Der Corona-Impfnachweis vermittelt trügerische Sicherheit

06.05.2021
Lesedauer: 2 Minuten
Impfpass Der Impfpass alter Schule ist nicht fälschungssicher, muss aber trotzdem als Nachweis für Corona-Geimpfte herhalten, bis es den digitalen Impfpass gibt. (Foto: dpa)

Die Debatte um den nicht fälschungssicheren Impfpass zeigt einmal mehr: Die Politik hat die Digitalisierung verschlafen.

Eigentlich gehört der Impfpass ins Museum. Das Heftchen, das heute gelb ist, gibt es seit mehr als 50 Jahren, geht leicht verloren und lässt sich fälschen. Bislang störte das niemanden. Er war nie für Höheres vorgesehen – erst recht nicht als alltägliche Eintrittskarte in Friseursalons, Einkaufsläden oder private Partys.

Das ändert sich mit den neuen Regeln für Geimpfte, die damit ihren Impfstatus nachweisen müssen, wenn sie Freiheiten genießen wollen. Denn eine digitale Alternative gibt es noch nicht.

Das kommt mit allerhand Problemen daher: Händler fürchten sich vor einer chaotischen Zettelwirtschaft an ihren Pforten, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) warnt vor Fälschungen, Datenschützer sehen die Möglichkeit, dass Kriminelle falsche Angaben zu Impf-Nebenwirkungen in Umlauf bringen könnten.

All das ist ärgerlich, ohne Frage. Niemandem ist es mehr zu erklären, warum Handys mittlerweile als Kreditkarte, Autoschlüssel oder Zugangskarten taugen, der Impfpass allerdings noch auf Papier vorgezeigt werden muss.

Die Probleme sind die Quittung für die verschleppte Digitalisierung durch die Bundesregierung. Einen digitalen und fälschungssicheren Nachweis hätte es längst geben können. Seit Januar können Versicherte die elektronische Patientenakte auf ihr Handy herunterladen. Der digitale Impfpass soll darin erst im kommenden Jahr integriert werden.

Warten auf den digitalen Impfpass bis zum Sommer

Die Pläne wurden vor der Corona-Pandemie geschrieben – dass sie allerdings nicht angepasst wurden, liegt an den teils technologie- und fortschrittsfeindlichen Irrungen des deutschen Gesundheitswesens.

Nun müssen die Bürgerinnen und Bürger bis zum Sommer warten. Das ist schlimm genug, denn die haben in dieser Pandemie eigentlich schon genug gewartet. Es ist das immer gleiche Muster: Papier first. Apps second. Zuerst mussten Passagiere in Flugzeugen Aussteigekarten ausfüllen, bevor Ende 2020 und viel zu spät nach der Sommer-Reisewelle die digitale Einreiseanmeldung kam.

Ähnlich ist es mit den Zetteln in Restaurants und Geschäften, auf denen Gäste ihre Kontaktdaten hinterlegen mussten. Erst jetzt gibt es mit der Luca- und Corona-Warn-App nun die Möglichkeit, sich digital einzuchecken.

Fatal wäre es nun, wenn die Unzulänglichkeiten des gelben Heftchens dazu führen, dass die Ausnahmen für Geimpfte von den Corona-Regeln später kommen als geplant. Die offenen Fragen dürfen nicht zwischen Geimpften und den ihnen zustehenden Freiheiten stehen.

Auch dann nicht, wenn die Gefahr durch gefälschte Pässe besteht. Die Bevölkerung kann nicht ständig die digitalen Verfehlungen der Regierung mit Beschränkungen im Alltag ausbaden.

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