Nach dem 0:1 gegen Frankeich in ihrem ersten EM-Spiel steht die deutsche Nationalelf unter Druck. Zwar spielte sie gegen den Weltmeister phasenweise auf Augenhöhe – aber das reicht auf diesem Level nicht.
Die deutsche Nationalelf hat ihren EM-Auftakt verdient verloren. Das Gegentor fiel zwar unglücklich, es war auch keine durchweg schwache Leistung der Auswahl um Abwehrchef Mats Hummels. Sie hat phasenweise und in Teilen sogar auf Augenhöhe mit dem Weltmeister Frankreich agiert. Ihr Problem: Phasenweise und in Teilen reicht auf diesem Niveau nicht.
Beim 0:1 war längst nicht alles schlecht – doch zu vieles. Der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw fehlte die Durchschlagskraft. In der Offensive ging sie zu wenig Risiko ein, auch in der Endphase entwickelte sie zu wenig Effektivität. Toni Kroos und Ilkay Gündogan, den zentralen Mittelfeldspielern, fehlten mitunter die Anspielstationen – und Rückkehrer Thomas Müller der „Zielspieler“, den er beim FC Bayern in Robert Lewandowski hat.
Die Besetzung der Räume rund um und im Strafraum passte nicht, die Spieler ließen hier die Zielstrebigkeit vermissen. Und die deutschen Standards in der gegnerischen Spielfeldhälfte waren enttäuschend.
Es ist eine bittere Erkenntnis für Kapitän Manuel Neuer und seine Kollegen, denn Frankreich schien an diesem Abend in München nicht unantastbar. Der Druck vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Portugal am Samstag ist nun enorm groß. Das Team um Superstar Cristiano Ronaldo gewann sein erstes Spiel gegen Ungarn 3:0.
Löw setzte gegen Frankreich auf die richtige Aufstellung. Kai Havertz hat gerade die Champions League gewonnen und in den Trainings zuletzt überzeugt. Dienstagabend jedoch enttäuschte er. Der Bundestrainer steht nun vor der Systemfrage. Es braucht gegen Portugal Offensivkraft. Leroy Sané und Timo Werner wechselte er gegen Frankreich ein – Samstag könnten sie von Beginn an spielen.
Eine offensivere Taktik dürfte sich auszahlen. Spannend wird, ob Löw an seiner Dreierkette in der Abwehr festhält – oder auf einer Viererkette umstellt. Er und seine Mannschaft müssen jetzt mehr wagen.Anzeige
Noch ist nicht viel passiert, die Chance auf das Achtelfinale ist da. Doch die Situation ist gefährlich. Bei einer weiteren Niederlage droht das Vorrundenaus. Es wäre das zweite in Folge bei einem großen Turnier. Und eine Schmach für Löw und den deutschen Fußball.
Gegen Portugal geht es um viel. Ein Spiel, das mehr Wagnis der Deutschen verdient.