Neutral wie die Schweiz – in Deutschland eine Redewendung, in der internationalen Politik eiserne Regel.
Ausgerechnet der mächtigste Mann der Welt brachte jetzt kurzzeitig dieses nahezu unumstößliche Prinzip ins Wanken.
Auf einer Pressekonferenz beim Nato-Gipfel in Madrid machte US-Präsident Joe Biden (79) den deutschen Nachbarn plötzlich zum Beitrittskandidaten für das Militärbündnis.
Biden schilderte gerade, wie es zu der historischen Entscheidung gekommen war, Finnland und Schweden in die Nato aufzunehmen. Dabei passierte das Malheur. In einer Situation habe der finnische Präsident Sauli Niinistö vorgeschlagen, „die Regierungschefin der Schweiz wegen ihrer Beitrittsbestrebungen anzurufen“, sagte Biden.
Hoppla!
Biden korrigierte seinen Versprecher selbst
Der US-Präsident bemerkte seinen Versprecher sofort. „Die Schweiz, mein Gott … Ich habe offensichtlich wirklich sehr große Lust, die Nato zu erweitern“, scherzte er. Dann fügte er hinzu, er habe natürlich „Schweden“ sagen wollen.
Finnland und Schweden haben kürzlich wegen Russlands Großangriffs auf die Ukraine ihre Bündnisneutralität aufgegeben – und sich um eine Aufnahme in die Nato beworben. Ein Beitritt der Schweiz gilt hingegen als diplomatische Science-Fiction.
Biden ist seit Langem für seine Versprecher von kleineren Missgeschicken bis hin zu waschechten verbalen Entgleisungen bekannt. Ende Januar hatte er mit der Aussage irritiert, dass ein „kleiner Einmarsch“ Russlands in die Ukraine möglicherweise nicht die gleiche Reaktion der Nato auslöse wie eine Invasion.
Mancher Beobachter wertete das als Freifahrtschein des US-Präsidenten für Kreml-Tyrann Wladimir Putin (69). Später stellte Biden dann doch noch klar, dass jede russische Truppenüberschreitung der ukrainischen Grenze eine Invasion darstelle. Rund einen Monat später fiel Putin tatsächlich in die Ukraine ein.