Verstoß gegen Plattformregeln

TikTok drosselt Reichweite von AfD-Politiker Maximilian Krah deutlich

19.03.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Maximilian Krah: Spitzenkandidat der AfD für die Wahl des EU-Parlaments Foto: Clemens Bilan / EPA

TikTok hat die Reichweite des rechtsextremen AfD-Politikers Maximilian Krah deutlich eingeschränkt. Seine Beiträge würden momentan nicht mehr im sogenannten »Für dich-Feed« ausgespielt, bestätigte das Unternehmen dem SPIEGEL. Der »Für dich-Feed« ist das zentrale Element der Kurzvideo-App. Es ist entscheidend dafür, ob Beiträge viral gehen oder nicht. Nutzerinnen und Nutzer können Krahs Inhalte momentan nur noch dann sehen, wenn sie gezielt seine TikTok-Seite aufrufen.

Als Begründung teilte TikTok mit, dass Krah »wiederholte Verstöße gegen unsere Community-Richtlinien« begangen habe. Die Drosselung der Reichweite gelte momentan und insgesamt für einen Zeitraum von 90 Tagen, hieß es aus dem Unternehmen.

Krah nutzt TikTok gezielt, um darüber junge Wählerinnen und Wähler anzusprechen. Im vergangenen Jahr wurden seine Videos jeweils mehr als Hunderttausend Mal, teils sogar mehr als eine Million mal ausgespielt. Mitte März von Krah hochgeladene Beiträge wurden dagegen nur wenige Tausend Mal angesehen.

Des Weiteren hat TikTok mehrere Videos von Krah auf der Plattform vollständig gesperrt. Das teilte der AfD-Politiker auf Anfrage mit.

Hardliner innerhalb der AfD

Welche Aussagen zu diesen Maßnahmen führten, wollte das Social-Media-Unternehmen auf Anfrage nicht erläutern. Nach SPIEGEL-Informationen soll Krah mit homophoben Aussagen, mit Hetze gegen Geflüchtete und Aussagen im Sinne der Verschwörungstheorie vom großen Bevölkerungsaustausch gegen die Regeln der Plattform verstoßen haben.

Maximilian Krah ist Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl im Juni. Er ist ein rechtsextremer Hardliner, der dem thüringischen AfD-Fraktionschef Björn Höcke und dem rechten Vordenker Götz Kubitschek ideologisch nahesteht. Außenpolitisch hat Krah ein Faible für Autokraten in China und Russland. (Lesen Sie hier mehr über Krahs politische Positionen.)

Auf TikTok ist es der AfD in den vergangenen Monaten gelungen, ein großes Publikum zu erreichen. Im Vergleich mit den anderen Parteien hat etwa der Account der AfD-Fraktion ein Vielfaches an Aufrufen.

Unter anderem deshalb steht TikTok in der Kritik, rechtsextremistischen Inhalten eine zu große Plattform zu bieten. Auf der Kampagnen-Seite Campact fordert eine Petition das Unternehmen auf, die Konten der AfD zu sperren. Innerhalb einer Woche wurde sie knapp 250.000 Mal unterschrieben.

TikTok geht gegen »verdeckte Aktivität« vor

Am Dienstag hat TikTok außerdem seinen sogenannten vierteljährlichen Transparenzbericht veröffentlicht. Darin berichtet  das Unternehmen regelmäßig, wie es seine Regeln umsetzt und beschäftigt sich auch mit irreführenden Kampagnen. Die Drosselung des AfD-Politikers Krah wird in der Veröffentlichung nicht aufgeführt. Allerdings hat das Unternehmen nach eigenen Angaben ein versteckt operierendes Netzwerk entfernt, das Pro-AfD-Narrative und Talking-Points russischer Staatsmedien verbreitet habe. Im vierten Quartal 2023 seien 32 zu dem Netzwerk gehörende Konten gelöscht worden, heißt es in dem Bericht.

»Wir konnten feststellen, dass dieses Netzwerk aus Deutschland operierte und auf ein deutsches Publikum zielte.« Es habe sich um einen Versuch gehandelt, den öffentlichen Diskurs in Deutschland zu manipulieren.

TikTok ging in diesem Fall nicht wegen der Inhalte der Beiträge gegen die Konten vor. Nach SPIEGEL-Informationen geht man im Unternehmen vielmehr davon aus, dass es sich um »inauthentische Konten« gehandelt habe. Die Konten sollen sich etwa fälschlicherweise als Konten von Nachrichtenseiten ausgegeben und dann ihre Inhalte verbreitet haben.

Um gegen solche Maßnahmen von irreführendem Verhalten vorzugehen, betreiben sämtliche Social-Media-Plattformen Analyseteams. Diese wehren üblicherweise aus dem Ausland, etwa von russischen Troll-Farmen, orchestrierte Kampagnen ab. Dass aus Deutschland operierende Netzwerke gefunden werden, ist dagegen selten. 

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