Ein Interview mit Elon Musk sollte Don Lemon als neuen Star bei X etablieren. Jetzt wurde es veröffentlicht. Man kann förmlich zusehen, wie Musk seine Entscheidung bereut.
Es sollte ein Coup werden: Mit Don Lemon hatte Elon Musk einen der bekanntesten Journalisten der USA für seinen Kurznachrichtendienst X gewonnen. Dessen erster Gast für sein neues Talkformat: Musk selbst. Doch nach dem Interview war der Deal vom Tisch. Wenn man sich das nun bei Youtube veröffentlichte Gespräch anschaut, wird schnell klar, warum es so kam.
Zu Anfang ist das Gespräch noch recht freundlich. Beide sprechen sich mit Vornamen an, obwohl Lemon durchaus kritisch fragt, schafft er den Spagat, Musk zu widersprechen, ihm aber auch den Bauch zu pinseln. Doch spätestens als die Sprache auf Musks politische Einstellungen kommt, kippt die Stimmung. Musk wird sichtbar reizbar. Und schnautzt Lemon schließlich regelrecht an.
Musk will über X reden, Lemon über Elon Musk
„Ich muss mir keine Fragen von Journalisten stellen lassen“, patzt er dem verdutzten Lemon entgegen. „Der einzige Grund, warum ich dieses Gespräch mit dir führe, Don, ist dass du auf der Plattform X bist. Sonst würde ich dieses Interview nicht führen“, erklärt er ihm von oben herab. „Mich interessiert nicht, was die Medien von mir denken.“
Der Aufhänger für Musks Ärger ist die sogenannte „Great Replacement Theory“, die in rechten Kreisen sehr beliebt ist. Linke Politiker würden demnach vor allem deshalb Einwanderer ins Land holen, damit diese sie wählen würden – und mit ihnen die bisherige Bevölkerung ersetzen. Dieser auch in der deutschen Rechten gerne verbreitete Mythos wurde von Musk ebenfalls immer wieder befeuert. Auch im Gespräch mit Lemon bekräftigt er diese Meinung. Als der ihn schließlich fragt, ob nicht etwas Zurückhaltung besser sei, um diese Frage von Journalisten zu vermeiden, platzte es schließlich aus ihm heraus.
Harte Fragen
Auch wenn sich das Gespräch nach dem Ausbruch schnell beruhigt, bleibt Lemon hart. Er konfrontiert Musk mit der fehlenden Moderation bei X – und wird prompt zurückgefragt, ob er Zensur lieben würde. Auch in Fragen zu Hatespeech, rassistischen Angriffen bei X und der Diskrimierung in der amerikanischen Gesellschaft kommen beide nicht zusammen. Musk will keine Zunahme an rassistischen Posts erkennen, wieselt sich damit heraus, dass diese von kaum einem Nutzer gesehen würden. Dann spricht Lemon die ausbleibenden Werbeeinnahmen an. Und trifft damit offensichtlich erneut einen wunden Punkt.
„Du sagst: Die Werbekunden könnten X das Genick brechen. Aber liegt die Verantwortung nicht bei dir?“, fragt Lemon sehr direkt. Musk ist kurz sprachlos. „Don, du solltest deine Fragen nun sehr vorsichtig stellen. Du hast noch fünf Minuten“, grollt er sichtlich aufgebracht. Doch Lemon bleibt hart: „Dieselbe Frage nochmal: Du bist der Chef der Firma. Liegt die Verantwortung nicht bei dir?“ Musk muss sich sichtlich zusammenreißen. Er stehe für Meinungsfreiheit ein, erklärt er. „Dabei bleibe ich. Auch wenn die Firma dann weniger Geld verdient.“
Lemon will das so nicht stehen lassen. „Ich frage das, weil du die Verantwortung hast. Wieso gibst du anderen die Schuld, wenn die Firma scheitert?“, erklärt er betont ruhig. Und hakt nochmal nach. „Warum macht diese Frage dich wütend? Du wirkst wütend. Ich wollte dich nicht verärgern.“ Musk wirkt kurz fassungslos. „Du verärgerst mich aber“, bringt er dann heraus. „Die Art, wie du Fragen stellst, ist nicht überzeugend.“
Keine Fragen nach der Familie
Der angespannteste Moment des Gesprächs folgt nur kurz danach. „Gespräche mit dir sind sehr intensiv, angespannt. Was denkst du, wo das herkommt?“, fragt Lemon nach. „Ich wurde so geboren“, versucht es Musk. „Und ich hatte eine schwere Kindheit.“ Als Lemon an diesem Punkt anzusetzen versucht, kann man Musk sein Unwohlsein ansehen. „Das steht im Buch von Walter Isaacson“, versucht er das Thema abzublocken (Hier finden Sie die Auszüge aus dem Buch). Dann beendet er das Thema: „Wir haben wirklich nur noch ein paar Minuten.“
Lemon fragt weiter nach der Familie, nach Musks Vater, nach seinen eigenen Kindern. Ob seine Arbeitswut der Familie schade. Doch der Tech-Gigant weicht immer weiter aus, spricht lieber vom Weg der Menschheit ins All. Welche Fehler er persönlich gemacht habe, fragt Lemon. „Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich meine Fehler berichtigen, aber ich habe keine“, beendet Musk das Gespräch. Nur Stunden später war Lemons Deal vom Tisch.
Quelle: The Don Lemon Show