Der Trump-Berater Richard Grenell liefert sich einen Schlagabtausch mit Finanzminister Christian Lindner. Der hatte zuvor die USA vor den Folgen eines Handelskrieges gewarnt.
Zoff zwischen Finanzminister Christian Lindner (FDP) und dem ehemaligen US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, auf der Plattform X: Lindner warnte vor einem Handelskrieg zwischen den USA und Europa, falls Donald Trump wiedergewählt würde. Das wollte der Trump-Vertraute Grenell nicht auf sich sitzen lassen.
Am Freitag erklärte Lindner im US-Sender CNBC, dass Vergeltungsmaßnahmen drohen könnten, wenn die USA einen Handelskrieg mit der EU beginnen. „Bei Handelskonflikten gibt es keine Gewinner, nur Verlierer“, sagte er.
Trump äußerte die Idee, im Falle seiner Wahl pauschale Zölle von 10 bis 20 Prozent auf fast alle Importe zu erheben. Dies könnte das Bruttoinlandsprodukt der EU und Deutschlands erheblich beeinträchtigen.
Richard Grenell nennt Christian Lindner „naiv“
„In diesem Fall müssten wir diplomatische Anstrengungen unternehmen, um die Person, die ins Weiße Haus einzieht, davon zu überzeugen, dass ein Handelskonflikt mit der Europäischen Union nicht im Interesse der USA ist. Dann müssten wir auch über Vergeltungsmaßnahmen nachdenken“, so Lindner.
Grenell reagierte scharf und nannte Lindner „naiv“. Er behauptete, deutsche Wirtschaftsführer würden es nicht gutheißen, dass ihr Finanzminister so spreche. Deutsche CEOs hätten Präsident Trump und sein Team regelmäßig kontaktiert, um zu zeigen, dass sie seine Politik schätzten und mit ihm zusammenarbeiten wollten, schrieb Grenell weiter.
Lindners Konter ließ nicht lange auf sich warten: „Deutsche CEOs wollen US-Zölle auf deutsche Produkte? Das wäre eine große Überraschung … Nenne mir nur einen Namen, Richard. Sollten wir die transatlantische Zusammenarbeit nicht fortsetzen? Wir sind Verbündete!“
Ökonomen warnen vor Wahlsieg Trumps
Bereits vor einigen Wochen hatten Ökonomen des Ifo-Instituts und von Econpol Europe davor gewarnt, dass ein Wahlsieg Trumps erhebliche Folgen für die ohnehin gebeutelte deutsche Industrie haben könnte. Sollte er nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus sein Wahlversprechen höherer Importzölle umsetzen, könnten die deutschen Exporte in die USA um fast 15 Prozent einbrechen. Trump hat Zölle von 60 Prozent auf US-Importe aus China und 20 Prozent auf Importe aus dem Rest der Welt angekündigt. Damit würden deutsche Produkte in den USA deutlich teurer. Besonders betroffen wären die Automobil- und Pharmaindustrie.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs prognostiziert zudem einen Kursrutsch beim Euro, falls Trump die US-Präsidentenwahl gewinnt. Weitreichende Zölle und Steuersenkungen könnten die europäische Gemeinschaftswährung unter Druck setzen.
Weitere Quellen: Nachrichtenagentur DPA und Reuters