Ostermärsche

Tausende demonstrieren für Frieden und gegen Aufrüstung

08.04.2023
Lesedauer: 4 Minuten
Ostermarsch-Kundgebung in Düsseldorf: Demonstranten fordern »Stoppt das Töten« und »Raus aus der Nato« Foto: David Young / dpa

Friedensverhandlungen statt weitere Waffenlieferungen: Am Ostersamstag gingen in über 70 Städten in Deutschland Menschen im Zeichen des Ukrainekriegs auf die Straße.

Bei den traditionellen Ostermärschen der Friedensbewegung haben am Samstag bundesweit Tausende für Verhandlungen zum Stopp des Ukrainekriegs demonstriert. Aktionen gab es nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative in etwa 70 Städten, darunter in Berlin, Bonn, Bremen, Duisburg, Hannover, Leipzig, München, Stuttgart und etlichen weiteren Orten. Gefordert wurde auf den Kundgebungen auch ein Ende deutscher Waffenexporte an die von Russland angegriffene Ukraine sowie ein Verzicht auf die angekündigte Aufrüstung der Bundeswehr.

2000 Demonstranten in Berlin

Nach Schätzungen der Veranstalter, die nachmittags noch keinen abschließenden bundesweiten Überblick hatten, nahmen allein in Berlin etwa 2000 Menschen teil, in Hannover rund 1200 sowie jeweils mehrere Hundert etwa in Bremen, München, Köln, Mainz und Leipzig.

Beim wohl größten Marsch in Berlin waren auf Bannern und Plakaten Sätze wie »Frieden, Heizung, Brot statt Waffen, Krieg und Tod« und »Die Nato ist der Aggressor – Frieden mit Russland« zu lesen.

Im Aufruf zum Ostermarsch Rhein/Ruhr hieß es etwa, Bundesregierung und EU müssten sich ernsthaft um »Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen« bemühen. Auch sage man Nein zur Lieferung von Panzern und anderen schweren Waffen, die den Krieg weiter eskalierten und verlängerten. Im Bonner Aufruf hieß es: »Auch wenn die Ukraine das Recht hat, sich selbst zu verteidigen, sind immer mehr und schwerere Waffen keine Lösung, sondern befeuern diesen Krieg.« Der Ostermarsch Rhein/Ruhr zählt zu den bundesweit größten Aktivitäten der Friedensbewegung zu Ostern. Bis Montag zieht der Ostermarsch durch zahlreiche Städte der Region.

»Legt den Leo an die Kette«

In Leipzig sagte Mitorganisator Torsten Schleip: »Für uns sind ein sofortiger Waffenstillstand und die Aufnahme von Verhandlungen die bessere Alternative gegenüber weiteren Waffenexporten und Eskalation bis hin zu einem nuklearen Schlagabtausch.« Kritische Worte gebe es in alle Richtungen, betonte Schleip: »Wir sind keine Putin-Versteher-Demo.« Auf Transparenten hieß es »Frieden schaffen ohne Waffen« und mit Blick auf den Kampfpanzer Leopard »Legt den Leo an die Kette«.

In Hannover sprach die evangelische Theologin Margot Käßmann. Laut Manuskript verurteilte sie den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, kritisierte aber zugleich die deutschen Waffenlieferungen an Kiew.

60 Demonstrationsteilnehmer spazierten in Südheide im Landkreis Celle zum Werk des Rüstungsherstellers Rheinmetall. Auf den Bannern stand der Leitgedanke »Der Weg zum Frieden ist der Frieden – Gewaltfreiheit wirkt! Krieg ist keine Lösung und Krieg beginnt auch hier!«.

In Frankfurt am Main sprach das zentrale Ostermarschbüro insgesamt von einer »guten« Beteiligung an den Demonstrationen. »Dies zeigt die stabile Organisationsstruktur der Friedensbewegung, die im ganzen Land in der Lage ist, für Frieden und Abrüstung gegen die Militarisierung nach Innen und Außen Aktionen zu organisieren«, erklärte Sprecher Willi van Ooyen.

»Querdenker« marschieren in München

In München gingen etwa 1500 Menschen auf die Straße. Das Bündnis »München steht auf«, das der »Querdenker«-Szene zugerechnet wird, hatte die Demonstration unter dem Motto »Macht Frieden« organisiert. Nach einer Kundgebung auf dem Odeonsplatz, zog der Demonstrationszug durch die Münchner Innenstadt. Die meisten Teilnehmer schwenkten blaue Fähnchen mit Friedenstauben oder Holztauben auf Stäben, heißt es in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung.

Mit dem alten Slogan »Frieden schaffen ohne Waffen«, der auf vielen Plakaten zu lesen war, seien lediglich westliche Regierungen aufgerufen worden, Verhandlungslösungen zu suchen. Große Zwischenfälle gab es nicht. Jedoch verließen zwei Frauen, die ein Transparent mit der Aufschrift »Putin go home, run« (sinngemäß: Putin geh heim, und zwar schnell) ihren Posten vor der Feldherrnhalle, nachdem sie von anderen Demonstranten angesprochen worden waren.

Bundesweit waren von Donnerstag bis Montag nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative mehr als 120 Aktionen geplant.

Linken-Co-Chef Martin Schirdewan sagte der Deutschen-Presse Agentur mit Blick auf die Ostermärsche, trotz der kontroversen Diskussion zum Konflikt müsse es eine eindeutige Positionierung der Friedensbewegung insgesamt geben. Das bedeute »internationale Solidarität« mit der völkerrechtswidrig angegriffenen Ukraine und eine »klare Verurteilung des russischen Angriffskriegs«. Gleichzeitig kritisierte der Linkenpolitiker das »einseitige Fokussieren« der Bundesregierung auf Waffenlieferungen und Ausbildung von ukrainischen Soldaten.

Die Ostermärsche stehen dieses Jahr wie bereits 2022 im Zeichen des Ukrainekriegs. Die Forderungen nach einem Waffenstillstand und der Aufnahme von Friedensverhandlungen waren vielerorts die zentralen Forderungen. Der Samstag vor Ostern ist traditionell der Höhepunkt der Ostermärsche. Für Ostersonntag und -montag sind weitere Demonstrationen geplant. 

jpa/dpa/afp

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