Netflix-Doku

„Bad Vegan“: Sie war das Poster-Girl der Veganer in New York. Dann traf sie einen Mann, für den sie kriminell wurde

24.03.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Sarma Melngailis hatte ein Händchen fürs Business, aber keines für Männer. © Netflix

Sie war schön, klug, erfolgreich. Die High Society ging in ihrem Restaurant ein und aus. Bis sie einen Mann kennenlernte, der ihr viel versprach und alles nahm. Am Ende saß sie selbst im Knast. Eine Netflix-Doku über einen Skandal, der New York erschütterte.

Die Headline war gut. Sie wurde oft kopiert. „NYCs ‚heißeste Veganerin‘ durch Pizza-Bestellung zu Fall gebracht“. Die Zeile, sie war eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Aber sie war es und eben auch nicht. Es ist kompliziert. So wie die ganze Geschichte von Sarma Melngailis. Der Frau, die sich mit Rohkostküche einen Namen gemacht hatte, in New York City über Jahre das Gesicht der Veganismus-Bewegung war. Bis ein Mann ihr die Liebe versprach, ihr die Millionen ab- und sie selbst um den Verstand schwatzte, so lange, bis beide hinter Gittern saßen. Netflix hat die Story in der vierteiligen Mini-Serie „Bad Vegan: Berühmt und betrogen“ aufgedröselt. Es ist eine Dokumentation zum Verzweifeln.

Es begann wie ein amerikanischer Traum. Sarma Melngailis war eine Frau, wie gemacht für den Aufstieg – schön, clever, ehrgeizig und mit einem Herz in der Brust, das es verstand zu träumen. Anfang der 2000er eröffnete sie das Raw-Food-Restaurant „Pure Food And Wine“, serviert wurde Rohkost auf Fine-Dining-Niveau. Das Konzept war nahezu avantgardistisch. Promis wie Gisele Bündchen und Owen Wilson rannten ihr die Bude ein, machten den Laden zum Hotspot. Melngailis selbst wurde zum Poster-Girl gesundheitsbewusster Foodies – war selten allein und trotzdem einsam. So zumindest die Erzählung. Dann lernte sie online einen Mann kennen. Shane Fox war witzig, charmant und ein Betrüger. Sie heiratete ihn, gab ihm ihr ganzes Geld – Häppchen um Häppchen, Dollar um Dollar. Bis das Restaurant ausgeblutet war und Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden konnten. Shane Fox hieß in Wahrheit Anthony S.

Die Pizza als Symbol des Betrugs

Und als er ihr alles genommen hatte, da fand sie neue Wege, an Geld zu kommen. Und er fand Wege, ihr auch das abzunehmen. Insgesamt waren es fast zwei Millionen Dollar, sie  war längst selbst straffällig geworden. Es endete mit einer gemeinsamen Flucht, einem monatelangen Versteckspiel. Eine Pizza-Bestellung verriet sie letztlich. Die Pizza wurde zum Symbol: Melngailis, die Vorzeige-Veganerin, die Käsepizza isst. Melngailis, die das eine sagt, das andere macht. Melngailis, die Betrügerin. Die Pizza machte sich gut in der Headline. Bestellt aber hatte sie Anthony S.

Die Überfliegerin war abgestürzt. Wie es dazu kommen konnte, das hat der Filmemacher Chris Smith (Tiger King; Fyre: The Greatest Party That Never Happened) zu entwirren versucht. Neben Ex-Angestellten und weiteren Weggefährten, spricht Melngailis selbst. Zudem wurden Video- und Ton-Aufnahmen von Telefonaten aus jener Zeit eingebunden, die Anthony S.,  zumindest indirekt zu Wort kommen lassen. Es ist eine Erzählung über Manipulation, gar Psychoterror, aber auch über Einsamkeit, Naivität und vor allem Abhängigkeit. Es ist eine Erzählung, die wütend macht – und auch nach dem Abspann ein Mysterium bleibt.

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