Als „Drittkandidat“ verzeichnete Robert F. Kennedy einen so großen Zulauf, dass er das Rennen ums Weiße Haus noch enger machte. Jetzt unterstützt er Donald Trump. Zu seinen Gründen zählen Verschwörungstheorien. Trump und Kennedy treten gemeinsam in Arizona auf.
Robert F. Kennedy Jr. hat sich aus dem Rennen um das Weiße Haus zurückgezogen und unterstützt fortan seinen Rivalen Donald Trump. Dafür, so der Neffe von John F. Kennedy, bekomme er bei einem erneuten Wahlsieg des Ex-Präsidenten möglicherweise einen Regierungsposten.
„Das ist eine Riesensache. Wir haben eine sehr schöne Wahlempfehlung von RFK bekommen“, erklärte Trump bei einem Auftritt am Freitag in Las Vegas.
Bei einem darauffolgenden Auftritt Trumps im US-Bundesstaat Arizona stand Kennedy dann an seiner Seite. „Wir standen etwas auf entgegengesetzten Seiten“, empfing Trump seinen Gast auf der Bühne im Bundesstaat Arizona. Kennedy sei ihn im Wahlkampf ein paar Mal angegangen, das habe ihm nicht gefallen. „Aber er ist eine phänomenale Person, ein phänomenaler Mann.“
„Bobby, Bobby“-Sprachchöre
Nun erklärte Kennedy vor jubelnden Trump-Anhängern, er habe mit dem 78-Jährigen „nicht über die Dinge gesprochen, die uns trennen, denn wir sind nicht in allem einig, sondern über die Werte und Themen, die uns verbinden“. Das Publikum feierte ihn mit „Bobby, Bobby“-Sprachchören – seinem Rufnamen.
Für den Republikaner ist Kennedys Ausstieg eine gute Nachricht. Kennedy drohte ihm in umkämpften Bundesstaaten wie Michigan wertvolle Stimmen wegzunehmen. Weil das Rennen zwischen Trump und US-Vizepräsidentin Kamala Harris äußerst knapp wird, kommt es am 5. November in den Swing States auf einige zehntausend Wähler an.
Kennedy begründete seinen Rückzug mit Angriffen auf die freie Rede, mit Russlands Krieg in der Ukraine und mit „dem Krieg gegen unsere Kinder“. Die Demokratische Partei als auch die US-Medien machte er als Schuldige aus. Diese Anliegen seien es, wegen derer er nun Trump seine Unterstützung anbiete. Er wetterte gegen die „Macht“ der Pharmafirmen, die für „chronische Krankheiten“ verantwortlich seien, er kritisierte „die Korruption im Regierungsapparat“ und „die Sucht nach Krieg“ der Regierung des Demokraten Joe Biden.
Unterstützung für Trump – ein „schwieriges Opfer“
Der 70-Jährige gab zu, dass seine Entscheidung zur Unterstützung von Trump „ein schwieriges Opfer für meine Frau und meine Kinder sind“. Nach Informationen der „New York Times“ soll Kennedys Frau, die Schauspielerin Cheryl Hines, in privaten Gesprächen Bedenken wegen des Schritts ihres Mannes ausgedrückt haben.
Beim Kennedy-Clan, bis heute Elite der Demokratischen Partei, löste bereits der Austritt des Sohns von Robert F. Kennedy aus der Partei und der Antritt als unabhängiger Kandidat laute öffentliche Kritik aus. Vier seiner Geschwister verfassten vergangenen Oktober einen offenen Brief, in dem sie die Kandidatur als „gefährlich für unser Land“ bezeichneten. „Bobby mag den Namen unseres Vaters tragen, aber er besitzt nicht dieselben Werte, die Vision oder das Urteilsvermögen.“
Am Freitag veröffentlichten die Kennedys ein weiteres Statement. Die Unterstützung für Trump sei „ein Verrat an den Werten, die unserem Vater und unserer Familie so viel bedeuten. Dies ist ein trauriges Ende einer traurigen Geschichte“.
Kennedy verbreitete falsche Informationen über Impfungen
Es ist unklar, welchen Posten Kennedy unter Trump bekäme. Der studierte Jurist, der jahrelang heroinabhängig war, sieht sich als Gesundheitsexperte. Er saß viele Jahre einer umstrittenen Organisation vor, die gegen die Impfung von Kindern ist. Er forderte während des Wahlkampfs unter anderem, Schulen die finanzielle Unterstützung zu entziehen, wenn sie an Impfprogrammen teilnehmen – was in den USA jede Schule gesetzlich tun muss. Kennedy verbreitete zudem nachweislich falsche Informationen über die Folgen von Impfungen.
Bei seinem Auftritt am Freitag verbreitete er zudem die Verschwörungstheorie, dass Russlands Krieg in der Ukraine Schuld des Westens sei. Der habe nach dem Kalten Krieg ost- und mitteleuropäische Länder in die Nato gezwungen und Russland damit provoziert. Auch hätte die US-Regierung sich dem Friedensvertrag von Minsk verweigert, der bekanntlich Wladimir Putins Angriff der Ukraine nicht verhindert hat.
Wie wichtig Kennedys Unterstützung für Trump sein könnte, zeigte eine aktuelle Umfrage von „Detroit News“. In Michigan sind sechs Prozent der Wähler noch unentschieden, wem sie ihre Stimme geben. Harris und Trump liegen dort nur 0,3 Prozentpunkte auseinander. Kennedy kam in dem Bundesstaat bis zu seinem Ausstieg auf rund fünf Prozent. Andererseits könnte dessen Überlaufen zu Trump aber auch den Effekt haben, dass sich unabhängige Wähler den Demokraten zuwenden. Kennedys jahrelanges Engagement für Klima- und Umweltschutz beispielsweise ist überhaupt nicht vereinbar mit der Politik des Republikaners.
mit dpa