt wird. Gleichzeitig sind aber mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der Amis überzeugt, dass die Anklage politisch motiviert ist. Es ginge in erster Linie nicht um die Tat, sondern darum, eine neue Trump-Präsidentschaft zu verhindern.
Genau diese These wird Trumps Anhänger motivieren und viele Republikaner wieder hinter ihn bringen. Ob der Prozess derweil auch die demokratischen Wähler 2024 zur Wahlurne treiben wird, scheint fraglich.
Die erste Umfrage von Yahoo News/YouGov, die nach der Anklage durchgeführt wurde, zeigt, dass Trumps Unterstützung unter den Republikanern sprunghaft angestiegen ist – und seine innerparteilichen Gegner empfindlich trifft. Trump hat jetzt einen Vorsprung von 26 Prozentpunkten gegenüber dem Gouverneur von Florida, Ron DeSantis – vor zwei Wochen waren es nur acht Punkte.
Trump-Wutrede zu den Anhängern
Als er Stunden später wieder in seinem Wohnsitz Mar-a-Lago (Florida) war, richtete er sich gegen 20:30 Uhr Ortszeit an seine Anhänger. Seine Rede wurde live übertragen und von Millionen Amerikanern verfolgt.
„Ladies und Gentlemen, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten“, stellte ein Sprecher ihn vor, als Trump vor das Mikrofon trat und zur Attacke blies.
Er sei von Anfang an Zielscheibe der Demokraten gewesen. „Erinnert ihr euch noch wie die Demokraten meine Kampagne ausspioniert haben?“, fragte er. Gemeint war ein Lauschangriff der Obama-Administration auf den Trump-Tower unmittelbar nach Trumps Wahlsieg von 2016.
Trump sprach die Russland-Vorwürfe gegen sich an – die beiden Amtsenthebungsverfahren, die am Ende abgeschmettert worden waren. Die FBI-Razzia in Mar-a-Lago, wo er geheime Dokumente aus seiner Zeit im Weißen Haus gelagert hatte. Viele Präsidenten vor ihm hätten dies ebenfalls getan. Doch erst bei ihm habe es eine Razzia gegeben.
Er zeigte mit dem Finger auf Hillary Clinton (75) und ihre gelöschten E-Mails, auf Bill Clintons (76) Lewinsky-Lüge, auf den Skandal um Joe Bidens (80) Sohn Hunter (53).
Niemand sei je angeklagt worden. Nur er.
Dann schaltete Trump in den Wahlkampfmodus, pries seine Erfolge. „Der Dollar war stark. Die Wirtschaft war stark. Wir hatten die größten Steuersenkungen aller Zeiten. Wir waren Energie-unabhängig. Und wir hatten Frieden“, sagte er. Die Anwesenden skandierten: „USA! USA!“
► Trump attackierte seinen Nachfolger Joe Biden. „Unser Land geht zur Hölle.“ Die Wirtschaft stehe vor einem Zusammenbruch. Der Abzug des US-Militärs aus Afghanistan sei eine Katastrophe und Schande gewesen. Es drohe der Dritte Weltkrieg – ein Nuklearkrieg.
Fazit: Trump nutzte den Trubel um seine Person, um Wahlkampf zu machen. Denn schon jetzt scheint klar: Der Prozess gegen ihn wird bis nach der Wahl 2024 andauern. Und eine Anklage selbst hindert ihn nicht an einer Kandidatur.
Wie gefährlich wird die Anklage?
Es ist bislang unklar, wie gefährlich die Anklage für Trump wirklich werden kann. Seine Gegner jubelten gestern, für sie steht fest: Die Beweislast ist erdrückend. Trump ist schuldig. Doch wie oft waren sie schon der Meinung, dass Donald Trump überführt und am Ende sei?
Für Trumps Anhänger ist derweil klar: Eine neue Hexenjagd. New Yorks Demokraten setzen die Justiz als politische Waffe ein.
Die US-Medien sind sich derweil alles andere als einig. Die „New York Times“ schrieb: „Der Fall gegen Donald Trump ist stark.“ Das Blatt räumte in einem anderen Kommentar aber auch ein: „Joe Biden hat das Oval Office. Trump hat das Rampenlicht.“
Das „Wall Street Journal“ urteilte derweil über die Anklage: „Es gab keine Überraschung. Mit Ausnahme der Tatsache, dass der Fall von Staatsanwalt Bragg noch schwächer als erwartet ist.“


