Seit 16 Jahren wird gerätselt, wer der Schöpfer der Kryptowährung ist
Er ist der Banksy der Kryptowährung. Niemand kennt die Identität des Erfinders von Bitcoin. In einer am Mittwochmorgen um 2 Uhr ausgestrahlten US-Doku des Senders HBO soll der anonyme Schöpfer, der unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannt ist, aufgespürt worden sein. Ist ein jahrelanges Rätsel jetzt tatsächlich gelöst?
Kanadier sei Bitcoin-Mastermind
Dokumentarfilmer Cullen Hoback präsentiert in „Money Electric: The Bitcoin Mystery“ den Kanadier Peter Todd (39) als Mastermind hinter Bitcoin. Todd, der seit 2010 mit Bitcoin zu tun hat, wird am Ende der Doku von Hoback gefragt: „Es scheint, als hätten Sie damals diese tiefen Einblicke in Bitcoin gehabt?“ Todds Antwort: „Nun, ja, ich bin Satoshi Nakamoto.“
Weitere Beweise im Film? Fehlanzeige.
Inzwischen hat Peter Todd seinen Satz gegenüber dem Finanzportal „CoinDesk“ dementiert. „Natürlich bin ich nicht Satoshi“, so der 39-Jährige.
Er warf Filmemacher Hoback vor, „nach Strohhalmen“ zu greifen. Und schlimmer noch: Gegenüber dem US-Sender CNN beschuldigte Todd die Doku, „unverantwortlich“ zu sein und sein Leben in Gefahr zu bringen.
Wie er das meint? Die Enthüllung der Identität von Satoshi Nakamoto wäre gefährlich, da das Vermögen des Bitcoin-Erfinders auf gut 70 Milliarden Dollar (rund 64 Milliarden Euro) geschätzt wird. Er könnte sich nicht mehr ohne Personenschutz bewegen.
Dass er in der Doku gesagt habe, er sei Satoshi Nakamoto, sei ein Witz gewesen. Todd hätte schon früher ähnliche Scherze darüber gemacht, in einem Interview 2019 gesagt: „Ich bin Satoshi – wie jeder andere auch.“
Wer ist Peter Todd?
Peter Todd, der an der Ontario-Universität für Kunst und Design in Toronto (Kanada) studiert hat, begann 2012, am Bitcoin-Code mitzuarbeiten. Der Softwareentwickler ist dafür bekannt, dass er sich auf die Behauptung „Ich bin Satoshi“ beruft, um den Wunsch des Bitcoin-Erfinders nach Privatsphäre zu unterstützen.
Nic Carter, Experte für Kryptowährungen und Freund von Todd, sagt zur US-Zeitung „Politico“ (gehört wie BILD zu Axel Springer): „Er ist einer der wichtigsten Bitcoiner aus technischer Sicht.“ Und er ergänzt: „Im Allgemeinen halten die Leute seine Ansichten über Bitcoin für sehr wichtig.“
Bitcoin-Szene skeptisch
Dass jetzt tatsächlich die wahre Identität des Bitcoin-Schöpfers enttarnt worden sei, daran glaubt die Bitcoin-Szene nicht. Eine Begründung: Der heute 39-jährige Todd sei bei der Erfindung von Bitcoin 2008 erst 23 Jahre alt gewesen und damit nicht in der Lage, solch ein aufwendiges Kryptogeldsystem zu programmieren. Auch würde der echte Bitcoin-Erfinder seine Identität nach diesen vielen Jahren sicherlich nicht in einer Doku offenbaren.
Es bleibt spannend, welches Phantom eher enttart wird: Street-Art-Künstler Banksy oder Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto …