Deutschland hat sich durch Migration verändert. Die Integration in die Gesellschaft wird eine Jahrhundertaufgabe. Sozialforscher Andreas Herteux analysiert die Herausforderungen und sieht große Hürden für eine erfolgreiche Integration.
Deutschland hat sich verändert: Millionen von Menschen sind ins Land gekommen, und viele werden bleiben. In welches Deutschland sollen diese Menschen aber integriert werden? Die Gesellschaft, die wir kannten, ist längst erodiert. Zersplittert in verschiedene, teilweise zerstrittene Milieus, bietet sie keinen klaren Rahmen mehr, der die Integration erleichtern könnte. Ist unser Land daher überhaupt stark genug für diese Jahrhundertaufgabe? Doch beginnen wir, um einen gleichen Stand zu gewährleisten, von vorne.
Migration – eine Erfolgsgeschichte?
Einwanderung in Deutschland ist zunächst einmal eine tief in der Geschichte verankerte Erfolgsgeschichte, die über Jahrhunderte hinweg das Land geprägt hat. Bereits im Mittelalter siedelten sich polnische und slawische Bevölkerungsgruppen im Osten des heutigen Deutschlands an und halfen bei der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung mit.
Im 17. Jahrhundert nahmen deutsche Staaten Tausende Hugenotten aus Frankreich auf, die als religiöse Flüchtlinge eine neue Heimat fanden und durch ihre Handwerkskunst und ihr Wissen wesentlich zur Modernisierung des Landes beitrugen. Auch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde durch Einwanderer, darunter polnische Bergarbeiter im Ruhrgebiet, vorangetrieben.
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kennen ebenso zahlreiche Wanderungsbewegungen bei Gastarbeitern, Spätaussiedlern, Arbeitsmigranten oder Flüchtlingen. Auch heute, im Jahr 2024, bleibt Einwanderung ein Schlüssel zum Erhalt des Wohlstands und zur Lösung von Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel.
Beispielsweise haben 23 Prozent der Pflegekräfte und 15 Prozent der Ärzte einen Migrationshintergrund, und die demografische Alterung wird durch Migration gemildert. Den Einwanderungen folgten stets große Integrationsbewegungen, die manchmal sehr schnell gingen, in einigen Fällen sehr langsam und gelegentlich auch scheiterten.
In diesem Beitrag soll daher auch nicht der Grundwert von Einwanderung infrage gestellt, sondern die aktuelle Situation in Sachen Integration kritisch analysiert werden. Doch blicken wir zu Beginn einige Jahre zurück.
Migrationsentwicklungen vor 2015
Bereits in den Jahren vor 2015 war die Migration nach Deutschland auf einem hohen Niveau. Besonders dominierte die Zuwanderung von Arbeitsmigranten aus EU-Ländern. Im Jahr 2014 kamen beispielsweise etwa 1,3 Millionen Zuwanderer nach Deutschland, von denen fast 40 Prozent aus anderen EU-Staaten stammten.
Die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten war vor 2015 vor allem durch familiären Nachzug und Arbeitsmigration von Fachkräften geprägt. Studierende hatten auch ihren kleineren Anteil. Trotzdem gab es bereits damals eine signifikante Anzahl von Asylsuchenden, wenn auch in weit geringerer Zahl als in den folgenden Jahren. Im Jahr 2014 wurden etwa 202.834 Asylanträge gestellt. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund betrug in Deutschland ca. 20 Prozent.
Schon damals gestaltete sich die Frage der Integration ambivalent. Beispielsweise identifizierte die Sinus-Migrantenmilieustudie 2018 insgesamt zehn verschiedene Lebenswirklichkeiten, die jeweils unterschiedliche Lebensstile, Werte und Integrationsniveaus aufwiesen.
Grob unterteilt gab es – man mag über die Studie und die hier vorgenommene Einteilung durchaus streiten – vier Gruppen: Traditionelle Lebenswirklichkeiten, in denen ethnische und religiöse Traditionen dominieren, was wiederum häufig zu Abgrenzungs- und Rückzugstendenzen führte und bis heute führt; entwurzelte Gruppen ohne echte Identität, die sich oft über Konsum, Einkommen, Anerkennung oder Hedonismus definieren; Lebenswirklichkeiten der Mitte mit einer postintegrativen Sicht, die sich bereits als Teil der deutschen Gesellschaft verstehen, und modernisierte Milieus, also Migranten, die gut integriert sind, sich aber stark bi-kulturell begreifen und wohl als „Ideal des Multikulti“ bezeichnet werden können.
Besonders die erstgenannten Gruppen zeigten immer wieder auch bedenkliche Tendenzen, in denen sich leider auch all die Schattenseiten von Migration, von Parallelgesellschaften bis zu Radikalisierungen, manifestierten.
Ob die Integration hier in einem befriedigenden Maße gelungen ist, darf einerseits daher hinterfragt werden, andererseits belastet dies primär auch die viel größere Gruppe der gut integrierten Migranten.
Oder einfacher und wesentlich platter ausgedrückt: Kein gemäßigter muslimischer Arzt muss sich in Haftung für die Abwege des Islamismus nehmen lassen, die russische Verkäuferin hat mit osteuropäische Kriminalitätsstrukturen ebenso wenig zu tun wie die libanesische Krankenschwester mit irgendwelchen Clans und ein Syrer, der sich mühsam über eine Lehre hochgearbeitet hat, kann nichts für Ausländer im Bürgergeldbezug. Und trotzdem wurde auch früher nicht immer klar differenziert.
Wendejahr 2015
Das Jahr 2015 markierte einen Wendepunkt in der deutschen Migrationspolitik und veränderte auch die Zusammensetzung der migrantischen Lebenswirklichkeiten massiv. Deutschland nahm nur in diesem Jahr über 890.000 Asylsuchende auf. Von den 1,9 Millionen Migranten, die beispielsweise 2023 nach Deutschland kamen, dürften ca. 1,3 Millionen unter den Gesamtthemenkomplex Flucht und Asyl fallen.
Während daher vor 2015 die Zuwanderung von EU-Bürgern geprägt wurde, verschob sich der Fokus in der Folgezeit in der Summe auf das Themenfeld Flucht und Asyl.
Das hatte auch demografische Folgen. Im Jahr 2021 erreichte die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland etwa 22,3 Millionen, was 27 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach. Im Jahr 2024 spricht man bislang von etwa 29,7 Prozent.
Wie sich diese Zuwanderung auf die bisherigen Migrantenlebenswirklichkeiten verteilt, weiß man nicht, denn es gibt keine aktuellen Untersuchungen. Vielleicht sind auch völlig neue entstanden? Der Stand der Integration bleibt unbekannt, vielleicht will man es auch gar nicht so genau wissen. Das war und ist zweifellos fahrlässig.
Abschiebung statt Integration?
Bevor wir aber das Thema genauer beleuchten, sollten wir über Abschiebungen reden, denn manche politische Kraft suggeriert den Menschen gerne, dass dies eine echte Alternative zu einer erfolgreichen Eingliederung sein könnte. Tatsächlich zeigen aber bereits die nüchternen Zahlen, dass es sich dabei nicht um eine Erfolgsgeschichte handelt. Eine Ergänzung, mehr nicht.
Von 2015 bis 2023 wurden aus Deutschland rund 190.000 Menschen abgeschoben. 2023 waren es ca. 16.400 Personen, während im gleichen Jahr ca. 1,3 Millionen, darunter ca. eine Million Ukrainer, aus dem erweiterten Themenfeld Flucht und Asyl nach Deutschland kamen.
Ausreisepflichtig sind im Moment ca. 279.000 Personen. Rechtliche Hürden, praktische Probleme bei der Durchführung, Duldungen, fehlender politischer Wille, mangelnde Rücknahmebereitschaft der Herkunftsländer, humanitäre Bedenken oder ungenügende Ressourcen – die Liste, warum Abschiebungen oft gar nicht stattfinden, ist lang, und an vielen Faktoren würde auch ein robusterer politischer Wille, den es im Moment auch nur eingeschränkt gibt, erst einmal nur begrenzt viel ändern.
Abschiebung ergänzt Integration, aber ersetzt sie nicht
Und ja, Rückführungen ins Heimatland sind ein wichtiges Instrument der Migrationspolitik, und sie sollten auch konsequent durchgeführt werden. Allerdings ist die Diskussion über sie in der Regel unredlich, denn allein schon das numerische Verhältnis macht deutlich, dass Abschiebungen die Integration in die Gesellschaft nicht ersetzen können, und sie kommen in vielen Fällen, gerade bei berechtigtem Aufenthalt, auch überhaupt nicht infrage, denn der größte Teil der Menschen ist zudem gar nicht ausreisepflichtig, sondern hat einen gültigen Aufenthaltsstatus.
Warum sollte eine hart arbeitende Krankenschwester aus dem Ausland auch abgeschoben werden? Warum der ausländische Handwerker? Wir brauchen Arbeitsmigration, damit unser Land funktioniert.
Diese Leute sind gar nicht gemeint? Nur, auch diese Menschen werden nicht deswegen integriert, weil sie in Deutschland Steuern zahlen. Gelegentlich vergessen wir das leider, weil die dunklen Seiten der Migration den Blick auf das Große und Ganze verdecken und das Thema „Asyl und illegale Migration“ immer wieder ein Schatten über den Gesamtkomplex wirft.
Analog und damit spielen wir das Spiel mit, ist das Thema der geschlossenen Grenzen zu betrachten. Richtig ist: Ein Land, das seine Grenzen nicht sichern kann, wird irgendwann auch keine Staatsgewalt mehr haben. Einwanderung ist steuerbar, und sie muss, neben den humanitären Verpflichtungen, auch vom Eigeninteresse getrieben sein. Nicht von einem Milieu-Moralismus, nicht von Ideologie, aber die Diskussion ändert nichts an dem Integrationsdilemma. Daher ist auch dies nicht Thema.
Realistisch betrachtet wird eine beachtliche Anzahl der Migranten, die sich heute in Deutschland befinden, bleiben.
Daher haben wir am Ende nur die Wahl, ob wir die Menschen erfolgreich integrieren oder aber sich selbst überlassen und damit, neben zweifelsfrei auch vorhandenen Erfolgsgeschichten, auch negative Begleiterscheinungen wie Parallelgesellschaften oder Radikalisierungen in Kauf nehmen.
Das mag für manchen Leser eine unbequeme Wahrheit sein, aber Zahlen lügen leider nicht. Doch blicken wir ruhig zurück: Integration bleibt notwendig, aber was ist das überhaupt?
Was ist gelungene Integration?
Integration ist, und diese These wurde zu lange vertreten, nicht nur die Eingliederung von Migranten in den Arbeitsmarkt oder das Erlernen der deutschen Sprache, auch wenn es gelegentlich noch immer suggeriert wird. Der Mensch lebt nicht von Brot allein, auch wenn er es sprachlich korrekt beim Bäcker ordern kann und er wird sich seine eigene Welt schaffen, wenn man ihn keine attraktive bietet, in der er seine Bedürfnisse nach Selbstentfaltung befriedigen kann.
Gelungene Integration umfasst daher auch die soziale, kulturelle und politische Teilhabe an der Gesellschaft oder zumindest die Möglichkeit, diese wahrzunehmen und sich bewusst dagegen zu entscheiden. Doch hier entsteht ein grundlegendes Problem: In welche Gesellschaft sollen Migranten sich integrieren?
Es gibt gar keine deutsche Gesellschaft mehr
Wir kennen zwar nun einige Migrantenmilieus, aber diese sind nicht das Ziel der Integration, sondern eine separate Betrachtung einer Gruppe. Eine Segmentierung und Herauslösung.
Ziel bleibt die deutsche Gesellschaft, aber diese deutsche Gesellschaft, wie sie lange Zeit existierte – zwar nicht homogen, aber durch gemeinsame Werte und Normen zusammengehalten – hat sich grundlegend verändert. Der technologische Fortschritt, die Globalisierung und die zunehmende Individualisierung haben diesen Rahmen, der durchaus Integrationserfolge vorweisen konnte, aufgelöst und das Große und Ganze in viele Gesellschaften zersplittern lassen.
Heute existiert keine Gesellschaft mehr, sondern zahlreiche Lebenswirklichkeiten, in der Regel Milieu genannt, nebeneinander, und jedes hat seine ureigenen Vorstellungen von einem richtigen und guten Leben. Eigene Normen, individuelle Verhaltensmuster sowie abweichende Wertevorstellungen. Das gab es vielleicht in größeren Blöcken schon immer, niemals jedoch in einer solchen Vielfalt der Unterschiedlichkeit und des Individualismus.
Bleiben wir bei den klassischen Milieus, die sich gesichert nachweisen lassen. Hedonisten, die primär Spaß und Genuss suchen, haben andere Ziele als Prekäre, bei denen es teilweise um die nächste Mahlzeit geht. Traditionelle oder Post-Materielle präferieren völlig unterschiedliche Lösungen für Probleme. Man nehme hier die Energiewende, die genannten Abschiebungen oder die Gendersprache als Stichworte. Die adaptiv-pragmatische Mitte ist viel flexibler als die alte bürgerliche Welt oder das etablierte Establishment. So setzt sich das dann fort. Ja, es gibt Schnittmengen, aber manche Milieus sind so weit voneinander entfernt, dass der Konsens immer schwieriger zu finden ist. Das ist natürlich euphemistisch. In Wahrheit steht man sich heute erbittert, fast verfeindet gegenüber, besteht auf seine Meinung und zeigt häufig nur noch wenig Kompromissbereitschaft. Ein Blick in die Wirklichkeit sollte hier genügen.
Wohin denn integrieren?
Es gibt also keine einheitliche „deutsche Gesellschaft“ mehr, in die sich Migranten integrieren könnten. Stattdessen müssen sie sich in eine fragmentierte Gesellschaft eingliedern, in der verschiedene Milieus teils gegensätzliche Erwartungen an Integration haben.
Diese Fragmentierung der Gesellschaft stellt auch die willigsten Migranten vor besondere Herausforderungen. Jede soziale Gruppe hat ihre eigene Vorstellung davon, was gelungene Integration ausmacht. Das Multikulti-Ideal der Postmateriellen ist für das traditionelle deutsche Milieu befremdlich.
Umgekehrt ignorieren eben jene postmateriellen Kräfte auch gerne einmal Parallelgesellschaften, und so lässt sich das fortsetzen. Jeder hat seine eigene Wirklichkeit, seinen Blickwinkel und seine Erzählung und jede Blase geht von absoluter Wahrheit aus. Die radikalen Ränder freuen sich darüber.
So wird Integration nicht nur zu einer Frage der Anpassung, sondern auch der Orientierung in einer Gesellschaft, die selbst in einer Identitätskrise steckt und schlicht zu schwach ist, um die Integrationsaufgabe auch nur im Entferntesten meistern zu können.
Deutschland fehlt ein einheitlicher gesellschaftlicher Rahmen, der Normen und Werte vorgibt, auf die sich alle einigen können. Historische Narrative wie das Versprechen des sozialen Aufstiegs oder das Vertrauen in staatliche Institutionen verlieren an Strahlkraft, was die gesellschaftliche Kohäsion weiter schwächt.
Fatale Konsequenzen
Für eine erfolgreiche Integration von Millionen von Menschen ist dieser Mangel an gesellschaftlichem Konsens und klaren Leitlinien fatal. Ohne ein gemeinsames Verständnis von Werten und Normen, das alle Bürger, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, teilen können, entsteht eine gefährliche Fragmentierung.
Migranten, die in diese zersplitterte Gesellschaft kommen, sind nicht nur mit der Herausforderung konfrontiert, sich anzupassen, sondern müssen auch selbst entscheiden, welchem gesellschaftlichen Milieu sie sich zugehörig fühlen wollen oder können und auch ob überhaupt eine Aufnahmebereitschaft besteht.
Einfacher wäre es, in den großen Rahmen, der für alle gilt, einzuwandern. Eine starke Gesellschaft ist anziehend, man möchte Teil sein. Eine schwache ist es in der Regel nicht. Stärke erzeugt häufig Stolz und Zugehörigkeit, Schwäche gebiert nicht selten Ablehnung und Verachtung. Doch es gibt ihn in vielen Bereichen nicht mehr.
Diese Orientierungslosigkeit kann zu Parallelgesellschaften führen, in denen Migranten sich gezwungen sehen, eigene soziale Strukturen zu schaffen, anstatt sich in die bestehende Gesellschaft einzufügen. Dies ist in der Vergangenheit passiert, und es wird – in einem noch größeren Umfang – auch in Zukunft passieren. Dies ist leider bereits absehbar.
Das Ergebnis muss dann eine Zunahme sozialer Spannungen sein, da noch mehr Gruppen mit unterschiedlichen Werten und Normen in einer Gesellschaft koexistieren, ohne sich gegenseitig zu verstehen oder zu akzeptieren. Schon bei der deutschen Gesellschaft führt dies zu heftigen Milieukämpfen, die kaum mehr kontrollierbar sind. Man betrachte nur die aktuelle Stimmung im Lande. Wollen wir noch zahlreiche weitere abgekapselte Lebenswirklichkeiten durch Untätigkeit schaffen?
Dies könnte zu einer weiteren Polarisierung führen, in der die Kluft zwischen verschiedenen sozialen Gruppen noch größer wird. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass Migranten, die sich nicht erfolgreich integrieren, anfälliger für Radikalisierung oder Kriminalität werden, da sie gar keine allgemeinen Normen und Werte, die über die eigenen Milieus hinausgehen, mehr kennen. Wir reden wohlgemerkt von jenen, die eigentlich integrierbar gewesen wäre, nicht von jenen, die es niemals waren.
Die Fragmentierung der Gesellschaft könnte somit nicht nur den sozialen Frieden gefährden, sondern auch die wirtschaftliche und politische Stabilität des Landes unterminieren.
Wenn Deutschland keine kohärente Integrationsstrategie entwickelt, die über bloße Anpassung hinausgeht und tatsächlich einen neuen gesellschaftlichen Konsens schafft, drohen fatale Konsequenzen: soziale Isolation von Migranten, wachsende Parallelgesellschaften, steigende Konflikte und ein Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhalts, der für den Erfolg des Landes unerlässlich ist. Integration ist daher ein Schlüsselfaktor für die Zukunft Deutschlands.
Wohin geht der Weg?
Wir müssen daher etwas tun. Integration kann eine Erfolgsgeschichte sein. Sie war es auch oft und sie es noch in Teilen. Allerdings haben sich die Dinge gewandelt. Die Weltlage ist eine andere, die Migranten sind andere und auch wir sind nicht mehr die, die wir einst waren.
Integration darf daher nicht nur als Anpassung der Migranten verstanden werden, sondern auch als gemeinsamer Prozess, der eine Neudefinition gesellschaftlicher Ziele und Werte erfordert. Dies erfordert Anstrengungen auf allen Seiten – von den Migranten, der Politik und der Gesellschaft, oder besser ihren unerbittlich gegenüberstehenden Teilen, insgesamt.
Ein großes gesellschaftliches Konzept, das über Milieu-Interessen hinausgeht, ist daher unerlässlich. Andernfalls scheitern wir nicht nur an der Herausforderung Migration, sondern als Land an sich. Der geforderte Integrationsprozess ist daher viel größer als gedacht. Es geht nicht nur um die, die gekommen sind, sondern auch um jene, die schon immer hier waren und sich entzweit haben. Das ist wahrlich eine Jahrhundertaufgabe.