Philipp Vetter

Die Klage gegen VW zeigt die Maßlosigkeit der Klimaaktivisten

12.11.2021
Lesedauer: 2 Minuten
WELT-Redakteur Philipp Vetter: "Volkswagen zu verklagen, ab 2030 keine Verbrenner mehr zu verkaufen, ist ein durchsichtiger PR-Stunt" - Quelle: Sina Schuldt/dpa; Claudius Pflug

Ausgerechnet Volkswagen wird von Greenpeace verklagt. Das zeugt von absoluter Ahnungslosigkeit. Kein Autobauer hat das eigene Schicksal so eng mit dem Erfolg der Elektromobilität verknüpft. Mit ihrer Klage stärken die Aktivisten am Ende nur eine Gruppe.

Die Klage von Greenpeace gegen Volkswagen demonstriert nicht nur die Maßlosigkeit der Klimaaktivisten, sie zeugt auch von absoluter Ahnungslosigkeit. Neben der Frage, ob Klimaklagen überhaupt der richtige Weg sind, um Unternehmen auf einen emissionsärmeren Pfad zu zwingen, ist VW sicher das falsche Ziel. Womöglich lässt sich noch argumentieren, dass man bei Ölfirmen wie Shell etwas erreicht, deren Geschäftsmodell nach wie vor auf dem Verkauf von möglichst viel Benzin und Diesel beruht.

Doch nun ausgerechnet Volkswagen zu verklagen, ab 2030 keine Verbrenner mehr zu verkaufen, ist ein durchsichtiger PR-Stunt – pünktlich zum Klimagipfel in Glasgow vermeldet. Die Beklagte – oder vielleicht sollte man eher sagen: Das Opfer – wurde offensichtlich nur gewählt, um einen möglichst prominenten Gegner zu haben. Natürlich ist Europas größter Autobauer für die Aktivisten ein interessantes Ziel.

VW-Chef Herbert Diess gehört zu den wenigen Auto-Managern, die nicht nur ihre eigene Karriere, sondern womöglich auch das ganze Unternehmen auf den Erfolg der Elektromobilität verwettet haben. Andere Konzerne wie BMW und Daimler, aber vor allem die US-Autobauer, haben bislang eher halbherzig mit Plug-in-Hybriden reagiert.

Sollte sich die Technologie der reinen Batterieautos nicht durchsetzen, hat vor allem Volkswagen ein Problem. Diess könnte nichts Besseres passieren, als dass er spätestens 2030 nur noch Elektroautos verkauft – dafür muss man VW nicht verklagen.

Ob das gelingt, liegt allerdings keineswegs nur an Volkswagen. Dafür müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen, die lassen sich aber eben nicht mit Klagen erzwingen. Durch den Gang vor Gericht wird nicht eine einzige Ladesäule mehr gebaut.

Der Gegenwind für den Kurs von VW-Chef Diess ist gewaltig – auch und vor allem aus dem eigenen Konzern. Der Wandel geht mit Arbeitsplatzverlusten und erheblichen Ängsten der Betroffenen einher. Mit ihrer Klage stärken die Aktivisten nicht die Klimaschutzbemühungen, sondern die Gegner.

Wer nun sagt: Eure Bemühungen reichen nicht aus, wird nicht mehr Anstrengung erzeugen, sondern Trotz. Wer das Klima wirksam schützen will, muss auch die Menschen mitnehmen, die wie die VW-Mitarbeiter die Konsequenzen tragen müssen. Diese Klage ist ein Schlag ins Gesicht genau dieser Menschen.

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