Nach S&P Global stuft nun auch die Londoner Agentur Fitch Ukraine-Anleihen als besonders „notbedürftig“ ein. Mitgrund ist ein neues Gesetz im Land.
Die Ukraine braucht ständig neues Geld, um ihren kräfteraubenden Verteidigungskrieg gegen Russland zu finanzieren. Deswegen leiht sie sich unter anderem Beträge mittels Staatsanleihen. Erst kürzlich hatte das Land mit privaten Gläubigern eine Umschuldung bis 2036 vereinbart. Damit hatte sich das Land gerade so noch seine Zahlungsfähigkeit bewahrt. Die Gesamtschuldensumme konnte das Land um sechs Milliarden Euro schmälern. Doch nun steht ein weiterer Rückschlag ins Haus.
Denn die internationale Ratingagentur Fitch aus London hat das langfristige Ausfallrating (IDR) der Ukraine – also die Zuverlässigkeit von Staatsanleihen – von C (Zahlungsausfall steht bevor) auf RD (Notlage) herabgestuft. Außerdem war die Nachfrist für die am 1. August fällige Kuponzahlung abgelaufen, die für die 2026er-Euroanleihen in Höhe von 750 Millionen US-Dollar fällig waren. Also stufte Fitch auch die Euroanleihen von „C“ auf sogar „D“ herab, was laut den Kreditexperten den „teilweisen oder vollständigen Ausfall der Forderung“ bedeutet.
Fremdwährungs-Anleger könnten Geld in der Ukraine verlieren
Sicher ist das Geld von Fremdwährungsanlegern schon lange nicht. Am 18. Juli verabschiedete das ukrainische Parlament ein Gesetz, das der Regierung ermöglicht, Zahlungen für staatliche und staatlich garantierte Auslandsschulden vorübergehend auszusetzen. Und zwar so lange, bis ein Abkommen mit den Gläubigern ausländischer Handelsschulden abgeschlossen werden kann.
Wenig verwunderlich: Die Ukraine muss auf die bedingungslose und überzeugte Unterstützung ihrer Geldgeber zählen und kann nicht mehr auf das Vertrauen in ihre Kreditwürdigkeit setzen.
Die Bewertungen waren auch vorher nicht rosig. Ein lohnenswertes Investment muss laut Fitch bei mindestens „BBB“ liegen. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank AG liegt bei A und deutsche Staatsanleihen bei AAA. Anfang August hatte bereits der amerikanische Marktanalyst S&P Global die Ukraine auf „SD“– selektiver Zahlungsausfall – abgewertet.
Die schlechten Ukraine-Bewertungen der westlichen Staatsanleihen-Kenner dürften einige unschlüssige Investoren, die der Ukraine im Krieg helfen wollen, noch mal ins Grübeln bringen. Auch wenn das erst mal nicht die Zahlungsunfähigkeit der Ukraine bedeutet, ist der unsichere Geldfluss gefährlich für die Kriegsfähigkeit des angegriffenen Landes.
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