Es sei „eine Vergewaltigung von Sprache“: Mit drastischen Worten positioniert sich der umstrittene Autor Uwe Tellkamp („Der Turm“) gegen das Gendern. Der 53-Jährige hatte auch schon mit Aussagen über Geflüchtete und angeblich drohende Repressionen gegen Andersdenkende für Irritationen gesorgt.
Neubrandenburg. Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Deutschland müssten sich nach Auffassung des Autors Uwe Tellkamp (53) deutlicher als bisher gegen die Einführung von Gender-Sprachregeln positionieren. „Die Sprache ist wie eine tausendstimmige Orgel“, sagte Tellkamp am Dienstagabend bei einer Lesung anlässlich der Uwe-Johnson-Literaturtage in Neubrandenburg. Das umstrittene Gendern sei aber „eine Vergewaltigung von Sprache.“ Das sei, als ob man einem Organisten zwei Register der Orgel wegnehme, weil diese irgendwie kolonial belastet seien. Dann klinge die Orgel nicht mehr. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehne das ab.
Ihm sei unverständlich, warum sich Autorinnen und Autoren noch nicht intensiver dagegen einsetzen, sagte der Schriftsteller unter kräftigem Beifall. In Neubrandenburg stellte der Dresdner seinen neuen Roman „Der Schlaf in den Uhren“ vor. Dabei gab er sich auch als Bewunderer der DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933-1973) zu erkennen, die in Neubrandenburg gelebt hatte. „Sie hat mir sehr imponiert“, sagte Tellkamp nach einem Besuch im Reimann-Literaturmuseum. Reimann, als deren Hauptroman „Franziska Linkerhand“ gilt, gehörte zu den bekanntesten und streitbarsten Autorinnen und Autoren in der DDR.
Tellkamp, preisgekrönter Autor des Wenderomans „Der Turm“, war nach Äußerungen über Geflüchtete und angeblich drohende Repressionen gegen Andersdenkende in Deutschland in die Kritik geraten. Er hatte 2008 in Neubrandenburg für den Roman „Der Turm“ den Johnson-Preis erhalten, später den Deutschen Buchpreis und den Nationalpreis. Die Uwe-Johnson-Tage wollen dem Dialog in der Gesellschaft wieder mehr Raum geben und enden am 27. Oktober.
RND/dpa