Deutsche Elf

Selbst Frankreichs Fans applaudieren nach Kroos‘ Gala

25.03.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Toni Kroos – Der Rückkehrer war sofort wieder der Chef auf dem Platz Quelle: Getty Images/Alexander Hassenstein

Nach zuletzt so schwachen Leistungen setzt die deutsche Nationalelf ein Ausrufezeichen. Beim Sieg in Frankreich zeigt sich, wie wertvoll Toni Kroos für das Team sein kann. Er ist Taktgeber, er ist ein Anker. Das honoriert am Ende sogar der gegnerische Anhang.

Es lief die letzte Minute der regulären Spielzeit, als er am Samstagabend im Groupama-Stadion von Lyon den Platz verließ. Aus dem Block der knapp 500 mitgereisten Fans aus Deutschland hallten „Toni, Toni“-Rufe. Das war ob des sehr guten Spiels, das Toni Kroos gemacht hatte, fast erwartbar.

Das Besondere im Moment des Wechsels hingegen aber war, dass Kroos sekundenlangen Beifall von einem Großteil der 50.000 französischen Anhänger bekam. Anerkennend applaudierten sie einem Spieler des Gegners, der ihre Mannschaft am Ende 2:0 (1:0) besiegte – und der ob seines Auftritts, seiner Rolle, die er vollends ausfüllte, großen Anteil daran hatte.

Im fünften Länderspiel unter der Leitung von Julian Nagelsmann, der vor dem Erfolg in Frankreich eine Bilanz von einem Sieg, einem Remis und zwei Niederlagen hatte, setzte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Kroos-artiges Statement. Ein Ausrufezeichen, ein Signal.

Über was für Begriffe in Bezug auf die deutsche Mannschaft war im Vorfeld nicht alles diskutiert worden. Über Lust, über Laune, über Leidenschaft, über Kampf, über Einsatz und über Spaß – alles in allem über eine Mannschaft, die zuletzt kaum Hoffnung auf eine gute EM verbreitet hatte, die am 14. Juni beginnt, und deren Trainer die Partie mit einem Motto versehen hatte: „Wir kicken“. Nicht zu vergessen, der neue Ausrüster-Deal, der publik geworden war, alles Sportliche überlagerte und sogar die Politik auf den Plan rief.

Doch dann, ja dann, streift ein deutscher Fußballprofi nach langer Zeit mal wieder das Nationaltrikot über und sorgt binnen 89 Minuten für eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Ganz bescheiden hatte er im Vorfeld wissen lassen, kein Heilsbringer zu sein. In Lyon wirkte in Verbindung mit seinen Mitspielern fast wie einer. Es war beeindruckend mit anzusehen, wie Kroos in seinem nun mehr 107 Länderspiel dem Spiel der deutschen Mannschaft seinen Stempel aufdrückte. Allein seine Anwesenheit veränderte die ganze Statik. Kroos war Leader, Kroos war Anker – er gab der zuletzt so instabilen Mannschaft Halt. Florian Wirtz etwa und Jamal Musiala, diese so jungen begnadeten Offensivspieler, agierten deutlich besser als noch zuletzt in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

In Kroos, den fünfmaligen Champions-League-Sieger, wussten sie einen starken Mann hinter sich, einen Rückhalt, den offenbar aber nicht nur sie gebraucht haben, auch viele andere Spieler in der deutschen Mannschaft strahlten mehr Sicherheit aus. Es passte ins Bild, dass Kroos es dann auch war, der das Blitztor von Wirtz vorbereitete, der nach nicht einmal acht Sekunden traf – und den Sieg in einem Spiel ebnete, in dem Kroos auch Ruhepol war. Mal forcierte er das Tempo, mal nahm er es heraus. Er passte viel, er antizipierte – und ging auch mal energisch dazwischen, wie rund 15 Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit, als er mit einer Monstergrätsche einen Konter der Franzosen verhinderte.

Bereits am Dienstag bietet sich für die deutsche Mannschaft die Gelegenheit, in Frankfurt in einem weiteren Testspiel gegen die Niederlande nachzulegen und an die gute Leistung von Lyon anzuknüpfen. Mit einem Toni Kroos, dessen Rückkehr dem deutschen Nationalteam sehr guttut. Und um an dieser Stelle den Kreis in Bezug auf das feine Gespür der französischen Fußball-Anhänger im Stadion von Lyon zu schließen: Sie huldigten am Samstagabend nicht nur Toni Kroos, sondern mit Franz Beckenbauer und Andreas Brehme auch zwei deutschen Fußball-Legenden, die kürzlich verstorben sind. Die Stille bei der Gedenkminute vor dem Anpfiff war beeindruckend.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Energiekonzern
01.12.2024
EU-Plan gescheitert
29.11.2024
ARD-Show "Die 100"
26.11.2024
Abstimmung über neue EU-Kommission
27.11.2024

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 × 1 =

Weitere Artikel aus der gleichen Rubrik

Anklage wegen Menschenhandels und sexueller Gewalt
18.11.2024

Neueste Kommentare

Trends

Alle Kategorien

Kategorien