Schäuble-Appell in Energiekrise

„Dann zieht man halt einen Pullover an“

11.10.2022
Lesedauer: 4 Minuten
Quelle: BILD

Drastischer Appell von CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble (80) an die Deutschen, in diesen Kriegszeiten die Zähne zusammenzubeißen!

Im BILD-Talk „Die richtigen Fragen“ blickt der ehemalige Bundestagspräsident sorgenvoll in die nahe Zukunft und fordert die Deutschen im Interview dazu auf, Kerzen, Streichhölzer und auch eine Taschenlampe vorrätig zu haben.

Redet den Deutschen bei BILD TV ins Gewissen: CDU-Vordenker Wolfgang Schäuble
Redet den Deutschen bei BILD TV ins Gewissen: CDU-Vordenker Wolfgang Schäuble
Foto: BILD LIVE

BILD: Wir alle erleben eine immer größere Eskalation in diesem Ukraine-Krieg. Was passiert, wenn Putin Atomwaffen einsetzt?

Wolfgang Schäuble: „Wir dürfen uns von der Drohung ja nicht einschüchtern lassen. Es ist dann die Kunst, nichts zu tun, was zu einer noch weiteren Eskalation führen würde. Aber das wäre natürlich eine rote Linie, Nuklearwaffen zu nutzen. Und mit seinen Drohungen, diese Waffen einzusetzen, kratzt Putin längst an dieser roten Linie.“

Aber wie müssen wir reagieren, wenn Putin diese rote Linie überschreitet?

Schäuble: „Das ist eine schwierige Gratwanderung. Ich möchte jetzt nicht Bundeskanzler sein – und die Last dieser Entscheidung tragen! Klar ist aber: Wenn man einmal nachgibt, gibt man immer nach. Ich bin in meinem Leben immer gut gefahren damit zu sagen: Nein, ich lasse mich nicht erpressen.“

Kann Putin diesen Krieg verlieren?

Schäuble: „Das ist jetzt gar nicht mehr so unrealistisch. Wir sind in einer Situation, in der Putin schmerzlich einsehen muss, dass seine Armee auch nicht annähernd so leistungsfähig ist, wie er gedacht hat. Und vor diesem Hintergrund gibt es sicher viele Möglichkeiten zu sagen: ‚Putin, lass es lieber bleiben! Du zahlst einen hohen Preis!‘ Wir müssen darauf setzen, dass Putin am Ende doch rational kalkuliert. Bis jetzt setzt Putin seinerseits wohl darauf, dass wir alle zurückzucken unter seiner Drohung! Das dürfen wir nicht. Wir müssen begreifen, dass dieser Krieg auch unsere Sache ist!“

Sie glauben, das haben wir noch nicht begriffen?

Schäuble: „Nein. Das haben wir noch nicht so richtig begriffen. Trotz der Auswirkungen, die wir alle spüren: die fürchterliche Inflation und die hohen Energiepreise.“

Kann der Staat uns allen diese enormen Belastungen abnehmen?

Schäuble: „Man muss darauf setzen, dass man nur denen hilft, die es wirklich brauchen. Den anderen muss man auch mal sagen: Zur Not kannst Du dann eine Urlaubsreise mal nicht machen. Die Gefahr, die ich sehe ist, dass wir glauben, der Staat sei etwas, der seinen Bürgern bloß immer mehr liefern müsse. So eine Art Supermarkt, wo die Bürger Schnäppchenjäger sind. Nein! Wenn wir den Menschen suggerieren, dass alles unbegrenzt ist, betreiben wir Raubbau. Dann entsteht bei den Menschen der Eindruck: Der Staat kann alles. Das ist nicht nachhaltig!“

Finden Sie, wir Deutsche sind eine verwöhnte Gesellschaft?

Schäuble: „Klar, das sind wir doch alle. Ich auch. Wir müssen jetzt aber der Gefahr widerstehen, dass es immer so weitergeht. Die Deutschen werden sich wieder mehr anstrengen müssen!

Mir macht Sorge, dass so viele Deutsche gerade lieber weniger arbeiten wollen: zum Beispiel in Teilzeit und nie am Wochenende. Das wird nicht funktionieren. Denn überall fehlen Arbeitskräfte! Meine Erfahrung ist: Immer nur Spaß haben – das ist keine Lebenserfüllung.

Die Menschen müssen am Ende das Gefühl haben, es geht fair zu. Dass denen geholfen wird, die es wirklich brauchen. Deswegen war der Satz sehr missverständlich, dass ein Bäcker ja auch einfach mal seinen Betrieb einstellen kann. Das war ein kommunikativer Fehler von Herrn Habeck.“

In diesem Winter werden viele Deutsche frieren müssen…

Schäuble: „Dann zieht man halt einen Pullover an. Oder vielleicht noch einen zweiten Pullover. Darüber muss man nicht jammern, sondern man muss erkennen: Vieles ist nicht selbstverständlich.“

Strom ist nicht mehr selbstverständlich?

Schäuble: „Er kann auch mal ausfallen. Deshalb sollte man tatsächlich immer auch ein paar Kerzen, Streichhölzer und auch eine Taschenlampe zuhause haben.“

In diesen so ernsten Zeiten – können Sie da noch lachen?

Schäuble: „Ja klar, lachen befreit und entspannt. Wir haben keinen Grund zu resignieren.“

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