„An den falschen Stellen gespart“

Kritik an WDR-Berichterstattung zum Unwetter

15.07.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Keine Sondersendungen zur Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen. Der WDR steht unter massiver Kritik.FOTO: OLIVER BERG/DPA

Am Donnerstagmorgen entfielen beim Informations- und Dokumentationskanal Phoenix einige Sendungen. Wegen der Unwetterkatastrophe, die unter anderem Nordrhein-Westfalen besonders stark getroffen hat, gelangten einige „senderelevante Kolleg:innen“ am Morgen nicht in die Sendung.

Zudem fielen einige Übertragungsleitungen und damit auch die Frühsendung aus. Auch die Vor-Ort-Sendungen am Vormittag waren betroffen, Phoenix musste hoffen, am Nachmittag wieder voll sendefähig zu sein.

Eine solche Entschuldigung hatte der WDR nicht, jedenfalls nicht für sein gesamtes Angebot. Der größte Einzelsender der ARD hatte sein Nachtprogramm im Fernsehen und auf der Hauptwelle WDR2 trotz sich zuspitzender Lage in Wuppertal und anderen Orten in der Nacht zum Donnerstag nicht unterbrochen. In sozialen Netzwerken mehrten sich Vorwürfe. Der WDR kündigte für Donnerstag „Sondersendungen im Radio und Fernsehen zu Auswirkungen des Unwetters in NRW“ an.

In den zurückliegenden Tagen hat sich eine der schwersten Unwetter-Katastrophen seit 2014 ereignet, die Wuppertal-Sperre und die Bever-Talsperre liefen über, in Düsseldorf wurde ein Stadtteil evakuiert. Doch trotz dieser Eskalation der Lage gab es am Mittwoch weder im WDR-Fernsehen noch im WDR-Radio es Sondersendungen, auch ein ARD-Schwerpunkt des WDR, des Senders aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland, gab es nicht. Dafür nun aber zuhauf Kritik.

Der Branchendienst DWDL.de sprach sogar von „unterlassener Hilfeleistung“. Chefredakteur Thomas Lückerath schrieb: „Wenn der finanziell großzügig ausgestattete öffentlich-rechtliche Rundfunk wie hier im Falle des WDR es in akuten Krisensituationen nicht schafft, ein verlässliches Informationsangebot für das Sendegebiet zu liefern, was wohl unbestritten zur Kernaufgabe gehört, dann wird bei all den Sparbemühungen der Häuser, an den falschen Stellen gespart.“

Weder Sondersendungen noch Brennpunkte

Der frühere Leiter und Chefredakteur des ARD-Hauptstadtstudios Berlin, Ulrich Deppendorf, wandte sich mit seiner Kritik an die ARD: „Die schwersten Unwetter in Deutschland und im Ersten der ARD gibt es keinen Brennpunkt! Ist das die neue „Informations-Offensive“ der neuen ARD-Programmdirektion? So beschädigt man die Informationskompetenz der ARD.“

Der Sender wiegelte am Donnerstag ab: „In der Nacht hat der WDR im Netz auf WDR.de und bei WDRaktuell zur Situation in Wuppertal, Euskirchen und Rhein-Sieg-Kreis aktualisierte Infos gepostet und alle 30 Minuten monothematische Sonderausgaben der Radio-Nachrichten auf allen Wellen gesendet.“ Beim Jugendsender 1Live sei das Thema die ganze Nacht lang mit Beiträgen in der jungen Nacht der ARD für ganz Deutschland begleitet worden. „Die ARD Nacht-Programme, wie die ARD Info Nacht, wurden aus dem WDR Newsroom mit Informationen versorgt.“

Der Sendebetrieb des WDR-Studios in Wuppertal war wegen den Unwetters gestört, die Stadt Wuppertal hat am Morgen den Strom aus Sicherheitsgründen abgestellt, das Kölner WDR-Studio sprang mit Regionalnachrichten für Wuppertal ein.
Die ARD ließ Kritik an ihrer Arbeit nicht gelten: Man habe am Mittwoch „ausführlich in den Nachrichtensendungen und in den non-linearen Formaten der „Tagesschau“ über das Unwetter/Hochwasser berichtet“. Auch für den Donnerstag „verlängerte „Tagesschau“-Ausgaben um 12 und 15 Uhr“ sowie ein „Brennpunkt“ am Abend geplant.

Zu Sondersendungen entschieden sich am Donnerstag auch die Privatsender. RTL nahm für den Donnerstagabend um 20 Uhr 15  ein „RTL Aktuell Spezial: Wetterkatastrophe in Deutschland“ mit Maik Meuser ins Programm. Sat1 bereitete ein 15-minütiges „Sat1 Spezial“ um 20 Uhr 15 vor, um über die Unwetterlage in Deutschland zu berichten . Das „Sat1-Frühstücksfernsehen“ war wegen der Katastrophe um eine Stunde verlängert worden. (mit dpa)

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