Waren die Exporte im April noch um mehr als ein Prozent gestiegen, gingen sie im Mai deutlich zurück. Ein Trend, den Ökonomen in dieser Vehemenz nicht vorhergesehen hatten. Auch bei den Importen verschätzten sich die Experten.
Die deutschen Ausfuhren sind so stark gesunken wie seit Dezember 2023 nicht mehr. Die Ausfuhren schrumpften im Mai um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 131,6 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 1,9 Prozent gerechnet.
Im April waren die Exporte noch um 1,7 Prozent gestiegen. Die Importe fielen im Mai um 6,6 Prozent auf 106,7 Milliarden Euro. Hier waren Beobachter von minus 1,0 Prozent ausgegangen. „Für die Exportwirtschaft war der Mai kein Wonnemonat“, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.
„Vor allem die Ausfuhren nach China gaben deutlich nach.“ Hier sanken die Exporte um 10,2 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Die meisten deutschen Exporte gingen im Mai erneut in die USA. Die Summe dieser Ausfuhren lag bei 13,8 Milliarden Euro und damit 2,9 Prozent unter dem Wert von April. Die Exporte in die EU lagen mit 72,3 Milliarden Euro 2,5 Prozent unter dem Vormonat, bei den Ausfuhren in die Euro-Länder gab es mit 50,2 Milliarden Euro ein ähnliches Minus von 2,7 Prozent.
Die deutsche Exportindustrie geht ohne Schwung in die zweite Jahreshälfte, wie jüngst eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigte. Demnach sanken die Exporterwartungen im Juni auf minus 1,0 Punkte, von plus 0,2 Punkten im Mai. „Gegenwärtig zeichnet sich keine klare Richtung ab“, sagte der ifo-Leiter, Klaus Wohlrabe, kürzlich dazu. „Die Exportwirtschaft hat noch viel Luft nach oben.“
Reuters/luz