Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt gegen Verantwortliche des Deutschen Roten Kreuzes in Friesland. Nach SPIEGEL-Informationen soll das DRK Leistungen im Impfzentrum abgerechnet haben, die gar nicht erbracht wurden.
Die Ermittlungsgruppe »Vakzin« hat Räumlichkeiten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Friesland durchsucht, darunter das Impfzentrum in Schortens und die Geschäftsstellen der Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde. Es geht um den Verdacht des Abrechnungsbetrugs. Für drei Mitarbeiter soll das DRK nach SPIEGEL-Recherchen Arbeitsstunden im Impfzentrum abgerechnet haben, die gar nicht erbracht wurden. Das ergab eine Überprüfung ihrer Stundenaufzeichnungen. Der Schaden für den Landkreis könnte rund 2000 Euro betragen.
Verdacht, dass Leistungen falsch abgerechnet wurden
Offen ist allerdings noch, ob sich die Vorwürfe des Abrechnungsbetrugs erhärten oder ob es womöglich eine plausible Erklärung für die nicht geleisteten Stunden geben könnte. Das sollen die Durchsuchungen ergeben. »Wir gehen dem Verdacht nach, dass Leistungen falsch abgerechnet wurden«, sagt Thorsten Stein, Sprecher der Staatsanwaltschaft Oldenburg. Das DRK war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Auf Hinweise zur aktuellen Verdachtslage stieß die Polizei bei ihren Ermittlungen zum Impfskandal in Schortens. Die Mitarbeiterin Antje T. soll dort sechs Spritzen mit Kochsalzlösung und möglicherweise den Resten aus zwei gebrauchten Ampullen des Wirkstoffs von Biontech und Pfizer aufgezogen haben. Weil Zeugen beobachtet haben wollen, dass sich die 38-jährige Krankenschwester im Labor auffällig verhielt, könnten auch deutlich mehr wirkungslose Spritzen in dem Impfzentrum verabreicht worden sein. Der Landkreis ging auf Nummer sicher und lud inzwischen mehr als 10.000 Menschen zur Nachimpfung ein, die ihre Impfung während der Dienstzeiten von T. bekommen hatten.
Antje T. beteuert, dass es sich um einen Einzelfall gehandelt habe. Damals sei ihr eine Ampulle heruntergefallen, was sie nach eigenen Angaben vertuschen wollte.
Bei der Vernehmung von Zeugen in dem Verfahren gegen T. wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung soll die Polizei auf Hinweise gestoßen sein, die in Richtung Abrechnungsbetrug beim DRK wiesen.