Sean »Diddy« Combs sitzt wegen Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen in Untersuchungshaft. Staatsanwälte werfen dem US-Rapper nun vor, auf Prozessbeteiligte einwirken zu wollen. Sie verweisen auf abgehörte Gespräche.
Der Rapper Sean »Diddy« Combs (ehemals Puff Daddy) soll aus dem Gefängnis heraus versucht haben, potenzielle Zeugen und die Geschworenen in seinem anstehenden Prozess zu beeinflussen. Das behaupten Staatsanwälte und fordern den zuständigen Richter auf, Combs jüngsten Antrag auf Kaution abzulehnen.
Combs sitzt seit Mitte September im Metropolitan Detention Center in Brooklyn in Untersuchungshaft. Ihm werden Menschenhandel, Drogenmissbrauch und sexuelle Gewalt vorgeworfen. Jahrelang soll er mithilfe eines Netzwerks von Partnern und Mitarbeitern Frauen genötigt und missbraucht haben sowie Opfer durch Erpressung und Gewalt – darunter Entführung, Brandstiftung und körperliche Misshandlung – zum Schweigen gebracht haben.
Das Schreiben der Staatsanwälte wurde am Freitag dem Bundesgericht in Manhattan vorgelegt. In der kommenden Woche soll es eine Anhörung zur Kautionsentscheidung geben.
Kinder für Social-Media-Kampagne eingespannt
Wie die Staatsanwälte schrieben, habe eine Überprüfung aufgezeichneter Gefängnisgespräche von Combs gezeigt, dass er Familienmitglieder gebeten habe, mögliche Opfer und Zeugen zu erreichen. Außerdem soll er sie gedrängt haben, »Geschichten« zu erfinden, um die Geschworenen zu beeinflussen.
Die Staatsanwälte werfen dem Rapper unter anderem vor, mit Marketingaktionen auf die öffentliche Meinung einzuwirken. So habe er beispielsweise rund um seinen Geburtstag Familienmitglieder für eine Social-Media-Kampagne gewonnen – »mit der Absicht, die potenzielle Jury in diesem Strafverfahren zu beeinflussen«, wie es hieß. Konkret habe er seine Kinder ermutigt, ein Video zu posten, das sie beim Feiern zeige. Vom Gefängnis aus habe er die Maßnahme analysiert und mit seiner Familie besprochen, »wie er sicherstellen könne, dass das Video die gewünschte Wirkung auf potenzielle Geschworene in diesem Fall habe«, hieß es weiter.
»Zu den Versuchen des Angeklagten, die Integrität dieses Verfahrens zu behindern, gehören auch unermüdliche Bemühungen, potenzielle Zeugen zu kontaktieren, darunter Opfer seines Missbrauchs, die überzeugende Aussagen gegen ihn machen könnten«, schrieben die Staatsanwälte.
»Regeln eklatant und wiederholt missachtet«
»Der Angeklagte hat wiederholt – sogar während er in Haft sitzt – gezeigt, dass er Regeln eklatant und wiederholt missachtet, um den Ausgang seines Falles unangemessen zu beeinflussen. Der Angeklagte hat mit anderen Worten gezeigt, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass er sich an Regeln oder Bedingungen hält«, heißt es in dem Schriftsatz bei Gericht.
Aus Combs Verhalten könne geschlossen werden, dass er Opfer und Zeugen zum Schweigen bringen oder Aussagen erpressen wolle, die seiner Verteidigung dienen, so das Fazit der Staatsanwälte. Sie meinen, aufgrund seines Verhaltens im Gefängnis müsse Combs eingesperrt bleiben.
Der Antrag seiner Anwälte auf Kaution ist bereits der dritte. Das Bundesgericht in Manhattan hatte einen Kautionsantrag über 50 Millionen US-Dollar bereits abgelehnt. Den neuen Antrag begründen die Anwälte mit veränderten Umständen, die ihrer Meinung nach eine Freilassung von Combs sinnvoll machten, damit er sich besser auf seinen Prozess am 5. Mai 2025 vorbereiten könne.
gro/AP