Die Toten Hosen werden mit dem Staatspreis NRW ausgezeichnet. Campino erinnert an die Anfänge der Band und lobt die schwarz-grüne Landesregierung.
Nachdem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) seine Ansprache und Wim Wenders die Laudatio gehalten haben, greift Campino zum Mikro. Seine Bandkollegen und er haben soeben mit dem Staatspreis die höchste Auszeichnung von Nordrhein-Westfalen verliehen bekommen, und er hält – ohne abzulesen – eine Rede, in der er am Ende an die Anfänge der Toten Hosen im Ratinger Hof zurückblickt.
Der Hof in der Düsseldorfer Altstadt sei damals eine wilde Kneipe gewesen, in der sich die Musik- und Kunstszene traf. Aber auch ein Laden, der lange von der Polizei observiert worden sei. Mit seinem Schlusssatz sorgt Campino dafür, dass sich die rund 300 geladenen Gäste im Apollo-Theater mit einem Lachen im Gesicht für Standing Ovations erheben. Er sagt: „Jeder, der im Ratinger Hof ein- und ausging, wurde fotografiert. 45 Jahre später stehen wir jetzt hier neben dem Ministerpräsidenten – und der muss uns auch noch einen Preis geben. Das ist schon wild, aber es ist wie beim Fußball: Auch ein dreckiger Sieg bringt drei Punkte. Wir fragen nicht, wie er zustande gekommen ist.“
Die Toten Hosen, das sind Andreas Frege (Campino), Andreas von Holst (Kuddel), Michael Breitkopf (Breiti, er fehlt bei der Verleihung), Andreas Meurer (Andi) und Stephen George Ritchie (Vom). Bei der Verleihung des Staatspreises – Sabine Heinrich moderiert und die Well Brüder machen Musik – wollen viele Promis dabei sein, wie die befreundeten Bands Broilers, Antilopengang und Donots, Ex-Fortuna-Spieler Anthony Baffoe, Kabarettist Dieter Nuhr und Fotokünstler Andreas Gursky.
Aus der Politik sind neben Wüst unter anderem Mona Neubaur (Grüne), Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller, Armin Laschet (beide CDU) und Bärbel Bas (SPD) gekommen, aus der Wirtschaft Rheinmetall-Vorstand Armin Papperger und Ex-Schalke-Chef Clemens Tönnies. Vor dem Apollo wartet eine Gruppe „Omas gegen rechts“, die Fotos mit der Band bekommt.
Die Toten Hosen: „Gehörten in die zweite oder dritte Reihe“
Schon auf dem roten Teppich vor dem offiziellen Akt sagte Campino: „Wir wissen nicht, wie wir zu dieser Ehre kommen, aber wir verstehen das als Handreichung aus der bürgerlichen Mitte.“ Die Band nehme den Preis für viele andere entgegen, die sich in der Gesellschaft ebenso einbringen und diesen genauso verdient hätten. Die Toten Hosen gehörten eigentlich eher in die zweite oder dritte Reihe, so Campino.
Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro werde die Band an Leute weitergeben, „die um jeden Penny kämpfen“. Campino nennt das Internationale Frauenhaus und ein Kinderzentrum in Düsseldorf. Wegen ihrer Musik, aber auch wegen ihres Engagements seien die „Hosen“ ein Stück Landesgeschichte, meint Ministerpräsident Wüst. Er sagt: „Die Toten Hosen sind immer zur Stelle und nutzen ihre Popularität, wenn Menschen und die Schwächsten in Not sind.“
Offiziell bekommen die „Hosen“ den Preis für „ihren prägenden Einfluss durch ihre Musik auf den gesellschaftlichen Diskurs und die kulturelle Landschaft in Nordrhein-Westfalen“ und für „ihr jahrzehntelanges soziales und gesellschaftliches Engagement“, heißt es auf der Urkunde.
Die Laudatio hält auf Wunsch der Toten Hosen ihr enger Freund Wim Wenders. „Von Beginn an bis heute waren sie engagierte Streiter, die sich einmischten und nie ein Blatt vor den Mund nahmen, wo sie die Welt nicht in Ordnung fanden“, sagt Wenders. Die Band sei sich nie zu schade gewesen, sich einzumischen und sich für unsere Demokratie verdient zu machen.
Campino wirbt für Schwarz-Grün
Dass Campino ein politischer Mensch ist, wird auch bei der Preisverleihung noch einmal deutlich – mit lobenden Worten für die schwarz-grüne Landesregierung in NRW. „Ich kann mir vorstellen, dass sie sich auch nicht jeden Tag vor lauter Liebe in die Arme fallen. Aber sie arbeiten und packen relativ geräuschlos die Sachen an, weil es viel zu tun gibt. Da könnten sich verdammt viele Bundesländer und auch die Bundesregierung ein gutes Beispiel dran nehmen“, sagt Campino.
Verwendete Quellen
- Reporter vor Ort