Anstieg mehr als verzehnfacht!

Mehr als 500 Mio. Euro Kindergeld gehen ins Ausland

31.10.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Im ersten Halbjahr 2024 wurden 258.514.244,08 Euro Kindergeld auf Konten im Ausland überwiesen Foto: Sina Schuldt/dpa

Nach der Riesen-Razzia in einem berüchtigten Wohnkomplex in Duisburg stehen Sozialbetrüger und Kindergeld-Abzocker im Fokus der Ermittler!

Denn eines ihrer Ziele war: Festzustellen, ob alle Menschen, die dort gemeldet sind und Sozialleistungen beziehen, auch wirklich dort leben.Seit Jahren geht immer mehr Kindergeld ins Ausland, und immer wieder machen dreiste Abzocker Schlagzeilen.

2023 hat die Familienkasse 525,7 Millionen Euro auf Konten außerhalb Deutschlands überwiesen. Zum Vergleich: 2010 waren es 35,8 Millionen Euro.

Die Halbjahres-Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die BILD abgefragt hat, belegen: im ersten Halbjahr 2024 wurden 258.514.244,08 Euro Kindergeld auf Konten im Ausland überwiesen.

Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum sind die Zahlen minimal gesunken (minus 0,58 Prozent), denn zwischen Januar und Juni 2023 waren es 260.025.086,44 Euro, die ins Ausland gingen.

Auch die Zahl der im Ausland lebenden Kinder ist zurückgegangen: Im Juni 2023 waren es 322.364 Kinder, zum Stichtag 2024 dann 320.098 Kinder (minus 0,7 Prozent).

Wie viele der Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit haben, weiß die Arbeitsagentur nicht. Sie kennt aber die der Eltern: Die Zahl der deutschen Kindergeld-Berechtigten im Ausland lag im Juni 2024 bei 37.664. Im Juni 2023 waren es noch 36.144 deutsche Berechtigte.

Warum überweist Deutschland Kindergeld ins Ausland?

Deutsche mit Wohnsitz im Ausland, die hier Steuern zahlen, haben Anspruch auf Kindergeld. Ebenso Ausländer, die bei uns arbeiten und Steuern zahlen, „wenn sie die Staatsbürgerschaft eines EU-Landes haben oder eines anderen Landes mit entsprechenden Vereinbarungen (etwa Türkei, Serbien oder Marokko, d. Red.)“, sagt eine Sprecherin der Arbeitsagentur.

CDU-Finanzexpertin Antje Tillmann (60) erklärt: „Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, dass Eltern im Ausland lebender Kinder Kindergeld erhalten.“ Da wären Kinder in Deutschland lebender Familien, „die nur kurzfristig im Ausland leben“, z. B. für ein freiwilliges soziales Jahr. „Eine andere große Gruppe besteht aus Kindern, die dauerhaft im europäischen Ausland leben und bei denen mindestens ein Elternteil in Deutschland erwerbstätig ist.“

CDU-Finanzexpertin Antje Tillmann (60) im Bundestag
Foto: picture alliance / dts-Agentur

► Tillmann: „Eine dritte Gruppe besteht aus den wenigen, ärgerlichen Missbrauchsfällen (…).“

Immer wieder Betrugsfälle

Die größte Summe im ersten Halbjahr 2024 ging wie auch zuvor nach Polen: 111 Millionen Euro. Laut Arbeitsagentur ist Polen „das häufigste Herkunftsland der zugewanderten Arbeitskräfte“. Rund 27 Millionen gingen auf Konten in Rumänien, 11 Millionen auf kroatische Konten. 480.601, 25 Euro gingen auf Konten in der Ukraine.

Die Kindergeld-Überweisungen gehen zurück auf EU-Regelungen. Mehrfach haben Bundesregierungen versucht, die Zahlungen zu kürzen und an die Lebenshaltungskosten in den jeweiligen Ländern anzupassen. Das hatte der Beschäftigungs- und Sozialausschuss des Europaparlaments zuletzt im November 2018 abgelehnt.

Und: immer wieder wird bandenmäßiger Betrug bekannt, z. B. 2018, als kinderreiche Familien gezielt aus Bulgarien nach Dortmund geschleust wurden.

In Duisburg haben die Behörden jetzt durchgegriffen.

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