In der Coronapandemie rissen viele Lieferketten ab, die Warenlieferungen verzögerten sich. Zumindest in der zweiten Jahreshälfte könnte sich die Lage aber entspannen.
Die Situation auf den Weltmeeren ist derzeit immer noch von Verspätungen, knappen Transportkapazitäten und erheblich gestiegenen Preisen für Schiffstransporte geprägt. Das spüren hierzulande auch Verbraucher: Waren werden deutlich teurer, oder sie kommen verspätet an.
Doch laut der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd könnten sich die gestörten globalen Lieferketten allmählich entspannen. »Für die zweite Jahreshälfte sollte sich die angespannte Situation in den globalen Lieferketten verbessern«, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen. Mittelfristig dabei helfen sollen auch zwölf neue Riesenfrachter, die 2020 und 2021 in Südkorea bestellt wurden. »Wir haben das Möglichste getan, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen, aber es war sehr schwierig für alle in der Branche«, sagt er. Nach seinen Worten ist derzeit jedes verfügbare Schiff unterwegs. »Das ist keine normale Situation, langfristig ist das nicht gesund.«
Der Krieg in der Ukraine und die erheblichen internationalen Sanktionen gegen Russland dürften laut Habben Jansen für wenig zusätzliche Störungen im globalen Logistikgeschäft sorgen. »Das betrifft weniger als zwei Prozent unseres Gesamtgeschäfts«, sagte er. Hapag-Lloyd hat wie viele andere Großreedereien auch Buchungen für Transporte von und nach Russland gestoppt. Größte Herausforderung seien derzeit die Container, die bereits unterwegs sind.
Hohe Gewinne für Containerriesen
Containerreedereien wie Hapag-Lloyd gehören zu den Gewinnern der Coronapandemie und der von ihr ausgelösten Störungen der globalen Lieferketten. Für 2022 rechnen die Hamburger nach dem Ausnahmejahr 2021 abermals mit enorm hohen Gewinnen. Angepeilt wird nach derzeitiger Prognose ein Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) zwischen 8,9 und 10,7 Milliarden Euro, nach fast 9,4 Milliarden Euro im Jahr zuvor.
Hinter dem Gewinnsprung steht eine nahezu Verdoppelung der durchschnittlichen Frachtraten auf 2003 Dollar je 20-Fuß-Standardcontainer (TEU). Die Transportmenge lag mit 11,9 Millionen TEU in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Habben Jansen wies allerdings darauf hin, dass die Reedereien mit höheren Kosten zu kämpfen haben. Neben erhöhten Lagerkosten für Container an Terminals und höheren Charterraten für die Nutzung fremder Schiffe schlagen vor allem die rasant steigenden Treibstoffkosten zu Buche.
hej/dpa-AFX