"Gar nicht so weit weg"

Als Merkel in die Zukunft blicken soll, lacht das Auditorium

09.06.2017
Lesedauer: 2 Minuten
Angela Merkel weist zurück, die „Führerin der freien Welt“ in der Auseinandersetzung mit US-Präsident Trump zu sein. Sie sieht Argentinien als Partner im Kampf gegen Protektionismus und neue Zollschranken. Quelle: N24

Bei ihrem Besuch in Argentinien lässt die Kanzlerin eine Bemerkung fallen, die viele deutsche Autoliebhaber entsetzen dürfte. Sie zeigt sich vom autonomen Fahren überzeugt – und über Autofahrer sagt sie: „Wir sind das größte Risiko.“

Müde wirkte die Kanzlerin, als sie am Donnerstagnachmittag Ortszeit vor Studenten im Wissenschaftszentrum Polo Científico auftrat. Zu dem Zeitpunkt hatte Angela Merkel bereits einen fünfzehnstündigen Flug aus Deutschland und sieben Stunden Programm in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires hinter sich. Zum ersten Mal besuchte sie das südamerikanische Land.

Vielleicht war es ihrem Zustand nachlassender Konzentrationsfähigkeit geschuldet, dass sie sich in der Fragerunde nach einer etwas verhaspelten Rede zu einer gerade für eine deutsche Bundeskanzlerin kühnen Aussage hinreißen ließ. Da fragte ein Student die Kanzlerin, wie sie sich denn die Welt in 20 Jahren vorstelle. Mit welchen Problemen man da so konfrontiert sei.

Das Auditorium lachte. Ein wenig zu allgemein schien die Frage doch. Vorgänger des Fragestellers wollten eher etwas zu geplanten Doppelbesteuerungsabkommen wissen. Doch Merkel nahm das Angebot an und sinnierte, wie sie sich die Welt in 20 Jahren vorstellt. „Das ist ja gar nicht so weit weg“, schickte sie voraus.

Autonomes Fahren wird zum Zwang

Zunächst wiederholte sie einige altbekannte Positionen und Auffassungen. Die demografische Entwicklung werde eine große Herausforderung, die Digitalisierung werde natürlich die Arbeitswelt komplett verändern. Nichts Neues. Dann aber sagte die Kanzlerin unvermittelt: „Wir werden in 20 Jahren nur noch mit Sondererlaubnis selbstständig Auto fahren dürfen.“ Es werde das autonome Fahren geben.

Also ein Auto, das selbst entscheidet und selbst denkt und selbst lenkt. Die Bundesregierung fördert die Forschung daran seit Jahren. Kanzlerin, Forschungsministerin und Verkehrsminister sehen darin eine der großen Zukunftstechnologien ebenso wie die Autobauer.

Dass dies aber zur Folge haben soll, dass das autonome Fahren nicht nur eine Möglichkeit, sondern ein Zwang wird und das bisherige Modell – also das selbstständige Steuern durch einen menschlichen Fahrer – die genehmigungspflichtige Ausnahme, das ist eine neue Qualität. Schon heute erzeugt das autonome Fahren viele Ängste. Mancher misstraut der Technik, manche fühlen sich um ihren Spaß am Fahren gebracht. Was für die müde Kanzlerin Verheißung ist, ist für viele Deutsche eine Drohung.

Die Naturwissenschaftlerin Merkel geht offenbar davon aus, dass der Mensch spätestens in zwanzig Jahren aber der Technik weit unterlegen ist. Und dann gilt in ihren Augen das klassische Prinzip der Risikominimierung. Als Grund für ihre Prognose, dass man nur noch mit Sondererlaubnis selbst fahren dürfe, sagte sie: „Wir sind das größte Risiko.“ Wir, die Fahrer.

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