Impfpflicht an US-Grenze

Corona-Demo in Kanada: Premier Trudeau wird in Sicherheit gebracht

31.01.2022
Lesedauer: 4 Minuten
Tausende Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrierten am Samstag vor dem Parlament in Kanada. © Adrian Wyld/dpa

Tausende protestieren gegen die Corona-Regeln in Kanada. Die Polizei bereitet sich auf mögliche Gewalt vor – und bringt Premierminister Trudeau in Sicherheit.

Ottawa – In der Hauptstadt von Kanada haben sich tausende Menschen vor dem Parlament versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Die Aktion, die als Protest gegen eine Impfpflicht beim Übertreten der Grenze zwischen Kanada und den USA startete, zieht auch Personen aus dem extremistischen rechten Spektrum an, wie die Nachrichtenseite CBC berichtet. Die Polizei bereitet sich auf mögliche Gewalt vor, während der Premierminister Justin Trudeau in Sicherheit gebracht wurde.

Am Sonntag (23.01.2022) startete ein Geleit an LKW-Fahrern in Vancouver, etwa 4400 Kilometer von Ottawa entfernt. Das Ziel des sogenannten „Freedom Convoy“ war es, mit der Fahrt in die Hauptstadt und dem darauf folgenden Protest auf die Probleme von ungeimpften Personen in Kanada aufmerksam zu machen, die arbeitsbedingt die US-Grenze überqueren müssen. Den aktuellen Regeln zufolge müssen kanadische LKW-Fahrer ohne Corona-Impfung bei einer Rückkehr aus den USA in eine 14-tägige Quarantäne.

Corona-Demonstration in Kanada: Polizei in Ottawa wird verstärkt

Auf der Fahrt in die Hauptstadt schlossen sich immer mehr Fahrer dem Konvoi an, der am Samstag (29.01.2022) in Ottawa von tausenden weiteren Demonstranten empfangen wurde. Daraufhin versammelten sich die Gegner der Corona-Regeln vor dem kanadischen Parlament. Neben Impfgegnern, die aufgrund der Pandemie-Maßnahmen ihre Arbeit verloren haben, zieht die Veranstaltung auch Personen aus dem rechtsextremistischen Spektrum an. So wurden Berichten vor Ort zufolge konföderierten Flaggen gesehen. Das Zentrum der Hauptstadt wurde weitestgehend blockiert, wie die CBC meldete. Die Polizei rechnete vor dem nicht angemeldeten Protest mit bis zu 10.000 Teilnehmern. Offizielle Angaben zu den tatsächlichen Zahlen gibt es nicht.

Der Corona-Protest vor dem Parlament von Kanada liefen Polizeiangaben zufolge am Samstag generell friedlich ab. Ein Einkaufszentrum in Ottawa musste schließen, als es von Demonstrierenden überrannt wurde, die gegen die Maskenpflicht verstießen. Außerdem wurde ein Journalist mit einer Bierdose beworfen. Während die Veranstalter jegliche Form von Gewalt verurteilen, gibt es unter den extremistischen Teilnehmern Stimmen, die genau danach rufen, wie die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft CBC berichtet. Die Polizei in Ottawa wird deshalb von Einsatzkräften aus anderen Städten verstärkt.

Kanada: Premierminister Justin Trudeau wegen Corona-Demos evakuiert

Der vor Kurzem wiedergewählte Premierminister von Kanada Justin Trudeau und seine Familie haben außerdem ihr Haus in etwa vier Kilometer Entfernung vom Ort des Protestes evakuiert. Diese Maßnahme folgte einer Warnung, dass Demonstrierende an den Häusern von Politikern auftauchen könnten. Der genaue Aufenthaltsort von Trudeau ist nicht bekannt.

Der Protest weist Parallelen zu dem Sturm auf das Kapitol in den USA im Januar 2021 auf. Auch damals hatten sich Demonstrierende vor dem Sitz des Kongresses versammelt, wobei die Versammlung schließlich eskalierte und Menschen in das Kapitol eindrangen. Bei dem Vorfall in den USA handelte es sich um Unterstützer von Donald Trump. Trump selbst begrüßte den Protest in Kanada, wie die Nachrichtenseite CTV News berichtet. Auf einer Veranstaltung am Samstag sagte der ehemalige Präsident, dass die Teilnehmer „mehr für die Verteidigung der amerikanischen Freiheit tun als unsere eigenen Politiker.“

Corona: Tausende demonstrieren in Kanada – Trudeau spricht von „Randminderheit“

Trudeau hingegen bezeichnete die ungeimpften LKW-Fahrer schon am Freitag als „kleine Randminderheit“, die nicht für die Mehrheit der Menschen in Kanada stehe. Auch der Branchenverband Canadian Truckin Alliance kritisierte die Proteste und teilte mit, dass die große Mehrheit der kanadischen Trucker gegen Corona geimpft seien. Kanada hat insgesamt eine Impfquote von 90 Prozent der Erwachsenen.

Der Protest vor dem kanadischen Parlament soll mindestens das Wochenende über andauern, könnte sich allerdings noch länger ziehen, wie die Polizei gegenüber CBC mitteilte. Die Veranstalter sagten wiederholt, dass sie nicht gehen werden, bis sie bekommen, was sie wollen.

Nicht nur an der Grenze gelten strikte Corona-Maßnahmen: So hat die Provinz Quebec in Kanada eine Gebühr für Ungeimpfte eingeführt. (vbu/afp)

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