Minister in BILD

Libanon-Flüchtlinge könnten zu uns kommen

01.10.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Ein Flüchtlingsmädchen sitzt im Kofferraum eines Autos in Beirut: Sie musste wegen des Kriegs zwischen der Hisbollah und Israel fliehen Foto: EPA

Die israelische Bodenoffensive gegen die Hisbollah im Libanon hat begonnen. Israelische Spezialeinheiten bekämpfen Positionen der vom Iran gesteuerten Miliz im Süd-Libanon, die Luftwaffe attackiert Hisbollah-Ziele in Beirut. Das offizielle Ziel ist, die Hisbollah von Israels Grenze zurückzudrängen. Von dort aus wird Israel seit Oktober 2023 mit Raketen beschossen.

Schon jetzt sind Hunderttausende Libanesen auf der Flucht. Am Dienstag rief das israelische Militär die Bewohner von 27 Gebieten im Süd-Libanon zur Evakuierung auf.

In BILD spricht der libanesische Umweltminister Nasser Yassine, zuständig für Katastrophen-Management, über die humanitäre Situation – und was durch neue Flüchtlings-Ströme auf Europa und Deutschland zukommen könnte!

BILD-Vize Paul Ronzheimer im Gespräch mit dem libanesischen Minister Nasser Yassine in Beirut
Foto: Giorgos Moutafis

Yassine erzählt von einer „beispiellosen“ Bewegung von Flüchtlingen innerhalb des Libanon, vor allem in der Hauptstadt Beirut laufen die Menschen in Massen auf. „Wir sind plötzlich von etwa 300 000 Menschen, die in den vorangegangenen Tagen aus dem Süden vertrieben wurden, auf fast eine Million gesprungen.“ Schon vor der aktuellen Eskalation habe der Libanon 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, „die höchste Anzahl an Flüchtlingen pro Kopf weltweit“, so Yassine.

Nach Europa sind es „nur ein paar Hundert Kilometer“

Sieht er das Risiko, dass eine große Flüchtlings-Welle aus dem Libanon nach Europa kommt? Yassine: „Definitiv. Wenn diese Menschen nicht bleiben können, wenn sie in diesen provisorischen Notunterkünften leben und dies länger als Wochen dauert, könnten wir sehen, dass Menschen überallhin Zuflucht suchen. Der Libanon liegt nur ein paar Hundert Kilometer von Europa entfernt …“

Deutschland habe viele Syrer aufgenommen, die über die Türkei kamen, so der Minister. „Aber wir könnten ähnliche Szenen sehen, wenn diese Menschen länger und länger in der Vertreibung bleiben. Sie werden Zuflucht suchen müssen.“

Er fordert: „Wir müssen zum Völkerrecht und zur UN-Resolution 1701 zurückkehren.“ Das würde bedeuten, dass die Hisbollah sich aus dem Süd-Libanon zurückzieht und die libanesische Armee dort die Kontrolle übernimmt – so wie von Israel gefordert.

Minister Yassine fordert, dass der Krieg gestoppt wird und wirft Israel die völkerrechtswidrige Verletzung der Souveränität des Libanon vor. Über die Hisbollah, die seit Monaten Raketen auf Israel feuert und weitaus mächtiger ist als Libanons Militär, spricht er nicht.

Israelische Panzer an der Grenze zum Libanon
Foto: Baz Ratner/AP

Israels offizielles Ziel ist es, die Strukturen der Hisbollah zu zerstören und die Anführer auszuschalten. Wie zuletzt, als Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah (64) bei einem gezielten Luftschlag getötet werden konnte.

Von der deutschen Regierung fordert Minister Yassine, „eine führende Rolle“ zu übernehmen. Sie solle „eine ernsthafte Position einnehmen, um diesen Krieg zu stoppen. Das ist das Wichtigste, was Deutschland und andere Nationen tun müssen“.

Das könnte Sie auch interessieren

Wegen westlicher Raketen
21.11.2024
Deindustrialisierung
21.11.2024
805 Strafanträge seit Amtsantritt
21.11.2024

Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neunzehn − 12 =

Weitere Artikel aus der gleichen Rubrik

Wegen westlicher Raketen
21.11.2024

Neueste Kommentare

Trends

Alle Kategorien

Kategorien