Nicht nur der Schmutz in den Ritzen stört Kärcher-Chef Jenner. Er kritisiert auch die nachlassende Werte-Sauberkeit in Deutschland und die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit.
Winnenden/Berlin – Hartmut Jenner (59), der Leiter des Reinigungsspezialisten Kärcher aus Baden-Württemberg, legt sowohl privat als auch beruflich großen Wert auf Sauberkeit. „Ich sehe überall Schmutz – selbst in diesem Besprechungsraum habe ich noch ein wenig aufgeräumt“, verriet er in einem Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen. Er gibt zu, dass er es genießt, samstags selbst zu putzen. Zudem rät er: „Wenn ich fliege, betrachte ich meinen Sitzplatz zunächst besonders gründlich und schaue genau in die Ritzen rein. Davon kann ich allen abraten, sonst entdecken Sie Dinge, auf die Sie besser nicht stoßen wollen.“
Kärcher-Chef Jenner: „Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig“
Im Interview betonte Jenner auch die Bedeutung von „Werte-Sauberkeit“. Er bemängelte, dass das Bewusstsein für Werte in Deutschland abgenommen habe. „Menschen bringen sich nicht mehr in dem Maße in die Gesellschaft ein. Geld spielt eben eine zu große Rolle. Und in sozialen Medien ist der Respekt verloren gegangen. Die Art, wie man übereinander spricht oder schreibt, hat auch etwas mit Sauberkeit zu tun.“
Jenner äußerte sich auch kritisch über die aktuelle Wirtschaftspolitik. Als Geschäftsführer des Reinigungsunternehmens stellte er fest: „Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Lohnkosten sind zu hoch, der Arbeitsmarkt ist zu starr und das Berufsleben ist überreguliert.“ Er warnte weiterhin: „Der Produktionsstandort Deutschland ist gefährdet, während der Innovations-Standort weiterbestehen wird.“
Hartmut Jenner spricht Robert Habeck Kompetenz für dessen Amt ab
Jenner beklagte, dass die Stimmen der Unternehmer von der Bundesregierung oft ignoriert werden. Er lobte jedoch den baden-württembergischen Ministerpräsidenten: „Winfried Kretschmann, von dem ich menschlich sehr viel halte, hört uns wenigstens zu.“ Im Gegensatz dazu kritisierte er den Bundeswirtschaftsminister: „Robert Habeck fehlt die ökonomische Kompetenz für sein Amt.“ (df mit dpa)