Eskalation

Ausgleich für Verluste: Nordkorea schickt wohl Soldaten an Ukraine-Front

23.10.2024
Lesedauer: 8 Minuten
Satellitenbilder sollen Schützenhilfe beweisen: Angeblich schickt Nordkorea-Dikatator Kim Jong-Un, hier mit Putin-Vertrauten Sergej Schoigu, seine Soldaten für Russland in den Ukraine-Krieg. © KCNA/KNS/Uncredited/Airbus Defence and Space/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa/Montage

Kompensation für Verluste: Tausende Soldaten aus Nordkorea sollen in Russland für den Ukraine-Krieg üben. Ein Ende vom Krieg rückt damit in Ferne.

Update vom 22. Oktober, 10.58 Uhr: Angesichts der Berichte über Soldaten aus Nordkorea, die für Russland im Ukraine-Krieg kämpfen sollen, hat der US-Botschafter der Vereinten Nationen, Robert Wood, eine klare Haltung: „Wenn es stimmt, ist dies eine gefährliche und höchst besorgniserregende Entwicklung und eine offensichtliche Vertiefung der militärischen Beziehungen“ zwischen Kim und Putin. „Wir beraten uns mit unseren Verbündeten und Partnern über die Auswirkungen eines solch dramatischen Schrittes“, sagte Wood weiter.

Nordkorea-Soldaten im Ukraine-Krieg? Regierung weist Anschuldigungen zurück

Update vom 22. Oktober, 9.19 Uhr: Die Berichte über Soldaten aus Nordkorea im Ukraine-Krieg reißen nicht ab. Die Regierung der Volksrepublik hat nun die Anschuldigungen als „unbegründete Gerüchte“ zurückgewiesen. Die von Südkorea erhobenen Anschuldigungen zielten darauf ab, „dem Ansehen der Demokratischen Volksrepublik Korea zu schaden, und die legitimen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen zwei souveränen Staaten zu untergraben“, sagte ein Vertreter Nordkoreas beim Treffen eines Ausschusses der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York.

Weder die Nato noch die USA bestätigten bisher die Berichte über Soldaten aus Nordkorea im Ukraine-Krieg, warnten aber davor, dass ein solcher Schritt eine möglicherweise gefährliche Eskalation bedeuten könne. „Wir haben Berichte gesehen, dass die Demokratische Volksrepublik Korea Truppen entsandt hat und sich darauf vorbereitet, weitere Soldaten in die Ukraine zu schicken, um an der Seite Russlands zu kämpfen“, sagte Robert Wood, US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, vor dem Sicherheitsrat. „Sollte dies zutreffen, stellt dies eine gefährliche und äußerst besorgniserregende Entwicklung dar“, fügte er hinzu.

Soldaten aus Nordkorea im Ukraine-Krieg: Sorge im Westen wächst

Update vom 21. Oktober, 15.10 Uhr: Mit Blick auf die mögliche Entsendung von nordkoreanischen Truppen in die Ukraine äußerte sich eine Sprecherin des Auswärtigen Amts vor Journalisten in Berlin. Man beobachte schon länger eine immer engere Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea und rufe Nordkorea mit Nachdruck dazu auf, jegliche Form der Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu unterlassen, hieß es. „Es ist auch etwas verzweifelt, wenn jetzt auf nordkoreanische Fähigkeiten rekurriert werden muss“, fügte sie hinzu. „Und dass das eine Form der Eskalation wäre, ist natürlich völlig klar.“

Update vom 21. Oktober, 10.35 Uhr: Soldaten statt Raketen: Der mögliche Aufmarsch von einem Söldner-Heer aus Nordkorea an der Ukraine-Front sorgt bei der Nato für Unruhe. „Sollte Nordkorea Truppen entsenden, um an der Seite von Russland in der Ukraine zu kämpfen, würde dies eine erhebliche Eskalation darstellen“, warnte Nato-Generalsekretär Mark Rutte nach einem Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol mit.

Dieser hatte am Freitag mitgeteilt, dass nach Erkenntnissen des Geheimdienstes seines Landes bereits nordkoreanische Truppen in Russland seien. Satellitenaufnahmen sollen das angeblich beweisen. Bislang hatte sich Rutte zurückhaltend gezeigt. Doch die Hinweise verdichten sich. Am Montag bestellte Südkorea den russischen Botschafter ein.

Eskalation im Ukraine-Krieg befürchtet: Nordkorea-Soldaten mischen wohl an der Front mit

Update vom 21. Oktober, 9.44 Uhr: Die mögliche Entsendung von Soldaten aus Nordkorea an die Ukraine-Front hat jetzt ein diplomatisches Nachspiel: Südkoreas Außenministerium bestellte Russlands Botschafter in Seoul ein. Bei dem Treffen übermittelte Vize-Außenminister Kim Hong Kyun dem Diplomaten Georgi Sinowjew sein Bedauern über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Sinowjew lehnte dem Bericht zufolge einen Kommentar ab.

Am Freitag hatte Südkoreas Geheimdienst NIS (National Intelligence Service) die Armee Nordkoreas beschuldigt, bereits rund 1500 Soldaten als Unterstützung für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine entsandt zu haben. Diese sollen vor allem bei der Kursk-Gegenoffensive eingesetzt werden. Die Soldaten sind laut NIS in russischen Schiffen nach Wladiwostok transportiert worden, wo sie mutmaßlich auf einen Einsatz im Ukraine-Krieg vorbereitet werden. Insgesamt soll sich Nordkorea dazu entschieden haben, rund 12.000 Soldaten zur Unterstützung zu schicken, darunter auch Spezialeinheiten. Eine offizielle Bestätigung für die Vorwürfe gab es bislang nicht.

Nordkorea-Soldaten an der Ukraine-Front: Selenskyj fordert Reaktion der Nato

Update vom 21. Oktober, 7.16 Uhr: Beunruhigende Nachrichten von der Ukraine-Front: Nordkorea soll angeblich die Verluste von Russland mit eigenen Soldaten ausgleichen. Nach der Veröffentlichung von möglichen Video- und Satellitenaufnahmen hat der ukrainische Präsident erneut eine entschiedene Reaktion des Westens auf die Einmischung eines Drittstaates gefordert. „Wir müssen reagieren und gegensteuern. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Böse weiter zunimmt“, sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft.

„Wenn die Welt jetzt schweigt und wir an der Front genauso regelmäßig mit Soldaten aus Nordkorea konfrontiert werden, wie wir uns gegen Drohnen verteidigen, nützt das niemandem auf dieser Welt und verlängert nur diesen Krieg.“ Doch bei der Nato zeigt man sich angesichts der möglichen neuen Lage im Ukraine-Krieg noch stark zurückhaltend.

Ausgleich für Putins Verluste: Nordkorea schickt Soldaten – Baerbock besorgt

Erstmeldung: Moskau – Mit falscher Identität und falschen Uniformen: Die mögliche Entsendung von zehntausenden Soldaten aus Nordkorea an die Ukraine-Front lässt international die Angst vor einer weiteren Eskalation im Ukraine-Krieg steigen. Nachdem sich zuletzt die Hinweise auf eine Militärkooperation mit Russland verdichtet hatten, warnte die ukrainische Regierung das Regime von Wladimir Putin vor dem Einsatz der Söldner in dessen Angriffskrieg.

Dies sei dann der „erste Schritt zum Weltkrieg“, zitierte der Nachrichtensender n-tv den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einer ersten Reaktion. Auch die deutsche Bundesregierung zeigt sich zunehmend besorgt angesichts der jüngsten Entwicklungen. Doch was ist dran an den Gerüchten?

Soldaten statt Raketen: Russland holt Soldaten aus Nordkorea an Ukraine-Front – Video aufgetaucht

Am Wochenende tauchte ein Video auf. Es soll beweisen, dass Soldaten aus Nordkorea bereits aktuell in Russland für den Einsatz im Ukraine-Krieg ausgebildet werden. Wie Newsweek berichtete, zeigt das Bildmaterial die Söldner auf dem Truppenübungsplatz Sergejewski in der fernöstlichen Region Primorje beim Empfang der nötigen Ausrüstung. Bereits zuvor hatte es viele Warnungen diverser Geheimdienste gegeben, dass Nordkorea mittlerweile nicht nur Raketen und Granaten für Putins Truppen schicken könnte, sondern auch ein großes Heer an Söldnern – zum Ausgleich für die horrenden Verluste an der Ukraine-Front.

Söldner aus Nordkorea: Baerbock zeigt sich über aktuelle Lage im Ukraine-Krieg besorgt

Unabhängig überprüfen ließ sich die Echtheit des Videos zunächst nicht. Doch nicht nur bei der ukrainischen Regierung wächst die Sorge vor einer neuen Eskalation. Auch die deutsche Bundesregierung nimmt die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg äußerst ernst. „Wir beobachten seit geraumer Zeit eine immer engere militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea, etwa in Form von Waffenlieferungen. Dies ist höchst besorgniserregend“, sagte ein Sprecher von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) der Nachrichtenagentur Reuters und fügte hinzu: „Wir fordern Nordkorea mit Nachdruck auf, jegliche Unterstützung für Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine unverzüglich einzustellen.“

Per Schiff nach Wladiwostok und dann nach Kursk – so schmuggelt Nordkorea die Soldaten

Geheimdienstberichte aus Südkorea und der Ukraine prangern seit Wochen an, dass Nordkorea Russland nicht nur mit Raketen, sondern auch mit Soldaten unterstützt. Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap sollen insgesamt 12.000 Soldaten nach Russland entsandt werden. Die Verlegung soll dabei per Schiff erfolgen. Erst am Freitag hatte der südkoreanische Geheimdienst NIS mitgeteilt, dass Pjöngjang zwischen dem 8. und 13. Oktober 1.500 Soldaten aus Chongjin, Hamhung und Musudan in Nordkorea nach Wladiwostok geschickt habe und dass eine zweite Gruppe in Kürze folgen werde. Aus der russischen Hafenstadt sollen die Söldner dann angeblich in Richtung Kursk gebracht werden. Die russische Region war vor wenigen Monaten von ukrainischen Truppen erobert worden.

Bei der Nato zeigte man sich aber noch zurückhaltend. Generalsekretär Mark Rutte wies darauf hin, dass es bisher keine Beweise für eine Präsenz nordkoreanischer Soldaten in Russland gebe. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin äußerte sich ähnlich. Zwar gab es zuletzt Berichte, wonach angeblich an der Kursk-Front mehrere Nordkorea-Soldaten desertiert sein sollen, doch auch diese Information ließ sich bislang nicht verifizieren.

Nordkoreaner an Ukraine-Front: Russland muss Verluste im Angriffskrieg ausgleichen

Nach neuesten Informationen aus Südkorea verfügt Nordkorea über 1,28 Millionen aktive Soldaten und hat die Entwicklung von ballistischen Raketen und eines Atomwaffenarsenals vorangetrieben. Der Vorteil für Putins Truppen: Nordkorea und Russland verbindet eine jahrzehntealte Kooperation. Die Nordkoreaner sind durchweg auf alten sowjetischen Waffensystemen geschult und könnten relativ schnell für den Einsatz an der Ukraine-Front vorbereitet werden.

Für Russland ist das auch wichtig. Zwar konnten die Streitkräfte zuletzt einige Geländegewinne verzeichnen. Doch sie bezahlten die Eroberungen von Dörfern und Regionen mit hohen Verlusten. Schätzungen zufolge verlor Moskau in seinem Angriffskrieg seit Kriegsbeginn rund 678.520 Soldaten auf den Schlachtfeldern. Die USA warnten Nordkoreas Machthaber bereits, dass die Söldner ebenfalls Kanonenfutter werden könnten.

Nachschub an Nordkorea-Soldaten lässt Hoffnung auf Ende vom Ukraine-Krieg schwinden.

Der Nachschub an nordkoreanischen Söldnern als Ausgleich für die hohen Verluste ist aus russischer Sicht deshalb äußerst dringend. Die Einmischung von Soldaten aus einem Drittstaat wäre aber ein absolutes Novum im Ukraine-Krieg. Vor diesem Hintergrund warnte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha am Samstag in Kiew, dass die Entsendung der Soldaten eine erhebliche Eskalation des Konflikts bedeuten. Zwar hatte Präsident Selenskyj in den vergangenen Wochen seinen Siegesplan vorgestellt und damit auch durchaus Spekulationen auf ein baldiges Ende vom Ukraine-Krieg geweckt. Doch sollten sich die Berichte über eine Einmischung aus Nordkorea bestätigen, könnte die aufkeimende Hoffnung sofort wieder zunichtegemacht sein. (jkf)

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