Krieg in Nahost

Netanjahu kündigt „gnadenloses“ Vorgehen gegen Hisbollah an

14.10.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel Quelle: Abir Sultan/Pool European Pressp

Nach einem schweren Raketenangriff der Hisbollah auf Israel kündigte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu ein „gnadenloses“ Vorgehen gegen die Miliz an. Vorwürfe, das Militär habe absichtlich Friedenstruppen der UN im Libanon angegriffen, wies er zurück.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat angekündigt, weiterhin hart gegen die Hisbollah vorzugehen. „Ich möchte klarstellen: Wir werden die Hisbollah weiter in allen Teilen des Libanons ohne Gnade bekämpfen – auch in Beirut“, sagte Netanjahu nach einem Besuch des angegriffenen Stützpunkts nahe der Stadt Binjamina in einer Videobotschaft.

Zuvor gab es unbestätigte Berichte israelischer Medien, Netanjahu habe die Streitkräfte auf Drängen der US-Regierung angewiesen, Angriffe auf die libanesische Hauptstadt zu vermeiden. Von Freitag bis einschließlich Montagabend gab es keine israelischen Luftangriffe in Beirut gegen Ziele der proiranischen Hisbollah-Miliz.

„Wir kämpfen gegen die iranische Achse des Bösen, die uns vollständig vernichten will“, erklärte Netanjahu in dem Video weiter. „Sie werden es nicht schaffen. Wir kämpfen weiter. Wir zahlen einen schmerzhaften Preis, aber wir haben auch enorme Erfolge erzielt.“

Am Sonntag waren bei einem Drohnenangriff der Hisbollah auf einen Ausbildungsstützpunkt des israelischen Militärs in Binjamina südlich von Haifa mindestens vier israelische Soldaten getötet und mehr als 60 Menschen verletzt worden. Armeechef Herzi Halevi betonte bei einem Besuch vor Ort, sein Land befinde sich im Krieg „und ein Angriff auf einen Ausbildungsstützpunkt an der Heimatfront ist schwierig, und die Folgen sind schmerzhaft“.

Indes startete die israelische Armee eine Reihe neuer Angriffe auf Ziele im Libanon. In der mehrheitlich von Christen bewohnten Ortschaft Aito im Norden des Landes wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 21 Menschen getötet und acht weitere verletzt. Es war das erste Mal, dass eine überwiegend christliche Bergregion Ziel israelischer Angriffe wurde. Bislang hatte die Armee ihre Attacken hauptsächlich auf Hisbollah-Hochburgen in mehrheitlich schiitisch geprägten Gebieten des Landes und in den südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut konzentriert.

Im Südlibanon entdeckten Bodentruppen nach Angaben der Armee ein unterirdisches Gelände der Hisbollah. Dieses soll als Kommandozentrale der Elitetruppe Radwan der libanesischen Miliz gedient haben, in der Waffen, Munition und Motorräder bereitstanden, wie das Militär mitteilte. Die Armee veröffentlichte ein Video, wonach in dem Komplex Schlafzimmer, eine Küche sowie Sanitäranlagen zu sehen sind.

Der unterirdische Komplex war nach Armee-Angaben so konzipiert, dass eine Radwan-Truppe dort ankommt, sich ausrüstet und dann zu Fuß oder auf Motorrädern in israelisches Territorium eindringt. Das Gelände befindet sich laut Militär unter einem zivilen Gebiet im Süden des Libanons.

Die Hisbollah setzte auch am Montag die Angriffe auf Israel fort. Die Miliz erklärte, eine „große Raketensalve“ auf die Stadt Safed im Norden Israels abgefeuert zu haben. Im Grenzgebiet im Südlibanon kam es Angaben der Hisbollah zufolge zudem zu „gewaltsamen Zusammenstöße“ mit israelischen Soldaten. Im Grenzdorf Aita al-Schaab sei ein israelischer Truppentransporter mit einer Lenkrakete angegriffen worden, hieß es.

Das israelische Militär fing nach eigenen Angaben mehrere Geschosse aus dem Libanon ab. In zahlreichen israelischen Orten, unter anderem in der Mittelmeermetropole Tel Aviv, wurde am Montag wegen des anhaltenden Beschusses Luftalarm ausgelöst.

Netanjahu weist Vorwürfe zurück, Unifil-Soldaten absichtlich angegriffen zu haben

In den vergangenen Tagen gerieten auch wiederholt Soldaten der UN-Friedenstruppe Unifil im Grenzgebiet zu Israel zwischen die Fronten, insgesamt fünf von ihnen wurden verletzt. Israel wirft der Hisbollah vor, die Blauhelmsoldaten und Unifil-Anlagen als Schutzschilde zu missbrauchen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, es sei „völlig inakzeptabel, die Truppen der Vereinten Nationen anzugreifen“. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, Angriffe auf Friedenstruppen verstießen gegen das Völkerrecht.

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