So reagiert die Welt auf die US-Wahl

Scholz gratuliert Trump in kurzer Nachricht, Netanyahu und Orbán triumphieren

06.11.2024
Lesedauer: 6 Minuten
Bundeskanzler Scholz: Aus Europa kommen sowohl ernüchterte als auch euphorische Reaktionen auf Trumps Sieg Foto: Hannes P. Albert / dpa

Offiziell ist der Wahlsieg noch nicht verkündet, erste Glückwünsche gibt es dennoch. So äußern sich der Bundeskanzler, Wolodymyr Selenskyj und China zum erwarteten Sieg von Donald Trump.

Bundeskanzler Olaf Scholz gratulierte Donald Trump auf X: »Gemeinsam arbeiten Deutschland und die USA seit Langem erfolgreich zusammen, um Wohlstand und Freiheit auf beiden Seiten des Atlantiks zu fördern«, schrieb er in dem Beitrag. »Das werden wir zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger fortsetzen.«

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat dem US-Präsidentschaftskandidaten zu dem sich abzeichnenden Wahlerfolg gratuliert. »Donald Trump hat die Wahl gewonnen. Dazu gratulieren wir«, sagte Baerbock in Berlin nach der Rückkehr von einer Ukrainereise.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verknüpfte seine Glückwünsche mit einem Hinweis auf die lange Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA. »Generationen deutscher Einwanderer haben die Vereinigten Staaten geprägt und prägen sie bis heute«, schrieb Steinmeier an Trump, dessen Großvater aus der Pfalz in die USA auswanderte. In einer »unruhigen Welt voller Konflikte und Ungewissheiten« sei »die Zusammenarbeit von großem Wert und großer Kraft, bilateral und als Partner in der Nato und den Vereinten Nationen. Sie können sich auf Deutschland als starken Partner an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika verlassen«.

Zu den ersten Gratulanten unter den Staats- und Regierungschef gehörte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Er sei »bereit, mit ihm so wie auch zuvor schon zusammenzuarbeiten«, sagte Macron.

Frankreich sieht in der US-Wahl vor allem einen Auftrag für Europa, sein »Schicksal selbst in die Hand zu nehmen«. »Wir sollten uns nicht fragen lassen, was die USA tun werden, sondern was Europa zu leisten imstande ist«, sagte Regierungssprecherin Maud Bregeon dem Sender RTL. Dies gelte unabhängig vom Ausgang der Wahl.

»In einer Reihe von absolut entscheidenden Bereichen – Verteidigung, Reindustrialisierung, Dekarbonisierung – müssen wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen«, betonte die Sprecherin. Sie äußerte sich, bevor das Wahlergebnis in den USA feststand.

Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, schreibt auf X: »Ich gratuliere Donald Trump herzlich.« Die EU und die USA seien mehr als nur Verbündete. »Lassen Sie uns also gemeinsam an einer starken transatlantischen Agenda arbeiten, die ihnen auch weiterhin etwas bringt.«

Glückwünsche kommen auch aus Großbritannien: »Ich weiß, dass die besonderen Beziehungen zwischen Großbritannien und den USA auf beiden Seiten des Atlantiks auch in den kommenden Jahren weiter gedeihen werden«, schrieb Premierminister Keir Starmer auf X. »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen in den kommenden Jahren.«

Israels Regierungschef Netanyahu: Wahlsieg Trumps als »historische Rückkehr« ins Weiße Haus
 Foto: Nir Elias / AFP

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach von einer »historischen Rückkehr« Trumps ins Weiße Haus und gratulierte. Dies sei ein »kraftvolles Bekenntnis zur großen Allianz« zwischen Israel und Amerika, schrieb Netanyahu auf der Plattform X.

»Glückwunsch an @realDonaldTrump zu seinem beeindruckenden Wahlsieg!«, meldete sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf X zu Wort . Er erinnere sich an ein »großartiges Treffen« mit Trump im September, bei dem sie etwa über Möglichkeiten zur Beendigung der russischen Aggression gegen die Ukraine gesprochen hätten. »Ich schätze das Engagement von Präsident Trump für den Ansatz ›Frieden durch Stärke‹ in globalen Angelegenheiten. Dies ist genau das Prinzip, das einen gerechten Frieden in der Ukraine praktisch näher bringen kann.«

Trump hatte im Wahlkampf allerdings betont, dass er mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin »großartig« zurechtkomme. Dennoch ist unklar, ob Putin Trump zur Wahl beglückwünschen wird. Kremlsprecher Dmitrij Peskow sagte, er wisse nichts von Plänen, Trump zu gratulieren. »Vergessen wir nicht, dass wir von einem feindlichen Land sprechen, das direkt und indirekt an einem Krieg gegen unseren Staat beteiligt ist«, sagte Peskow mit Blick auf die US-Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Er kündigte an: »Wir werden Schlüsse ziehen basierend auf konkreten Taten und konkreten Äußerungen.«

Der frühere russische Präsident Dmitrij Medwedew äußerte sich hingegen triumphierend. Er schrieb auf der Plattform Telegram, Trumps Wahlsieg sei wahrscheinlich eine schlechte Nachricht für die Ukraine. Der künftige US-Präsident werde versuchen, die finanzielle Unterstützung für die Ukraine zu reduzieren, schrieb der stellvertretende Leiter des russischen Sicherheitsrats weiter.

Er habe Trump soeben zur Wahl zum US-Präsidenten beglückwünscht, teilte Nato-Generalsekretär Mark Rutte mit. Der Niederländer hat die schwierige Aufgabe, Trump davon zu überzeugen, verlässlicher Verbündeter der Nato-Staaten zu sein. Der frühere niederländische Regierungschef hatte sich in Trumps erster Amtszeit sehr gut mit ihm verstanden. Er freue sich darauf, so Rutte nun weiter, erneut mit Trump zusammenzuarbeiten, um mittels des Bündnisses Frieden durch Stärke zu schaffen.

Mit Blick auf den sich abzeichnenden Wahlsieg des US-Republikaners Donald Trump hat China seine Hoffnung auf eine »friedliche Koexistenz« geäußert. »Wir werden die Beziehungen zwischen China und den USA weiterhin auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts, der friedlichen Koexistenz und der Zusammenarbeit zum Vorteil beider Seiten handhaben«, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ning. Sie äußerte sich zunächst nicht direkt zu dem möglichen Wahlsieg Trumps.

Glückwünsche kommen derweil aus Italien: »In meinem Namen und im Namen der italienischen Regierung gratuliere ich dem gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald #Trump , ganz herzlich«, schreibt Premierministerin Georgia Meloni. »Italien und die Vereinigten Staaten sind ›Schwester‹-Nationen, verbunden durch ein unerschütterliches Bündnis, gemeinsame Werte und eine historische Freundschaft.«

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán:
»Ein dringend benötigter Sieg für die Welt«

 Foto: Lev Radin / Pacific Press Agency / IMAGO

Europäische Rechtspopulisten zeigten sich offen erfreut. Als einer der Ersten reagierte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Der Erfolg Trumps sei für die Welt »ein dringend benötigter Sieg« – und »das größte Comeback in der politischen Geschichte der USA«, schrieb Orbán auf X.

Der radikal-rechte Populist der Niederlande, Geert Wilders, hat ebenfalls gratuliert. »Glückwunsch Präsident Trump! Glückwunsch Amerika! Nie aufhören, immer weiter kämpfen und Wahlen gewinnen!«, schrieb Wilders noch vor Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses auf X. Der Rechtspopulist ist ein erklärter Anhänger von Trump.

Der polnische Präsident Andrzej Duda schrieb auf X: »Herzlichen Glückwunsch, Herr Präsident Donald Trump!«, und: »Sie haben es geschafft!«

Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan gratulierte seinem »Freund« Trump zum Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen nach »einem großen Kampf«, nachdem Trump zuvor den Sieg für sich beansprucht hatte. »Ich glaube, dass in dieser neuen Ära, die mit der Wahl durch das amerikanische Volk begonnen hat, mehr Anstrengungen für eine gerechtere Welt unternommen werden«, so Erdoğan auf X.

Deutlich nüchterner fielen die Glückwünsche des tschechischen Regierungschefs Petr Fiala und von Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer aus. Es sei gemeinsames Ziel mit den USA, dass die Beziehungen auf dem höchsten Niveau blieben, schrieb Fiala auf X . Nehammer bezeichnete auf X  die USA als »wichtigen strategischen Partner« Österreichs.

Der indische Premier Narendra Modi gratuliert ebenfalls auf X. »Während Sie auf den Erfolgen Ihrer vorherigen Amtszeit aufbauen, freue ich mich auf die Erneuerung unserer Zusammenarbeit zur weiteren Stärkung der umfassenden globalen und strategischen Partnerschaft zwischen Indien und den USA.« 

fdi/ani/dpa/Reuters/AP/AFP

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