Die Enthüllungen über ein Treffen in Potsdam mit angeblich rechtsextremem Hintergrund lösten bundesweit eine Protestwelle aus. Die „Correctiv“-Recherche kam auch auf die Bühne – und wird nun prämiert. Gelobt wird unter anderem die „feine Ironie“ des Stücks.
Die Autoren Lolita Lax und Jean Peters werden für „Geheimplan für Deutschland“ mit einem Preis geehrt. Das Theaterstück war auf Grundlage eines „Correctiv“-Berichts über ein Potsdamer Treffen von Finanziers, Rechtsextremisten sowie Politiker der AfD und der Werteunion entstanden.
Für ihre Arbeit erhalten sie den mit 15.000 Euro dotierten privaten Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis 2024. „Nicht zuletzt die feine Ironie, mit der die Autoren einige Gäste in ihrem theatralen Rollenspiel zwischen dreisten rechtsradikalen Aktivisten und braven Bühnenfiguren entlarven, macht den Text zum Theaterstück der Stunde“, teilte die Mitjurorin und Theaterverlegerin Ute Nyssen in Köln mit. „Wir alle (…) müssen uns fragen, ob wir zu oft weggesehen haben.“
Trotz eines insgesamt entspannten Tons würden durch die Sprache „Angstvorstellungen von realer Deportation“ beschworen. Das Stück stehe „in bester Aufklärungstradition“. Der Preis wird am 10. Mai im Schauspiel Köln verliehen.
Der privat finanzierte Preis wird jährlich vergeben
Der Regisseur und Intendant des Wiener Volkstheaters Wien, Kay Voges, hatte die Recherche von „Correctiv“ am 17. Januar als Koproduktion mit dem Berliner Ensemble und dem Volkstheater auf die Bühnen gebracht – nur eine Woche nach den Enthüllungen.
Bei der szenischen Lesung hatte die Redaktion auch einige als neu präsentierte Details zu dem Treffen in einer Potsdamer Villa von November 2023 publiziert. An dem Treffen hatten AfD-Funktionäre sowie einzelne Mitglieder der CDU und der erzkonservativen Werteunion teilgenommen. Die „Correctiv“-Enthüllungen hatten eine Welle bundesweiter Demonstrationen zur Folge, aber auch diverse Rechtsstreitigkeiten, weil Teilnehmer der Veranstaltung die Darstellungen und deren Interpretation so nicht hinnehmen wollten. WELT hatte mehrfach berichtet.
Bisherige Preisträger des Dramatikerpreises waren unter anderem Wolfram Lotz, Juli Zeh und René Pollesch. Der privat finanzierte Preis wird jährlich vergeben. Ziel ist, bereits gespielten Bühnenautoren den Weg zu weiteren, professionellen Experimenten zu ebnen.
dpa/krott