„Freiheitsgesäusel“ nennt Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery verächtlich die Kritik an maßlosen Corona-Maßnahmen. Ein schlimmes Missverständnis. Motto: Corona-Not kennt kein Gebot.
Doch.
In unserer freiheitlichen Grundordnung ist Freiheit ein Grundprinzip und kein guter Vorsatz aus dem schlechten Gewissen der Silvesternacht, der nur bis zum 1. Januar hält. Wenn wir zulassen, dass der Anlass darüber entscheidet, ob unsere Grundüberzeugungen gerade passen oder hinderlich sind, haben wir Freiheit nicht verstanden.
Natürlich wäre eine Impfquote von fast 100 Prozent wünschenswert. In unserer freiheitlichen Ordnung müssen wir aber hinnehmen, dass Irrtum, Trotz, Zweifel oder Dummheit zulässig sind.
Deshalb brauchen wir KEINE Impfpflicht.
Politiker, die ihre Tatkraft mit solchen Mitteln unter Beweis stellen wollen und Ungeimpfte als neue Gefährder entdecken, sollten eher Argwohn wecken.
Machen wir uns nicht kleiner, als wir sind. Rund 70 Prozent Impfquote ist unter freiheitlichen Bedingungen ein großer Erfolg. Bei welchen gesellschaftlich wichtigen Themen gibt es sonst einen so breiten Konsens?
Wir sollten der autoritären Versuchung widerstehen, Menschen gewissermaßen für die unerlaubte Entfernung von der Geimpften-Truppe an den Moral-Pranger zu stellen.
Deshalb: Werben wir um Impfungen und erklären immer und immer wieder, wie wichtig die Impfung ist, um uns zu schützen und einen Weg aus der Pandemie zu finden. Nur so kann man überzeugen.
Das „gesunde Mehrheitsempfinden“ ist auch in einer Pandemie für unsere freiheitliche Ordnung ungesund, wenn es zum moralischen Lynchmob wird.