Das Compliance-Gutachten der Kanzlei Lutz/Abel enthalte keine weiteren Überraschungen, sagt Vernau. Allerdings sorgt der Sparzwang zur Absetzung eines beliebten RBB-Formats.
Katrin Vernau darf sich gewürdigt fühlen, gewürdigt in und mit dem, was sie in ihren Monaten als Interimsintendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) geleistet hat. Elisabeth Herzog von der Heide, die stellvertretende Vorsitzende des RBB-Rundfunkrates, nutzte jedenfalls die letzte Sitzung mit Katrin Vernau, die spätestens Mitte September ausscheiden wird, zu einem breiten Dankeschön des Gremiums.
Durch kluges Krisenmanagement, Integrität und Größe habe sie den freien Fall des Senders abgefangen. Echte Zahlen seien geliefert worden, Weichen gestellt, Zukunftsstrategien für neues Vertrauen der Belegschaft in die Senderspitze entwickelt worden. „Sie reden nicht drumherum, sie lassen den Zuckerguss weg“, sagte Herzog von der Heide.
Vernaus eigene Bilanz fiel nicht weniger positiv aus. In einer persönlich getönten Tour d’horizon erinnerte sie an die „ungeordneten Verhältnisse“ und die Liquiditätsdelle, die sie im September 2022 vorgefunden habe. Hier sei im Zusammenspiel mit den Gremien und den Mitarbeitenden ein Richtungswechsel erreicht worden.
„Ruhe und Sachlichkeit sind wieder in den RBB eingezogen“, sagte Vernau. Der Zukunftsprozess sei kurz vor dem Abschluss. Für Vernau steht fest: „Der neue Rundfunk Berlin-Brandenburg hat begonnen – er ist raus aus der Krise.“ Das war, jedenfalls für Antje Kapek, die für die Grünen im Rundfunkrat sitzt, zu viel an Optimismus. Die Krise sei längst nicht beendet.
Diese Einschätzung wird von der Tatsache gestützt, dass die Generalstaatsanwaltschaft Berlin weiter zur Ära Patricia Schlesinger ermittelt und der abschließende Compliance-Bericht der Kanzlei Lutz/Abel noch nicht vorliegt. Zum jüngsten Zwischenbericht vom 30. Juni, der noch nicht veröffentlicht wurde, sagte Vernau, es gebe dort keine neuen Themenkomplexe. Aus ihrer Sicht enthalte er keine Überraschungen. Die bisher aufgelaufenen Anwaltskosten taxierte die Senderchefin auf 2,5 Millionen Euro.

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Programmdirektorin Martina Zöllner stellte dem Gremium für die nächste Sitzung im September die Programmpläne in Radio und TV für 2024 in Aussicht. Das wird spannend, denn der Sender steht weiter unter Sparzwang. So wurde am Donnerstag bekannt, dass die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Mini-Serie „Tina mobil“ wohl keine Fortsetzung bekommt.
„Wir bedauern das sehr, denn die Serie war uns sehr wichtig. Wir hatten gehofft, die weitere Buchentwicklung, die wir schon beauftragt hatten, auch umsetzen zu können. Aber aufgrund der nötigen Einsparungen im Programm sehen wir aktuell leider keine Möglichkeit zur Finanzierung einer zweiten Staffel von ,Tina mobil’“, teilte der RBB mit. „Tina mobil“ handelt von einer Frau in den besten Jahren (Gabriela Maria Schmeide), die ihre Arbeit bei einem Bäcker verliert und sich mit einem Bäckereimobil selbstständig macht.
Immerhin konnte Martina Zöllner davon berichten, dass der Sender, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Wissenschaftslandschaft in Berlin und Brandenburg, für das angekündigte ARD-Kompetenzzentrum „Klima“ seinen Hut in den Ring geworfen habe.