Eine US-Behörde schläfert das auf Instagram berühmte Eichhörnchen Peanut ein. In der heißen Phase des Wahlkampfs versuchen die Republikaner, aus der Empörung Kapital zu schlagen. Auch Elon Musk gibt der US-Regierung fälschlicherweise die Schuld am Tod des Tieres.
Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl machen die Republikaner den Tod des auf Instagram bekannten Eichhörnchens Peanut zum Wahlkampfthema. Der republikanische Kandidat Donald Trump sei „wütend“ über die Nachricht gewesen, dass die Behörden Peanut eingeschläfert haben, sagte sein Vize J. D. Vance. „Dieselbe Regierung, die sich nicht um Hunderttausende illegale Einwanderer kümmert, die in unser Land kommen, will nicht, dass wir Haustiere halten“, behauptete Vance auf einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina am Sonntag. „Das ist der größte Wahnsinn.“
Trumps Sohn Donald Trump Junior schlug in die gleiche Kerbe: „Es ist an der Zeit, eine Regierung abzuwählen, die ein Eichhörnchen tötet, aber 600.000 Kriminelle, darunter 13.000 Mörder und 16.000 Vergewaltiger, wissentlich in ihr Land lässt“, schrieb er auf X zu einem Bild von Peanut. Möglicherweise werde der „Mord“ an dem Eichhörnchen „echte Veränderungen und ein Erwachen“ bringen.
Der republikanische Kongressabgeordnete Nick Langworthy griff in den sozialen Medien die demokratische Gouverneurin von New York, Kathy Hochul, an. „Im Staat New York haben wir Schutzgebiete für illegale Einwanderer, während unschuldige Haustiere getötet werden“, schrieb er. Hochul habe „falsche Prioritäten“ gesetzt.
Auch Milliardär und Trump-Unterstützer Elon Musk macht die Demokraten für den Tod des Eichhörnchens verantwortlich. Mit einem auf X geposteten Meme impliziert er, dass die Demokraten das „Töten eines Eichhörnchens“ dem „Festnehmen von Mördern, Vergewaltigern und Illegalen“ vorziehen würden. In einem weiteren Post zu Peanut schrieb Musk, die Regierung sei eine „sinnlose und herzlose Tötungsmaschine“.
Ferner sorgte eine angebliche Pressemitteilung von Donald Trump in den sozialen Medien für Aufsehen. Darin wird der Tod des Tieres ebenfalls in Zusammenhang mit illegaler Einwanderung gebracht. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt betonte jedoch, dass die Pressemitteilung gefälscht sei.
Vorwurf der illegalen Haltung
Das Eichhörnchen Peanut, das rund eine halbe Million Instagram-Follower hat, wurde nach Angaben der Umweltschutzbehörde in New York eingeschläfert, nachdem es einen Mitarbeiter gebissen hatte. Zuvor war es am Mittwoch nach Berichten über die illegale Haltung von Wildtieren aus dem Haus seines Besitzers Mark Longo im Ort Pine City mitgenommen worden.
Longo schrieb zu einem Video, in dem er unter Tränen den Tod des Tieres bekannt gibt: „Es tut mir leid, dass ich dich im Stich gelassen habe, aber danke für alles.“ Und weiter: „Danke dafür, dass du so viel Freude zu uns und in die Welt gebracht hast.“ Nach eigenen Anhaben hat Longo das Tier vor sieben Jahren in New York City gefunden. Seine Mutter sei von einem Auto überfahren worden. Das kleine Eichhörnchen sei auf einer belebten Straße einfach an seinem Bein hinaufgeklettert, sagte der 34-Jährige der Zeitung.
In den sozialen Medien ist die Empörung über den Tod von Peanut groß. Anders als von den Republikanern dargestellt, waren aber weder die US-Regierung noch der Bundesstaat New York an der Entscheidung beteiligt. Denn ob ein Tier eingeschläfert wird, bestimmt allein das Amt für Umweltschutz. Es ist zwar rechtlich der Gouverneurin unterstellt, die nimmt aber keinen unmittelbaren Einfluss auf die Abläufe. Zudem soll Besitzer Longo das Eichhörnchen und einen ebenfalls beschlagnahmten und später getöteten Waschbären illegal gehalten haben.
Der kleine Nager sei mit seiner Präsenz in den sozialen Netzwerken auch das Gesicht einer von Longo und seiner Frau gegründeten Tierauffangstation gewesen, hieß es in der „New York Times“. Das Paar habe bereits mehr als 300 Tiere gerettet, darunter Katzen, Hunde, Pferde und Schweine. Das dafür nötige Geld sei größtenteils durch niedliche Videos von Peanut im Internet gesammelt worden.
Longo startete inzwischen eine Petition, in der er um Spenden bittet und das Vorgehen der Behörden kritisiert. „Stehen Sie mit uns für Gerechtigkeit ein“, heißt es darin. „Wir müssen uns für einen mitfühlenderen Umgang mit Wildtieren einsetzen, um sicherzustellen, dass kein anderes Tier ein solches Schicksal erleidet.“ Die Beamten hätten ihre Bodycams nicht eingeschaltet und ihn wie einen Kriminellen behandelt. „Wir müssen verlangen, dass unsere Wildtierbehörden die richtigen Verfahren einhalten und alle Menschen unabhängig von der Situation fair und respektvoll behandeln.“ Über die Plattform GoFundMe kamen bislang rund 160.000 US-Dollar zusammen.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa