Mit der Hauptversammlung am 1. Juni schließt Biontech das Geschäftsjahr 2021 ab. 2022 werden die Umsätze geringer ausfallen. Der Herbst dürfte aber wieder Schwung bringen – auch wegen einer neuen Zielgruppe.
Es ist ein denkwürdiges Jahr, dass die Biontech-Aktionäre auf ihrem Treffen noch einmal Revue passieren lassen. Knapp 19 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete das Mainzer Biotechunternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr – nach 480 Millionen Euro im Vorjahr 2020.
2022 dürfte der Umsatz allerdings zurückgehen. Biontech prognostiziert für das laufende Jahr lediglich zwischen 13 und 17 Milliarden Euro. In den großen Industrieländern geht das Impftempo merklich zurück. Am Montag, den 30. Mai, wurden in Deutschland nur noch 23.000 Impfdosen verabreicht – vor ein paar Monaten waren es oft Hunderttausende pro Tag. Die Biontech-Aktie notiert bei rund 150 Euro und ist damit weit von den über 300 Euro entfernt, die das Papier noch Ende 2021 erreichte.
Für Kinder besser geeignet
Im Herbst dieses Jahres wird das Geschäft von Biontech allerdings wieder anziehen. Die meisten Experten fürchten dann eine weitere Corona-Welle. Bis Ende September soll der von dem Unternehmen speziell für die Omikron-Variante entwickelte Impfstoff zugelassen worden sein. Viele Eltern dürften sich dann auch überlegen, ihren Nachwuchs impfen zu lassen. Denn die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt das inzwischen auch für Kinder zwischen fünf und elf Jahren ohne Vorerkrankungen.
Stiko-Mitglied Martin Terhardt rät sogar besonders zum von Biontech gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer entwickelten Impfstoff Comirnaty. Das Vakzin sieht er als geeigneter für diese Altersgruppe an als den ebenfalls auf mRNA-Technologie basierenden Impfstoff „Spikevax“ von Moderna, der eine höhere Dosis enthalte und für den es weltweit „deutlich weniger Erfahrungen“ gebe. Biontech will zudem auch die Zulassung für Kinder unter fünf Jahren beantragen – entsprechende Studien deuteten darauf hin, dass der Impfstoff auch bei den Kleinsten gut wirkt.
Viele Eltern zögern allerdings noch, ob sie ihre Kinder einer Impfung aussetzen sollen. Zwar finden sich zahlreiche Kinder und Jugendliche unter den Infizierten, sie erkranken jedoch nur selten schwer, etwa an der Entzündungskrankheit PIMS. Andererseits ist das Risiko einer Impfung sehr gering, aber eben auch nicht gleich Null. Laut Robert-Koch-Institut zeigen sich unerwünschte Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen „sehr selten“ und können auch nach einer Corona-Infektion auftreten. Die meisten Eltern und Kinder dürften ihre Entscheidung erst nach den Sommerferien treffen.
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