Eine Anzeige, die sich gegen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock richtet, sorgt für Wut bei den Grünen. Sie ist bei mehreren Medien prominent platziert. Ein Grünen-Politiker stellt die Initiatoren in eine Reihe mit Donald Trump.
Politiker der Grünen kritisieren eine Anzeige scharf, die sich gegen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock wendet. Sie sprechen von einer „Hetzkampagne“. Die von Arbeitgebern getragene Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) hatte großflächige Anzeigen bei mehreren Medien geschaltet, sowohl online als auch in gedruckten Zeitungen. Zu sehen ist ein Bild von Baerbock in einem grünen Gewand mit zwei Gebotstafeln in den Armen. Darüber steht: „Warum uns Verbote nicht ins gelobte Land führen“. Überschrieben ist das Ganze mit: „Annalena und die 10 Verbote“.
Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Konstantin von Notz schrieb auf Twitter: „Es gibt Momente, da offenbaren politische Gegner ihre Urängste, Feindbilder, Komplexe, eigenen Abgründe und Probleme aus Versehen in schonungsloser Offenheit.“
Es gibt Momente, da offenbaren politische Gegner ihre Urängste, Feindbilder, Komplexe, eigenen Abgründe und Probleme aus Versehen in schonungsloser Offenheit. pic.twitter.com/GfPSbs7b9m
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) June 11, 2021
Von einer „Hetzkampagne“ sprach gar Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). „Die Hetzkampagne der CSU und der INSM gegen die Grünen und Baerbock zerstören die politische Kultur“, schrieb er. Er sieht die Initiatoren in einer Reihe mit „Trump, Bannon & Co“. Es werde „Hass und Zwietracht“ gesät.
Die Hetzkampagnen von @csu, @insm und Co gegen @Die_Gruenen und @ABaerbock zerstören die politische Kultur in Deutschland sehenden Auges und vorsätzlich. Das wird lange Nachwirken und viele nötige Fortschritte in unserem Land behindern. Wir werden weiter inhaltlich argumentieren.
— Jan Philipp Albrecht (@JanAlbrecht) June 11, 2021
Doch auch von anderer Seite kommt Kritik. Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, gefällt der religiöse Bezug der Werbeanzeige nicht. „Gewiss, Wahlkampf ist Wahlkampf“, schrieb sie. „Aber die INSM wäre gut beraten, das Thema Religion, von dem sie offensichtlich nichts versteht, anderen zu überlassen. Hier hat sie sich völlig im Ton vergriffen.“
Gewiss, Wahlkampf ist Wahlkampf. Aber die @insm wäre gut beraten, das Thema Religion, von dem sie offensichtlich nichts versteht, anderen zu überlassen. Hier hat sie sich völlig im Ton vergriffen und sollte sichergehen, dass sie nicht mit solchen Darstellungen Vorurteile schürt. pic.twitter.com/QWswKMwNnx
— Charlotte Knobloch (@Cha_Knobloch) June 11, 2021
2000 Likes sammelte schon nach kurzer Zeit dieser Text auf Twitter ein: „Also, ich versteh ja, dass Nachrichtenhäuser Werbeeinnahmen brauchen, aber kann man in Wahlkampfzeiten nicht wenigstens verstärkt drauf achten, welche Werbung geschaltet wird?“, fragte die Journalistin Minh Thu Tran, die für die öffentlich-rechtlichen Medien arbeitet.