Medien

Zeitungsverleger diskutieren Verbandszukunft

14.02.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Mathias Döpfner, BDZV-Präsident und Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archiv Quelle: dpa-infocom GmbH

Berlin (dpa) – Zeitungsverleger diskutieren bei einer Delegiertenversammlung über die Zukunft ihres Verbands BDZV. Das Online-Treffen am Montag fällt in eine Zeit, in der sich Verbandspräsident und Chef des Medienkonzerns Axel Springer («Bild», «Welt»), Mathias Döpfner, durch einen Bericht der britischen Tageszeitung «Financial Times» neuen Vorwürfen rund um den Fall des Ex-«Bild»-Chefredakteurs Julian Reichelt ausgesetzt sieht.

Vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) hieß es auf dpa-Anfrage zur Tagesordnung: «Auf der Agenda stehen zentral medienpolitische Themen unter dem Aspekt der neu gebildeten Regierung sowie Modernisierungsfragen zu einer noch schlagkräftigeren Organisation des BDZV.»

Der Verband hatte die Delegiertenversammlung nach einem Treffen des Präsidiums im November angekündigt. In der damaligen Sitzung ging es auch um eine umstrittene Äußerung Döpfners. Wochen davor hatte die US-Zeitung «New York Times» aus einer schon älteren privaten Kurznachricht des 59-Jährigen an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre zitiert. Döpfner hatte über «Bild»-Chefredakteur Reichelt geschrieben: «Er ist halt wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland», der noch «mutig» gegen den «neuen DDR-Obrigkeitsstaat» aufbegehre. «Fast alle anderen sind zu Propaganda Assistenten geworden.» Das hatte Kritik in der Medienbranche ausgelöst, die bis zur Rücktrittsforderung Döpfners als Verbandspräsident reichte. Springer hatte die Kurznachricht als Ironie eingeordnet.

Der Medienkonzern in Berlin hatte Reichelt Mitte Oktober von seinen Aufgaben an der Spitze von Deutschlands größtem Boulevardblatt entbunden, unmittelbar nachdem die Presserecherchen der «New York Times» sowie die eines Investigativ-Teams der Mediengruppe Ippen bekanntgeworden waren. Gegen Reichelt hatte es bereits im Frühjahr 2021 interne Ermittlungen wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen gegeben.

Die «Financial Times» brachte vor einigen Tagen neue Vorwürfe auf. Demnach sollen Springer schwere Vorwürfe gegen Reichelt bereits vor der Untersuchung bekannt gewesen sein. Das Unternehmen soll mehr gewusst haben, als es nach außen dargestellt habe. Zudem sollen sich Döpfner und Spitzenkräfte während der Ermittlungen und nach deren Abschluss für den Schutz Reichelts eingesetzt haben. Auch von einer Liste mit unliebsamen Namen ist die Rede. Springer hatte am Dienstag knapp reagiert. Von einem Konzernsprecher hieß es: «Der Artikel zeichnet ein irreführendes Bild der Compliance-Untersuchung, der daraus gezogenen Konsequenzen, des gesamten Unternehmens und seiner Führung.»

Für die BDZV-Delegiertenversammlung hatte die Funke Mediengruppe, die zahlreiche Regionalzeitungen wie «Berliner Morgenpost» und «Hamburger Abendblatt» im Portfolio hat, vorab Ideen für einen Reformprozess eingebracht, um als Verband schlagkräftiger zu werden. In dem Papier, das der dpa vorliegt, heißt es unter anderem: «Am Ende des Reformprozesses sollte ein personeller Neuanfang in der ehrenamtlichen Struktur stehen. Dabei ist zu überlegen, ob die aktuelle Präsidentenstruktur zeitgemäß ist oder alternative Aufstellungen eher zum Ziel führen.» Funke hatte sich nach dem «Financial Times»-Bericht gegenüber dem «Spiegel» erneut kritisch zu Döpfner geäußert.

© dpa-infocom, dpa:220213-99-111447/3

Pressemitteilung von November 2021

Satzung BDZVAnzeige

Bericht „Financial Times“

Funke über Döpfner im „Spiegel“

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