Führungswechsel

Post-Chef Frank Appel hört 2023 auf – Nachfolge bereits geregelt

08.12.2021
Lesedauer: 6 Minuten
Frank Appel Der Post-CEO soll Chefkontrolleur der Deutschen Telekom werden. (Foto: dpa)

Frank Appel, Vorstandschef der Deutschen Post, verlängert seinen Vertrag nur um sechs Monate. Sein designierter Nachfolger hat ebenfalls eine McKinsey-Vergangenheit.

Düsseldorf Post-Chef Frank Appel wird den Bonner Dax-Konzern zum 4. Mai 2023 verlassen. Das teilte der Aufsichtsrat der Deutschen Post nach seiner Sitzung am Mittwoch mit. Nachfolger wird Tobias Meyer, der seit 2019 als Vorstand in Bonn das Brief- und Paketgeschäft leitet.

Appels bisheriger Vertrag läuft noch bis zum Oktober 2022 und wird damit nun um ein halbes Jahr verlängert. Der gebürtige Hamburger soll sich nach Handelsblatt-Informationen darum bemühen, im April 2022 zum Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom gewählt zu werden.

Meyer übernimmt bei der Deutschen Post ab Juli 2022 von Appel das Ressort Global Business Services, das sich unter anderem um IT und Immobilien kümmert, und soll ab Mai 2023 Vorstandsvorsitzender werden. Seinen bisherigen Vorstandsposten übernimmt zum 1. Juli 2022 die Österreicherin Nikola Hagleitner, bisher Vertriebschefin von Post & Paket Deutschland.

Meyer, wie seine Vorgänger Appel und Zumwinkel im früheren Leben Berater bei McKinsey, trat 2013 ins Unternehmen ein. Dort arbeitet er seither als Leiter Konzernentwicklung, Chief Operation Officer bei DHL Global Forwarding, Freight, als Leiter Betrieb und IT im Ressort Post & Paket Deutschland und zuletzt seit März 2019 als Leiter dieses Ressorts und Mitglied des Konzernvorstands.

„Mit Tobias Meyer übernimmt ein ausgewiesener Kenner des Konzerns“, sagte Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard. Er sei die „ideale Besetzung, um den eingeschlagenen Kurs erfolgreich weiterzuführen“.

Über Appels Rückzug wurde lange spekuliert

Appels Rückzug kommt keineswegs überraschend. Schon vor zwei Jahren hatte er gegenüber dem Handelsblatt angedeutet, möglicherweise auf eine weitere Amtszeit verzichten zu wollen. Der Job mache ihm Spaß, blieb Appel vage, auf eine erneute Bewerbung festlegen aber wolle er sich nicht.

Damals waren unter den Dax-Unternehmen nur noch Heidelcement-Lenker Bernd Scheifele und Wirecard-Chef Markus Braun länger im Amt als der promovierte Neurobiologe, der die Post seit 2008 führt. Heute wird Appel nur von Joachim Kreuzburg, seit 20005 Vorstandschef des Dax-Neulings Sartorius, übertroffen.

Dass sich Appel auf der für Mittwoch dieser Woche angekündigten Aufsichtsratssitzung einer Dienstverlängerung entziehen könnte, war in den vergangenen Tagen wahrscheinlicher geworden. So vereinbarte der im nahen Königswinter wohnende Manager offenbar mit der Deutschen Telekom, dort ab April 2022 den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen. Die Vorentscheidung dazu soll in der kommenden Woche fallen.

Dass er angesichts der kurzen Vertragsverlängerung nun für zwölf Monate gleichzeitig die Deutsche Post führen wird und den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom, dürfte allerdings für Ärger sorgen. Schon im Vorfeld hatten Aktionärsvertreter wegen einer drohenden Überbelastung Appels Proteste angekündigt.

Der Post-Manager soll zum 4. Mai 2023 Nachfolger von Frank Appel an der Konzernspitze werden. Quelle: Deutsche Post
Tobias Meyer
Der Post-Manager soll zum 4. Mai 2023 Nachfolger von Frank Appel an der Konzernspitze werden.

(Foto: Deutsche Post)

„Eine Ämterdopplung sehen wir kritisch“, sagte Ingo Speich, Leiter des Bereichs Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka. „Ein Vorstandsvorsitzender sollte nicht gleichzeitig den Aufsichtsratsvorsitz eines anderen Konzerns übernehmen.“ Auch Vanda Rothacker von der Fondsgesellschaft Union Investment warnte vor einem „klaren Fall von Ämterhäufung“.

So empfiehlt der im Mai 2020 in Kraft getretene überarbeitete Deutsche Corporate Governance Kodex, dass amtierende Vorstandsmitglieder von börsennotierten Unternehmen keinen Vorsitz im Aufsichtsrat eines konzernexternen börsennotierten Unternehmens übernehmen sollten. Bei Appel kommt ein weiteres Aufsichtsratsmandat bei der Fresenius Management SE hinzu.

Mit einem ähnlichen Ansinnen war 2018 bereits der damalige Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche gestoppt worden. Den Aufsichtsratsvorsitz des Reisekonzerns Tui konnte er erst nach seinem Ausscheiden aus dem Stuttgarter Automobilkonzern übernehmen, und damit ein Jahr später als geplant.

Doch die nun getroffene Vereinbarung steht offenbar im Einvernehmen mit der Bundesregierung. Deren Vertreter Jörg Kukies, bislang Staatssekretär im Finanzministerium und demnächst zentraler Berater von Bundeskanzler Olaf Scholz, ist Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Post. Rolf Bösinger, ebenfalls Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, ist Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Telekom. Proteste der beiden Staatsvertreter in ihren Aufsichtsräten gegen Appels Doppelbelastung sind bislang nicht bekannt.

Dienstältester Vorstandschef im Dax

2002 war Appel in den Vorstand des Bonner Logistikkonzerns berufen worden. Die Empfehlung kam vom damaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Zumwinkel, der wie Appel vor seiner Post-Zeit der Unternehmensberatung McKinsey gedient hatte. Im Februar 2008 löste Appel seinen Mentor an der Unternehmensspitze ab, nachdem Zumwinkel wegen eines Steuervergehens seinen Rücktritt erklärte.

Dass sich die Deutsche Post mit ihrem Chefwechsel Zeit lässt, beruhigte die Börse. Die Aktie verlor bis zum Mittag gerade einmal 0,1 Prozent. Beim Bonner Dax-Konzern machte sich Appel in den vergangenen Jahren nicht nur einen Ruf als Stratege, der rechtzeitig in aufstrebende Geschäftsfelder wie den Paketversand investierte, bei der branchenfremden Postbank aber einen endgültigen Abschied nahm. Mehr noch erwies sich der heute 60-Jährige als geschickter Sanierer.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit organisierte er den Rückzug aus dem damals hochdefizitären US-Inlandsgeschäft. Nach einer teuren Panne bei der Softwareumstellung im Frachtgeschäft übernahm er 2015 zusätzlich die Leitung der DHL-Speditionssparte – und das für mehr als ein Jahr.

Hinzu kam: Als Anfang 2018 im deutschen Paketversand die Gewinne einbrachen, war es abermals Appel, der sich längere Zeit persönlich der Hinterlassenschaften des gescheiterten Vorstandskollegen Jürgen Gerdes als Spartenchef annahm. Erst im Frühjahr 2019 gab er die inzwischen wieder auf Effizienz getrimmte Sparte an den Vorstandskollegen Tobias Meyer ab. „Die Deutsche Post steht heute deutlich besser da als zu Appels Amtsantritt“, resümiert Branchenexperte Christian Cohrs von Warburg Research.

Melanie Kreis geht leer aus

Auf den Vorstandsetagen mächtiger Wettbewerber hatten viele allerdings fest damit gerechnet, dass Finanzchefin Melanie Kreis das Rennen um den Chefposten machen würde – eine Einschätzung, die von Analysten geteilt wurde. „Im Kapitalmarkt ist sie bekannt und gut eingebunden“, lobte einer von ihnen, der namentlich nicht genannt werden will.

Auch glaubten viele, dass die Bundesregierung, die über die staatseigene KfW 20,5 Prozent der Aktienanteile hält, Kreis‘ Aufstieg an die Konzernspitze unterstützen würde. Die gebürtige Bonnerin hatte einst den Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank besiegelt, sitzt schon seit 2014 im Vorstand und arbeitete wie Zumwinkel und Appel zuvor bei McKinsey.

Unbekannt blieb allerdings, ob sich die 50-jährige Ministerialbeamten-Tochter gegenüber dem Aufsichtsrat überhaupt um den Vorstandsvorsitz bewarb.

Der Gestaltungsspielraum, den Appel seinem Nachfolger hinterlässt, ist beschränkt. Dafür hat der scheidende Vorstandsvorsitzende zuletzt selbst gesorgt. Im März 2021 verkündete Appel eine kostspielige Zukunftsstrategie – und das gleich für die nächsten neun Jahre.

Sieben Milliarden Euro werde die Deutsche Post bis 2030 in den Klimaschutz stecken, gab er den künftigen Kurs vor, rund ein Drittel dessen, was der Konzern 2020 als freien Cashflow erwirtschaftete. Ein Prozent des Jahresnettogewinns sagte Appel außerdem sozialen Projekten zu. Auch im Management soll sich nach dem Willen des 60-Jährigen einiges ändern: Mindestens 30 Prozent der Führungspositionen sollen bis zum Jahr 2025 mit Frauen besetzt werden.

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