Der Gazastreifen gilt als Armenhaus, das laufend Geld von außen benötigt. Die dort herrschende Hamas besitzt allerdings ein geheimes Investment-Portfolio, das ihr jährlich hohe Gewinne einbringt und ein Leben im Luxus erlaubt. Mit den Terrorpaten kooperieren dabei neben der Türkei und Katar noch weitere Staaten.
50 Millionen Euro Sondersoforthilfe schickte das Auswärtige Amt vor einer Woche in den Gazastreifen. Wie gewöhnlich ging das Geld vor allem an das Hilfswerk der Vereinten Nationen für die Palästinenser (UNRWA), das zugleich scharf kritisiert wird, weil arabische Kinder in seinen Schulen lernen, Israel zu hassen und den Märtyrertod zu lieben. Amtschefin Annalena Baerbock verwahrte sich dagegen, den Terror der Hamas zu finanzieren.
Aber natürlich kann kein Mensch das Geld, das durch sie in den Gazastreifen gelangt, von den Hamas-Regenten fernhalten. Die 50 Millionen nützen ihnen in jedem Fall. Denn das Geld, das Deutschland (oder die EU) für die Gaza-Bevölkerung aufwendet, müssen die Terrorpaten nicht mehr aufbringen. Kurz davor hatte Ursula von der Leyen die EU-Hilfe an Gaza auf über 75 Millionen Euro verdreifacht.
Dabei haben sich die Hamas-Oberen in all den Jahren ohnehin ein geheimes Ruhekissen aufgebaut, wie verschiedene Medienberichte bestätigten. Es handelt sich um ein Sicherheitsnetz aus 30 bis 40 Firmen, das es der Führungsriege auch dann erlauben soll, ihr Werk fortzusetzen, wenn die ausländischen Finanzierungsflüsse – egal ob aus der EU, aus Deutschland oder aus Katar – einmal enden sollten. Laut Welt am Sonntag verfügt die Hamas über ein Unternehmensimperium, dessen Gesamtwert bei rund 700 Millionen Dollar liegt und das entsprechende Gewinne abwirft.
Eines der Unternehmen, der von den USA sanktionierte Immobilieninvestor Trend GYO, ist auch weiterhin in der Türkei aktiv und warf letztes Jahr einen Reingewinn von knapp 58 Millionen Lira (zwei Millionen Euro) ab. Daneben sitzen die von der Hamas kontrollierten Unternehmen in Katar, Algerien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Sudan. Laut einer Liste der Zeitschrift Forbes von 2022 gehört die Hamas bei geschätzten Einnahmen von 500 Millionen Dollar jährlich zu den fünf reichsten Extremistengruppen der Welt.
Ein Leben zwischen Strandvillen, Privatschulen und exklusiven Hotels
Gehandhabt wird das Firmenreich vom hamas-internen „Büro für Investitionen“, das direkt dem sogenannten Schura-Rat, dem obersten politischen Gremium der Organisation, unterstellt ist. Die Informationen über das „geheime Portfolio“, über das die Terrorführer selbst nach Kräften schweigen, stammen unter anderem vom israelischen Geheimdienst, der sich für die Finanzbeziehungen der Hamas interessierte. Aber auch das US-Finanzministerium ist mit diesen Dingen vertraut
Ein mit der Sache befasster israelischer Geheimdienstler spricht von einem „goldenen Sicherheitsnetz für die Führungsriege der Hamas und ihre Familien“ und davon, dass „kein Cent“ aus diesem Netzwerk „in den Gazastreifen geflossen“ sei. Berichte vom Luxusleben der Hamasführer zwischen Katar und der Türkei gibt es allerdings. Gemeint sind damit führende Terroristen wie Ismail Haniya, Khaled Maschal oder Saleh al-Arouri, die in exklusiven Hotels und Luxusvillen wohnen, während sie die geheimen Geldmittel der Hamas (oder privat angeeignete Gelder aus diesem Topf) über diverse türkische Banken verwalten können, etwa über die Türkiye Finans, Albaraka, Kuveyt Türk, Vakif Katilim oder die staatseigene Ziraat Katilim. Verschiedene deutsche Banken kooperieren mit diesen Geldinstituten – so etwa „die Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank in Düsseldorf, die Unicredit Bank in München, sowie die Frankfurter Filialen der Deutschen Bank, Commerzbank und Citibank Europe“ laut den von der WamS eingesehenen Dokumenten.
Der politische Führer der Hamas, Ismail Haniya, verfügt laut NZZ über ein Büro in Doha und eine Strandvilla in der Nähe der Stadt, wo auch seine Frau und einige seiner dreizehn Kinder samt Enkelkindern untergebracht sind. In Gaza war Haniya demnach schon lange nicht mehr. Mit Privatjets pendeln er, sein Clan und seine Getreuen zwischen Katar und der Türkei.
Schon 2019 packte der abtrünnige Sohn eines Hamas-Führers einige Details über die palästinensischen Terrorpaten aus: „Sie haben ihre Kinder in Privatschulen untergebracht, ihre Familien in Luxusvillen an der türkischen Küste. Wenn sie essen gehen, dann nur in den feinsten Lokalen, wo man für einen Gang bis zu 200 Dollar hinlegt.“ Angeblich gab Hamas-Chef Haniya 26.000 Euro für die einmalige Benutzung eines Hotel-Spas aus. Im Gazastreifen gibt es keine ausgeprägte Kritik an den Anführern. Allerdings kam es im Januar zu einem kurzlebigen Protest, als eine Menschenmenge nach der Beerdigung mehrerer junger Männer skandierte: „Wir Menschen sind die Opfer der korrupten Führung.“
Investitionschef Jabarin ist oft in Katar, dem Libanon und dem Iran
Der Emir von Katar und Erdogan sind als Muslimbrüder enge Unterstützer der Hamas-Führung. Aber auch Vertreter Chinas und Russlands sollen sich gerne mit Haniya getroffen haben. Der iranische Außenminister wünscht sich eine „weiter verstärkte Zusammenarbeit“ mit Haniya und der Hamas.
Begonnen haben soll das Investitionsgeschäft der Hamas-Anführer vor etwa zwanzig Jahren. Mindestens seit Beginn der 2000er-Jahre legte man Spendengelder in ausländischen Firmen an, anstatt damit – wie stets vorgegeben – der Bevölkerung des Gazastreifens zu helfen, etwa durch Schulbauten und Ähnliches. Anfangs operierte man dabei von Saudi-Arabien aus, aber seit die absolute Monarchie die Hamas kritischer sah, verlegte man den eigenen Geschäftssitz in die Türkei. Dort ist die Hamas-Führung auch weiterhin ein gern gesehener Gast.
Der heutige Chef des Hamas-Investitionsbüros ist Zaher Ali Moussa Jabarin, ein in Israel verurteilter Terrorist, den man 2011 gegen eine israelische Geisel austauschte. Er lebt in der Türkei, ist aber auch oft im Libanon (Sitz der schiitischen Terrororganisation Hisbollah), in Katar und dem Iran (Financier der Hisbollah und Unterstützer der Hamas). Jabarin ist auch der Hamas-Kontaktmann zum Iran.
Mosab Hassen Yousef war einer der Hamas-„Prinzen“, wie er selbst sagt, bevor er zum Abtrünnigen und zum israelischen Spion wurde. Er erinnert heute daran, dass der Fall der Hamas zu einer großen Freude für die arabischen Palästinenser führen werde.