Berlin – Grüne Dächer, Teiche und Versickerungsflächen sollen dazu beitragen, dass Wasser vor allem nach Starkregenfällen im Berliner Stadtgebiet gespeichert wird – um dann später verdunsten zu können. Das Konzept, das dahintersteht, nennt sich Schwammstadt Berlin. Doch obwohl das Schwammstadt-Konzept in Anbetracht des Klimawandels immer wichtiger wird, ist es bislang nicht Gegenstand der geplanten Novelle der Berliner Bauordnung.
Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage von FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja hervor. Immerhin ist geplant, in der neuen Bauordnung eine Begrünungspflicht für Dächer bis zu zehn Grad Dachneigung aufzunehmen. Danach sind Dächer bis zu einer Dachneigung von fünf Grad mit einer intensiven Begrünung zu gestalten. Dächer mit bis zu zehn Grad Dachneigung sind extensiv zu begrünen.
Ausgenommen von der Begrünungspflicht werden danach aber kleine Dächer mit einer Größe bis zu 30 Quadratmeter. Außerdem kann von einer Begrünung abgesehen werden, wenn diese einer anderen Verwendung des Daches entgegensteht: etwa dem Bau einer Photovoltaikanlage. Aktuelle Bauvorhaben sollen von der Dachbegrünungspflicht zunächst allerdings ausgenommen werden. „Aufgrund möglicher Auswirkungen auf die Kosten bereits laufender Projekte soll die Regelung erst 2024 in Kraft treten“, heißt es in der Antwort der Senatsverwaltung.
FDP fordert mehr Anstrengungen für den Klimaschutz
Die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für das Thema der Schwammstadt konnte nach Auskunft der Stadtentwicklungsbehörde deutlich verbessert werden. Bei der Entwicklung der neuen Stadtquartiere liege der Fokus neben der Versickerung insbesondere „auf Maßnahmen zur Verdunstung von Regenwasser“. Grundsätzlich werde bei Bauvorhaben privater und anderer Träger die Einleitung von Regenwasser in Kanäle und Gewässer seit Anfang 2018 durch die Senatsverwaltung stark eingeschränkt.
FDP-Mann Czaja reicht das nicht aus. „Der rot-grün-rote Senat hat sich Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben, doch ausgerechnet bei der Stadtentwicklung hat diese Koalition keine Idee, wie die Schaffung neuen Wohnraums mit den Klimaschutzzielen in Einklang gebracht werden kann“, sagt er. Dabei stehe Berlin vor großen Herausforderungen: „Immer öfter sorgen Starkregen-Ereignisse für Überschwemmungen und Hitzesommer heizen die Quartiere auf“, sagt Czaja. „Um die Klimaresilienz der Stadt zu stärken, müssen Flächen anders genutzt und Grünflächen in die Quartiere integriert werden.“
Innovativen Ideen von Projektentwicklern sollte sich der Senat nicht entgegenstellen, wie zum Beispiel der Überbauung von Regenrückhaltebecken. Czaja: „Hierzu bedarf es nun eines klaren Rahmens, damit bei der Umsetzung von neuen Wohnungsbauprojekten auch der Schutz vor Starkregen und hohen Hitzeereignissen mit eingeplant werden kann.“ Dachbegrünung und Nachverdichtung dürften nicht länger in Konkurrenz zueinander stehen – „hier gilt es, intelligente Anreize in Form von gemeinsamen Förderungen zu schaffen“, so der FDP-Fraktionschef.