Der Markt für Elektroautos stagniert. Viele Deutsche sind wegen der fehlenden Förderung verunsichert. Eine Erholung ist kurzfristig nicht in Sicht.
Flensburg – Das Elektroauto steckt in der Krise. Laut einer YouGov-Umfrage bereut mehr als die Hälfte aller Deutschen, ihr Elektroauto gekauft oder geleast zu haben. Vorrangig sind dafür die steigenden Strompreise verantwortlich. Die anderen Pkw-Sparten sind dagegen im Kommen – das zeigen aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts in Flensburg.
Zulassungen für Elektroautos stagnieren
Die Zulassungen neuer Pkw hatte im April deutlich zugenommen. Aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zufolge stieg das Volumen gegenüber dem April 2023 um rund 19,8 Prozent. Die privaten Neuzulassungen nahmen dabei kräftiger zu als die gewerblichen (plus 20,8 Prozent gegenüber plus 19,3 Prozent). Bei den Elektroautos ist dagegen eine klare Flaute zu erkennen. 29.668 Elektro-Neuwagen kamen durch die Zulassung, ein Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Insgesamt betrug der Anteil von Zulassungen von Elektroautos 12,2 Prozent am „Auto-Mix“. Hybrid-Fahrzeuge widersetzten sich dem Trend; mit einem Plus von 28,4 Prozent war hier ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Das Verdikt: „Insbesondere die BEV entwickeln sich derzeit weiterhin undynamisch“, schrieb der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) dazu. „Im April stagnierte der Markt.“ Das Niveau der registrierten Fahrzeuge befinde sich auf Vorjahresniveau, im aktuellen Jahresverlauf liegen die Neuzulassungen „deutlich“ zurück.
Flaute bei Elektroautos – keine schnelle Erholung in Sicht
Eine Erholung der Nachfrage ist im laufenden Jahr unwahrscheinlich. „Wir sehen eine zunehmende Verunsicherung am Markt, was den Hochlauf der Elektromobilität betrifft“, zitierte die Deutsche Presse-Agentur den Verkehrsexperten Constantin Gall vom Beratungsunternehmen EY. Kunden würden an den Perspektiven der Elektroautos zweifeln, wenn auch die Politik nicht zu einer Förderung bereit sei. Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VBIK), sah das genauso: „Das BEV-Segment erleidet derzeit eine Vertrauenskrise, die vor allem durch den kurzfristig entschiedenen Wegfall des Elektrobonus verursacht wurde.“
Beim Auto-Riesen Volkswagen herrscht dagegen mehr Optimismus. „Auf die Euphorie am Anfang folgt ein Innehalten, und danach kommt eigentlich erst das große Wachstum“, sagte Carsten Intra der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag (7. Mai). Intra ist der Chef der Volkswagen-Tochter VWN. Zwar sei die aktuelle Diskussion um Technologieoffenheit nicht hilfreich, aber langfristig soll Elektromobilität „alternativlos“ sein, prognostizierte er.
Immer weniger Deutsche wollen E-Auto kaufen
Die Deutschen aber scheinen weniger optimistisch zu sein. Immer weniger Menschen innerhalb der Bundesrepublik können sich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen. 2024 bejahten nur 17 Prozent die Frage, ob ein E-Auto für sie infrage käme. Das hatte der aktuelle Mobilitätsmonitor des Allensbach-Instituts im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) evaluiert. Im Jahr 2021 waren es noch 24 Prozent gewesen.
„Im Langzeittrend war E-Mobilität immer in der Minderheit, doch jetzt haben wir einen neuen Tiefpunkt erreicht“, erklärte Studienleiterin Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, bei einer Pressekonferenz Ende April dazu. Einer der Auslöser für diese Flaute war die Entscheidung der Ampel-Koalition, Elektroautos nicht mehr zu fördern. Das hatte vor allem um den Jahreswechsel herum für einen massiven Vertrauensverlust geführt. (mit dpa und Reuters)