„Nicht gut, wir verleugnen uns“

Senta Berger ärgert sich über sinnloses Gendern – und sieht Einflüsse aus USA

22.09.2023
Lesedauer: 3 Minuten
Senta Berger übt in einem Interview Kritik an der MeToo-Debatte, politischer Korretheit und am Gendern. Bildquelle: 2021 Getty Images/Gerald Matzka

Senta Berger bezweifelt den Erfolg der „MeToo“-Debatte. Auch am Gendern und der politischen Korrektheit innerhalb der Filmbranche übt die 82-jährige Schauspielerin in einem Interview Kritik.

Senta Berger hatte bereits 2006 in ihrer Autobiografie „Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann“ über sexuelle Übergriffe am Filmset berichtet. Eine Breitenwirkung der rund zehn Jahre später angestoßenen „MeToo“-Debatte sieht die 82-Jährige allerdings nicht.

„Die Öffentlichkeit hat nur über unsere öffentliche Branche gesprochen“, sagt sie im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ): „Aber was passiert im Büro? Wehrt sich ein Zimmermädchen, wenn der Chef handgreiflich wird? Ich fürchte nein.“

Senta Berger über Gender-Sprache: „Ob es inhaltlich richtig ist, wage ich zu bezweifeln“

Es habe sich zwar viel bewegt. „Nur nicht so viel, wie wir gedacht haben“, kritisiert die Schauspielerin weiter: „Es hätte eine tiefgreifende Diskussion sein können. Aber die war’s nur zum Teil.“ Zum anderen Teil „ging es stark in den Voyeurismus, in die Boulevardisierung der Situationen, die Frauen geschildert haben. Es gab eine Art von öffentlicher Geilheit, die der Sache nicht gutgetan hat.“

Ähnlich kritisch betrachtet die Ehefrau von Filmregisseur Michael Verhoeven auch einen Verhaltenskodex der Filmakademie: „Ich glaube, wir brauchen keinen Kodex, um zu wissen, was Anstand bedeutet“, sagt sie: „Ich habe den Eindruck – er mag falsch sein und meinem Alter entsprechen -, dass in der Filmakademie ‚gegendert‘ wird, weil man das jetzt eben so macht. Ob es inhaltlich richtig ist, wage ich zu bezweifeln.“

Senta Berger ärgert sich über gesellschaftliche Korrektheit: „Wir verleugnen uns“

Ähnliches gilt ihrer Meinung nach für die „Korrektheit, die aus Teilen der amerikanischen Gesellschaft kommt“: „Man sieht heute den vollkommen unbedachten, alltäglichen Rassismus und Sexismus der Vergangenheit und möchte es wiedergutmachen – indem man alles besonders korrekt macht.“

Stanley Kubricks Romanverfilmung „Lolita“ (1961) etwa gelte in den USA inzwischen „als pädophil und ist indiskutabel“, so Berger: „In Deutschland ist das eigentlich gar nicht unsere Haltung“, erklärt sie weiter: „Aber weil wir medial mit Amerika so verflochten sind, übernehmen wir es. Das ist nicht gut. Wir verleugnen uns.“

Das Interview fand anlässlich des Kinostarts von Senta Bergers neuem Film „Weiß du noch“ statt. Darin spielt Berger die Seniorin Marianne, deren Ehe mit Günter (Günther Maria Halmer) zunehmend unter langweiliger Routine leidet. Um sich an den Auslöser der gegenseitigen Liebe zu erinnern, beschließen die beiden eine Wunderpille einzunehmen, die längst vergessene Erinnerungen zurück ins Gedächtnis bringt.

Das Original zu diesem Beitrag „Senta Berger ärgert sich über sinnloses Gendern – und sieht Einflüsse aus USA“ stammt von Teleschau.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024
ARD-Show "Die 100"
26.11.2024
Abstimmung über neue EU-Kommission
27.11.2024

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zwölf + 7 =

Weitere Artikel aus der gleichen Rubrik

Anklage wegen Menschenhandels und sexueller Gewalt
18.11.2024

Neueste Kommentare

Trends

Alle Kategorien

Kategorien