Kinderfernsehen

Transperson bei der „Sendung mit der Maus“ – zu viel für einige Erwachsene

29.03.2022
Lesedauer: 2 Minuten
"Die Sendung mit der Maus" ist eine der beliebtesten Kindersendungen im deutschen Fernsehen und greift immer wieder aktuelle Themen auf. Auch der Ukraine-Krieg wurde erklärt. © WDR/Trickstudio Lutterbeck / ARD

Alle lieben die „Sendung mit der Maus“. Zumindest bis Sonntag. Weil das Kinderprogramm des WDR eine Transperson zum Thema machte, tobt im Internet eine aufgeregte Diskussion.

„Wie aus Erik Katja wurde, das kann sie uns am besten selbst erzählen.“ Die Geschichte ist eigentlich völlig unspektakulär. Katja ist eine Transperson. Sie sah früher einmal anders aus, denn sie war mal ein Mann. Sie lebt jetzt so, wie sie sich immer gefühlt hat, nämlich als Frau. „Man wird geboren mit männlichen Geschlechtsorganen, also mit einem Penis und weiß aber tief im Inneren, das ist man nicht. Ich bin eine Frau“, erklärt Katja. Heute geht es ihr besser als früher.

Das ist die Kurzversion eines siebenminütigen Beitrags in der „Sendung mit der Maus“ (hier zu sehen ab Minute 13:00) vom vergangenen Sonntag. Den jungen Zuschauern wurde erklärt, was eine Transperson ist. Nicht mehr, nicht weniger. Doch die Ausstrahlung weckte offenbar starke Emotionen, vor allem bei Erwachsenen. In Sozialen Medien starteten einzelne Menschen eine Empörungswelle. Ein kinderloser Mann sprach in Anspielung auf das gebührenfinanzierte Programm von der „Zwangsmaus“, mit der Kinder indoktriniert würden. Es handle sich um „ideologisch-sexualisierte Früherziehung“, Transgeschlechtlichkeit sei kein Kinderthema. Wirklich nicht?

WDR rechtfertigt Transgender bei „Sendung mit der Maus“

Brigitta Mühlenbeck, Programmgruppenleiterin des Kinderfernsehens beim WDR, widerspricht: „Transgeschlechtlichkeit ist gesellschaftlich relevant. Es gibt Kinder und Jugendliche, die ein Problem mit ihrem Geschlecht haben. In Schulklassen ist Transgeschlechtlichkeit Thema, ob offen darüber gesprochen wird oder nicht“, sagte sie im Interview mit dem „Spiegel“. Es sei deshalb höchste Zeit, dass das Thema behandelt und erklärt werde als etwas, das zu diesem Leben dazugehört. Mühlenbeck widerspricht außerdem dem Vorwurf, der Beitrag sei sexualisiert gewesen. Es sei weder um Geschlechtsangleichung noch um Geschlechtsverkehr gegangen. Sondern um Empathie für einen anderen Menschen.

Da in dem Beitrag auch Begriffe wie „im falschen Körper geboren“ verwendet wurden, fühlten sich auch Transmenschen angegriffen. Auch den vorherigen Namen der Person anzusprechen, sei eine Diskriminierung. Mühlenbeck merkte an, dass es darum gegangen sei, junge Menschen vor dem Fernseher mit dem Thema abzuholen. „Das heißt, dass wir so über ein Thema sprechen, wie in unserer gesellschaftlichen Realität darüber gesprochen wird.“

Dass Kinder tatsächlich Probleme mit der Maus-Sendung zum Thema Transgender hatten, dazu gibt es bislang keine Hinweise. Die Einschaltquote lag mit 1,8 Millionen sogar leicht über dem Schnitt. Obwohl der Inhalt am Anfang angekündigt wurde, gab es keine Abbrüche. Auch Erwachsene können bei der „Maus“ offenbar noch viel lernen. Vor allem kinderlose Männer.

mai

Das könnte Sie auch interessieren

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024
ARD-Show "Die 100"
26.11.2024
Abstimmung über neue EU-Kommission
27.11.2024

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

11 − acht =

Weitere Artikel aus der gleichen Rubrik

ARD-Show "Die 100"
26.11.2024

Neueste Kommentare

Trends

Alle Kategorien

Kategorien