Notfall-Polster für Trump-Crash?

Warren Buffett hortet so viel Cash wie nie zuvor

12.11.2024
Lesedauer: 4 Minuten
Für Aktienfieber war Buffett noch nie anfällig. (Foto: AP)

325 Milliarden Dollar: Eigentlich ist die Kriegskasse von Berkshire Hathaway prall gefüllt. Doch der berühmteste Investor der Welt traut sich vor dem Amtsantritt von Donald Trump nicht zu investieren. Ahnt das „Orakel von Omaha“ schon etwas, das wir nicht wissen?

Wenn man für schlechte Zeiten vorsorgt, legt man sich einen Vorrat an. Das weiß nicht nur die fleißige Ameise in der berühmten Kindergeschichte, die Getreide für den Winter sammelt, sondern auch Warren Buffett: 325 Milliarden Dollar flüssige Mittel hat er derzeit auf seinen Konten geparkt, das meiste davon in bar oder US-Staatsanleihen. Noch nie zuvor hat der berühmteste Investor der Welt so viel Cash gehortet.

Zum Ende des dritten Quartals waren damit mehr als 28 Prozent seiner Anlagen flüssige Mittel – mehr, als Buffett derzeit in Aktien selbst investiert hat. Mit dem Geld könnte Buffett jede börsengelistete Firma in den USA bis auf die Top 25 kaufen, etwa eine Großbank wie Goldman Sachs, einen Pharmagiganten wie Merck oder McDonald’s, und hätte noch Geld übrig.

Doch momentan glaubt Buffett offenbar nicht so recht an eine rosige Zukunft. Dass das „Orakel vom Omaha“ lieber auf einem Geldberg sitzt, als zu investieren, ist ein Alarmsignal. Denn eigentlich hat Buffett überhaupt kein Problem mit langfristigen Anlagen. Im Gegenteil: Seine Philosophie des „Value investing“ bedeutet, dass er sein Geld vor allem in Firmen steckt, die er gemessen an ihren Fundamentaldaten an der Börse langfristig für unterbewertet hält. Er läuft nicht kurzfristigen Rallys hinterher, sondern sucht solide Dauer-Investments: „Unternehmen mit guter Eigenkapitalrendite und fähigem und ehrlichem Management“, wie es im Quartalsbericht heißt.

Buffett halt sein Pulver trocken

Nicht umsonst hat der 94-Jährige mal gesagt, seine liebste Haltezeit für eine Aktie sei „für immer“. Mit dieser Philosophie hat Buffett den Wert seiner Investmentholding Berkshire seit der Gründung im Jahr 1965 um das 5,6-Millionenfache gesteigert. Seit diesem Sommer ist Berkshire an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert und gehört damit zu den zehn größten Firmen der Welt – in einer Liga mit Tesla, Meta oder Amazon.

Doch momentan sieht Buffett offenbar kaum lohnenswerte Ziele. „Wenn wir eine Firma für 50 Milliarden oder 75 Milliarden, 100 Milliarden Dollar kaufen könnten, würden wir es tun“, hatte er schon auf der Berkshire-Hauptversammlung 2023 gesagt. Offenbar hält er die meisten Firmen aber derzeit für massiv überbewertet. Vor allem an Tech-Aktien hat er nicht mehr allzu viel Interesse: Buffett war mal einer der größten Apple-Aktionäre, hat den Großteil der Papiere aber in den letzten Monaten verkauft. Und selbst seine eigene Firma hält er inzwischen für zu teuer: Obwohl er seinen Investoren in den vergangenen Jahren immer wieder Geld über Aktienrückkäufe zurückgegeben hat, hat er im vergangenen Quartal keine Berkshire-Aktien mehr zurückgekauft.

Hinzu kommt, dass US-Zehnjahresanleihen mit knapp 4,5 Prozent jährlich inzwischen etwa genauso viel Rendite bieten wie Experten für den Aktienmarkt in den kommenden Jahren erwarten. Buffett sieht momentan offenbar einfach kaum Mehrwert darin, Geld an der Börse zu riskieren.

Hat Buffett Angst vor dem Trump-Crash?

Zudem hat er kaum Druck, umzuschichten: Buffett investiert nicht in viele kleine unbekannte Startups, sondern in wenige große Schwergewichte. 70 Prozent seines Aktienportfolios steckte er zum Ende des letzten Quartals in fünf Firmen: Apple, American Express, Bank of America, Coca-Cola und Chevron.

Auffällig ist jedoch, dass Buffett seine Cash-Anlagen in den vergangenen beiden Jahren immer weiter erhöht hat. Schon Ende 2023 hatte er knapp 150 Milliarden Dollar in bar auf den Büchern. Doch erst in den letzten neun Monaten packte ihn die Sparwut so richtig: Inzwischen hat er seinen Geldberg mehr als verdoppelt. Das könnte dafür sprechen, dass Buffett sein Pulver vor dem nächsten großen Crash lieber trocken halten will. So war es auch schon vor der Finanzkrise 2008: Auch damals hielt Buffett lieber sein Geld zusammen, statt in neue Aktien zu investieren.

Anzeichen für eine Blase an den Märkten gibt es längst: Seit dem Wahlsieg von Donald Trump sind die Börsen wie im Rausch. Der S&P 500 und der Dow-Jones-Index haben um gut 5 Prozent zugelegt. Die Tesla-Aktie geht durch die Decke, auch der Bitcoin ist um 30 Prozent explodiert und nimmt Kurs auf 100.000 Dollar. Doch für Aktienfieber war Buffett noch nie anfällig. Und wie lange die Euphorie anhalten wird, weiß niemand. Ebenso wenig, ob Trump seine Wahlversprechen hält oder nicht oder mit einer unvorhergesehenen Hauruck-Entscheidung die Blase platzen lässt. Bis dahin macht es das Orakel von Omaha offenbar so wie die meisten anderen Beobachter auch: Er wartet ab.

Quelle: ntv.de

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