Rasanter Handelsanstieg

Deutsche Abhängigkeit von Rohstoffimporten aus Asien wächst

09.04.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Besucher einer Chipfabrik des Herstellers TSMC in Taiwan Foto: Sam Yeh / AFP

Computerchips und Elektrobatterien sind die Technologien der Stunde – doch Deutschland ist in diesen Bereichen immer stärker abhängig von wenigen Lieferanten, warnt eine Untersuchung der Beratungsfirma Deloitte.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte warnt vor einer steigenden Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohstoff- und Halbleiterimporten. In den vergangenen zehn Jahren sei der Anteil der Einfuhren vor allem aus Asien rasant gewachsen, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Studie des Beratungsunternehmens. Fast ein Viertel aller Halbleiter komme allein aus Taiwan, das Ende März von einem schweren Erdbeben getroffen wurde. Bei Batterien für E-Autos dominierten Importe aus China. Auch beim Batterierohstoff Lithium sei die Volksrepublik der zweitwichtigste Lieferant nach Chile.

»Es ist höchste Zeit, hier einen Kurswechsel vorzunehmen«, sagte Jürgen Sandau, für Lieferketten zuständiger Partner bei Deloitte. »Sonst drohen der deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall eines eskalierenden Taiwan-Konflikts erhebliche Abschreibungen und Verluste.« Zwischen dem Inselstaat und China gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

Taiwan dominiert Chip-Geschäft

62 Prozent der Halbleiter beziehe die deutsche Industrie aus nur fünf asiatischen Ländern, heißt es in der Studie. Der größte Teil entfalle mit 23 Prozent auf Taiwan, dem Sitz des weltgrößten Produzenten TSMC – mit stark steigender Tendenz. Dahinter folgten mit jeweils acht bis 13 Prozent Anteil Malaysia, China, die Philippinen und Thailand.

Dabei habe Deutschland gute Voraussetzungen für den Aufbau einer eigenen Chipproduktion, sagte Sandau. Denn den wichtigsten Rohstoff Silizium beziehe die Bundesrepublik zu rund drei Vierteln aus Europa. Norwegen sei mit 58 Prozent der mit Abstand wichtigste Lieferant, gefolgt von Frankreich mit 15 Prozent. Die Lieferwege seien kurz, das politische Risiko der Herkunftsländer gering: »Mit Blick auf den Aufbau der Halbleiterproduktion in Deutschland sind das aktuell gute Voraussetzungen.« Weltweit werde der Siliziummarkt dagegen von China dominiert, mit einem Anteil von 57 Prozent.

China verstärkt Lithiumlieferungen

Ganz anders sehe es beim Batterierohstoff Lithium aus. Hier sei die Abhängigkeit Deutschlands von China sogar noch größer als weltweit. Während China den Angaben zufolge global nur sieben Prozent des Lithiumbedarfs deckt, liegt der Anteil in Deutschland inzwischen bei 24 Prozent. Seit 2013, als China nur ein Prozent des in Deutschland importierten Lithiums geliefert habe, habe sich der Anteil vervielfacht. Mit diesem rasanten Wachstum sei China im Begriff, Chile als wichtigsten Lieferanten der deutschen Industrieunternehmen den Rang abzulaufen, so Deloitte. Noch liege Chile mit 47 Prozent zwar vorn, doch 2013 habe der Anteil noch bei 76 Prozent gelegen. Weltweit entfielen weiter 61 Prozent des Lithiumsgeschäfts auf das südamerikanische Land.

Sandau empfiehlt auch hier ein Gegensteuern. »Deutschland könnte zum Beispiel seine Lithiumimporte aus Argentinien deutlich steigern.« Während das Land weltweit mit 17 Prozent Marktanteil der zweitgrößte Lithiumexporteur sei, beziehe Deutschland nur ein Prozent seines Bedarfs von dort. Zudem könnten einheimische Vorkommen und verstärkte Importe aus dem europäischen Ausland die Abhängigkeiten reduzieren, empfiehlt Deloitte. 

beb/dpa

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