Aus Berliner Koalitionskreisen wird verlautet, dass die Linke der Grünen Kopf steht, da ihr Kandidat, der zottelmähnige Anton Hofreiter, bisheriger Fraktionschef, nun doch nicht Landwirtschaftsminister wird, sondern der den Realos zugeschlagene Cem Özdemir.
Aber könnte es sein, dass hier das Fell verteilt wurde, bevor der Bär nach allen Regeln der Kunst erlegt wurde? Und dass es nicht nur den Landwirtschaftsminister betrifft, sondern die gesamte neue Regierung?
Am heutigen Freitag endet die Einspruchsfrist gegen die Bundestagswahl, und die kann mit einem Rekord aufwarten: 1700 Einsprüche sind mittlerweile aufgelaufen, soviel wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik, und das bei einem doch hauchdünnen Wahlausgang.
Gut die Hälfte der Beanstandungen haben mit den Wahlen in Berlin zu tun, dem rot-rot-grünen failed state unter den Bundesländern: In manchen Bezirken fehlten die Stimmzettel, in anderen wurde sie an Nichtberechtigte ausgegeben, ein am gleichen Tag veranstalteter Marathon sorgte dafür, dass manche Wahllokale bis in die Nachtstunden geöffnet bleiben mussten.
Bundeswahlleiter Thiel hat seinen Einspruch bereits kundgegeben, seine Stellvertreterin trat zurück, und sogar Innensenator Geisel, der als ehemaliger SED-Funktionär, ganz besonderen Wert auf Korrektheit legt, liess verlauten: «Es darf in unserem Land keinen Zweifel daran geben, dass eine Wahl ordnungsgemäss durchgeführt wird.»
Die Überprüfung der Einsprüche kann bis zu einem Jahr dauern. Dass aber die Wahl tatsächlich wiederholt werden muss, gilt als äusserst unwahrscheinlich.
Ergo: Anton Hofreiter darf sich weiterhin knallrot ärgern, Cem Özdemir weiter zartgrün freuen wie im zweiten Frühling.